Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
habe ein, zwei Teile mitgenommen und sie erhitzt.« Er deutete auf seinen Amboss.
»Und Sie ihm wiedergebracht?«
»Natürlich.« Er überlegte kurz: »Ach, daher weht der Wind! Sie denken, ich hätte die Lanze präpariert. Ja schauen Sie nicht so. Ganz Kaltenberg redet darüber. Ganz Kaltenberg weiß, dass Sie hier unterwegs sind. Das ist eine kleine Welt hier und eine geschwätzige. Alle denken, der Unfall war kein Unfall.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Winterschlaf beendet! »Sie sind ja nicht bei Trost! Wieso sollte ich einen der Ritter verletzen wollen?«
Gerhard wartete irgendwie drauf, dass ihn gleich eine Grizzlytatze treffen würde.
Jo schob ihn sozusagen aus dem Aktionsradius des Bären.
»Ja, wieso sollte er? Er hat kein Motiv. Er ist doch so ein netter Kerl.«
»So ein netter Kerl!«, echote Gerhard. »Aber er ist der Erste, der sich mit Waffen auskennt. Vielleicht wurde er beauftragt. Nicht jeder Bär ist Winnie the Pooh oder der Bärenmarkebär! Den Mann behalte ich im Auge!«
»Der wäre aber schön blöd, dir das so auf die Nase zu binden.«
»Schon gehört: Angriff ist die beste Verteidigung. Wer offensiv mit den Dingen umgeht, wirkt unverdächtiger als der Zauderer«, belehrte sie Gerhard.
»Ja danke, Herr Kommissar. Und wo ist das Motiv?«
»Finden wir eins! So und jetzt weiter. Zu?«
»Zu Moritz, dem Narren!«, sagte Jo.
Gerhard stellte sich vor.
Moritz schaute in Richtung der Rittercontainer und riss die Augen auf.
Gerhard wiederholte seine Frage: »Sie waren am Dienstag backstage. Warum?«
Der Narr lächelte, schürzte die Lippen und wiegte den Kopf hin und her.
»Sakrament! Jetzt machen Sie den Mund auf!«
Nun sah der Narr bestürzt aus, nahm Gerhards Arm, um ihm den Puls zu fühlen. Er nickte, wie um sich selbst zu bestätigen, und tippte dann ganz schnell mit der Fußspitze auf.
Gerhard wusste selbst, dass er manchmal einen zu hohen Blutdruck hatte.
Er suchte Jos Blick, die zu Boden sah. Dann sah er den Mann scharf an. Der schaute noch immer besorgt-freundlich. War der Idiot taub? Da platzte Jo mit einer Lachsalve heraus. Sie verschluckte sich. Moritz klopfte ihr kräftig auf den Rücken. Dann sagte er in einer angenehmen und festen Stimme zu Gerhard:
»Entschuldigen Sie meine kleine Demonstration.« Er machte ein Verbeugung: » Enchanté , ich bin Moritz, der Narr. Heuer ist mein fünfundzwanzigjähriges Strumpfhosen-Jubiläum. Ich firmiere auch beim Finanzamt offiziell als Narr. Das ist übrigens nicht das Schlechteste! Ich habe mir das Reden abgewöhnt. Reden ist die Sprache des Geistes. Schweigen die des Herzens. Die der Unmittelbarkeit. Der Kinder. Übrigens: Mit Ihrem Herzen sieht es ganz gut aus, Sie haben doch genau verstanden, was ich Ihnen sagen wollte!«
»Ja, das habe ich. Tatsächlich.« Gerhard lächelte und sah Jo an. »Danke für das Attest mein Herz betreffend, ich glaube, da gibt es auch andere Ansichten. Aber würden Sie mir meine Frage der Einfachheit halber doch verbal beantworten? Waren Sie backstage?«
»Ja, tatsächlich. Ich war auf der Suche nach dem Fotografen.«
»Welchem Fotografen denn?«
»Peter Lustig. Der offizielle Turnierfotograf. Wir sind alle angehalten, also alle Teilnehmer, jede Gruppe, die in die Arena einzieht, Fotos machen zu lassen. Auch für die Homepage des Turniers, die unsere verehrteste Frau Dr. Kennerknecht so trefflich zu gestalten vermag.« Er machte eine höfische Verbeugung in Jos Richtung.
»Und haben Sie ihn gefunden?«, fragte Gerhard.
»Nein, aber da war ein anderer Fotograf«, sagte der Narr.
»Ein anderer?«
»Ja, tatsächlich, er hatte zumindest jede Menge Equipment dabei. Ich war selbst mal Fotograf, bevor ich der Narr wurde. Ich bin also in der Lage, diesen ehrwürdigen Berufsstand zu identifizieren! Brauchen Sie mich dann noch, werter Kommissar? Ich hätte noch einige Pflichten zu erledigen.«
»Herr Narr, ich danke für Ihre Auskünfte. Auf Wiedersehen. Ich muss auch.« Gerhard packte Jo an der Schulter und schob sie rüde weiter.
»Spinnst du? Was soll das, den Moritz einfach so stehen zu lassen!«
»Was ist mit dem Fotografen?«, fragte Gerhard eindringlich.
»Das dürfte dieser Typ gewesen sein, der diese Miedermodels fotografiert hat. Der hatte irgendwie einen sehr guten Draht zu Marco, denn normalerweise machen wir so was kurz vor dem Turnier nicht. Die kennen sich irgendwoher. Der spricht auch französisch völlig ohne Akzent.«
»Miedermodels?«
»Ja, nahezu unbekleidete
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