Eisenherz - Förg, N: Eisenherz
gehört.«
»Jo?«
»Just jene!«
»Evi, bitte! Es reicht jetzt.«
»Dem jungen Ritter, der verletzt wurde, geht’s gut. Er ist außer Lebensgefahr. Hat wohl extrem viel Blut verloren, aber die inneren Verletzungen sind minder schwer. Er wird wieder ein ganz normales Leben führen können und später auch wieder als Stuntman arbeiten.«
»Dann suchen wir keinen Doppelmörder. Auch schon was«, sagte Baier trocken und schickte hinterher: »Wenn es überhaupt der Gleiche ist! Wie wäre das, Kollegen: Einer mag keine Ritter, und ein anderer mochte Lepaysan nicht. Weinzirl hat uns den Floh ins Ohr gesetzt, das wäre ein und derselbe Fall.«
»Bitte nicht!«, rief Evi. »Und außerdem, meine Lieben, können wir vielleicht zur Erhellung oder auch zur zusätzlichen Verwirrung beitragen.«
Evi lachte und gab Melanie ein Zeichen. Die berichtete von Verbier, der tatsächlich am Montag in Kaltenberg gewesen war. Aber dann war der Mann an den Münchner Flughafen gefahren, hatte dort im Airport-Kempinski übernachtet und war am Dienstag mit der ersten Maschine nach Paris geflogen. Wo er bis Donnerstag gewesen war, genauer war er im Disneyland, um dort eine Show vorzubereiten. Und da gab es eine ganze Latte von Zeugen, die das bestätigten. Schade, der war raus!, dachte Gerhard. Dabei hätte ihm ein Froschfresser als Mörder so gut gefallen.
Er bedachte Melanie mit großem Lob, und Baier grunzte: »Sauber, Madel!«
Melanie strahlte, das war ein Ritterschlag, Baier hatte sie geadelt. Ein Lob von Brummbär-Baier.
Evi war an der Reihe, und deren Geschichte war hörenswert. Miroslav Havelka war nach Auslieferung der Lanzen sofort wieder nach Tschechien gefahren, was er mit Tankquittungen und einer Rechnung für ein »Pickerl« bei den Ösi-Ausbeutern zu belegen suchte. Aber nun kam’s: Auf der präparierten Lanze befanden sich seine Fingerabdrücke, was logisch war und erst mal nicht verwerflich. Aber auch auf dem Stativ waren seine Fingerabdrücke. Bevor aber ein aufgeregtes Gespräch entbrennen konnte, hob Evi die Hand. Wie ein Dirigent. Silentio! Doucement! Da waren noch andere Fingerabdrücke auf dem Stativ gewesen. Sie machte eine Kunstpause. Zwinkerte Melanie zu. Die Abdrücke stammten von Schmoll, Sebastian Schmoll. Erpresst von Lepaysan und gebeutelt von der dramatischen Gattin.
»Was sagt ihr nun?« In Evis Blick lag Triumph, so als hätte sie eine Olympiamedaille gewonnen.
»Sauber, Madel!«, sagte Baier erst mal, und dann ging das wilde Spekulieren los. »Tankquittungen, Pickerl, geschenkt. Kann der sonst wo herhaben!«, meinte Baier.
»Dass der Mann auf den Lanzen Abdrücke hinterlassen hat, ist ja klar. Ganze Massen müssen das sein. Aber wie bitte schön kommen die auf das Stativ?«, fragte Gerhard.
»Soll der uns erklären, der Tschusch!« Baier wippte auf seinem Stuhl und wirkte auf einmal so energiegeladen.
»Ein bisschen befremdlich finde ich bloß, dass es nun schon wieder zwei Verdächtige gibt. Havelka und Schmoll. Was machen dem seine Abdrücke bitte schön auf dem Stativ?« Evis rote Backen standen ihr wirklich sehr gut.
»Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Wir erinnern uns. Schmoll geht, der Biobauer und die Mädels gehen etwa gleichzeitig. Einer lauert hinter Säulen. Schmoll! Ist eben doch wieder zurückgekommen«, sagte Baier.
»Oder ganz anders: Schmoll geht, der Biobauer und die Mädels gehen, und der Säulenheilige ist der Tschusch. Weil er seine Belege fingiert hat«, rief Evi.
»Der ist die ganze Zeit da gewesen und hat auch den Kollegen Weinzirl geschubst.« Baier grinste.
»Auch schön! Es gäbe noch eine Theorie: Schmoll geht, Bio und die Mädels auch. Schmoll retour und ermordet Lepaysan. Dieser Lepaysan hat zufällig auch in Kaltenberg fotografiert. Wo ein gewisser Havelka, der Tschusch, den Ritter auf dem Gewissen hat. Doch zwei Fälle, Kollegen.« Gerhard setzte ein triumphierendes Gesicht auf.
»Weinzirl! Sie haben uns das mit Kaltenberg eingebrockt!« Baier drohte ihm mit dem Finger.
»Ich weiß. Ich wollte euch lediglich demonstrieren, dass wir uns nicht in die Irre führen lassen dürfen. Zu früh eingleisig fahren. Aber ich glaube nicht an solche Zufälle. Sie, Baier?«
»Man hat schon Pferde vor Hubers Bahnhofsapotheke in Peißenberg kotzen sehen.«
»Schade, dass es keine Abdrücke von Schmoll auf einer Lanze gibt. Dann hätten wir den Zusammenhang und könnten jetzt Feierabend machen.« Gerhard grinste. »Aber«, auch er machte eine dramatische Pause. »Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher