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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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ersten Turnier 1980 innegehabt hatte. Damals hatte Holzer in Weil ganz in der Nähe von Kaltenberg gelebt. Er hatte dort eine Spenglerei gehabt.
    »Jo sagt, man erzähle sich, dass das so eine Art soziales Projekt vonseiten der Kaltenberger gewesen sei. Holzers Frau muss kurz vorher an Krebs gestorben sein. Er sollte abgelenkt werden, eine Aufgabe bekommen. Er muss dann später weggezogen sein, sagt Jo.«
    »Ja, das wissen wir inzwischen«, sagte Baier. »Hubert Holzer ist 1989 nach Rottenbuch umgezogen. Hat dort wieder eine kleine Spenglerei eröffnet. Er und seine Enkelin Stephanie gelten als besonders nette Mitbürger. Er ist sehr engagiert in diversen Gremien, im Tourismusverband, hat bis zu seiner Pensionierung auch immer Kindergartenkindern und Schulklassen erklärt, was ein Spengler so treibt. Seine Enkelin Steffi war in Garmisch auf dem Gymnasium St. Irmengard und hat im Mai Abitur mit 1,2 gemacht und deshalb auch von der Schule und vom Bürgermeister einen Preis bekommen. Da gibt’s auch Artikel aus den Schongauer Nachrichten und dem Kreisboten. Sah gar nicht aus wie ‘ne Streberin«, fügte er noch hinzu.
    »Ist sie auch nicht. Ich kenne Steffi Holzer, sie ist Jos Assistentin in Kaltenberg. Sehr apartes und sympathisches Mädchen«, sagte Gerhard.
    Baier schnaufte tief. »Gut, und was wissen wir über die sonstigen Vorfälle in Kaltenberg? Hat Frau Kennerknecht da was rausgefunden?«
    »Ja.«
    »Herrschaft Zeiten. Haben Sie die Ich-lass-es-mir-aus-der-Nase-ziehen-Krankheit? War Holzer an dem Tag da, wo die Ritter gekotzt haben?«
    »Ja, Jo hat Hugo gefragt. Der ist sich ganz sicher. Holzer hat ihnen zusammen mit dem Chef des Bräustüberl das Tablett gebracht.«
    »Herrschaft Zeiten!«
    »Kann Zufall sein!«, sagte Evi.
    »Und als der Gaul, dieser Stunt-Zosse, verschwunden ist?«
    »War er auf jeden Fall auf dem Gelände oder eben nicht. Er war über Piepser eine Weile nicht erreichbar, weil er Material in einem Baumarkt holen musste.«
    »Herrschaft Zeiten. Zufall, Frau Straßgütl?«
    »Beweist auch nichts, aber ich hätte auch noch was beizutragen. Ich weiß, wer den Ritter verprügelt hat. Das war vor dem Hotel in Weil. Die Wirtin war sich ganz sicher, weil ihr Mann dazwischengegangen ist. Jedenfalls waren das ein Max Veit und ein Benno Dietrich. Und wisst ihr was? Der eine war mal Lehrling bei Hubert Holzer, der andere hat sein Geschäft übernommen, als er 1989 weggezogen ist.«
    »Interessant, Herrschaft Zeiten! Warum prügeln Holzers ehemalige Mitarbeiter einen Ritter grün und blau?«
    »Es war irgendwas mit Eifersucht«, sagte Gerhard. »Der Ritter hat wohl einer Freundin von Veit oder Dietrich schöne Augen gemacht. Bleibt die Frage: Was hat das alles mit Holzer zu tun? Warum sollte er die Lanzen präpariert haben? Er war bei all den kleinen Unfällen vor Ort. Gut, aber das ist ja auch völlig normal, dass der Geländespengler in der heißen Vorbereitungsphase vor Ort ist, oder?«
    »Ja. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, selbst wenn wir ein Motiv hätten, haben wir doch nichts in der Hand. Holzer war da, ist aber keinem der Unfälle wirklich zuzuordnen. Er war im Lanzencontainer, aber auf dem Bild ist nichts zu sehen. Was für ein vages Konstrukt! Alles basiert nur auf Annahmen.«
    »Wir haben eine Chance: Antonia Gröbl muss Holzer auf dem Bild erkennen. Und sagen, dass das der Mann vor der Bräuwastlhalle war.«
    »Selbst dann! Damit kommen wir nie durch. Mitten in der Nacht, nach einem langen Arbeitstag will eine junge Frau in völliger Dunkelheit einen Mann erkennen. Jeder gute Anwalt zerreißt so was in der Luft«, schimpfte Evi, die mal wieder die Rolle der Schwarzseherin übernommen hatte.
    »Kollegen, was reden wir über ungelegte Eier! Herrschaft Zeiten, langsame Schritte bringen einen zum Gipfel. Erstens: Ich will ein Motiv. Zweitens: Es zählt nicht, was wir wissen und beweisen können. Es zählt, was Holzer glaubt, was wir wissen und beweisen können. So«, er erhob sich schwerfällig. »Ich geh jetzt. Es ist jetzt zweiundzwanzig Uhr. Wir sind alle platt. Rufen Sie die Gröbl weiter an, Frau Straßgütl. Wenn Sie irgendwas haben, melden Sie sich sofort. Tag und Nacht. Ansonsten sehen wir uns morgen um acht.«
    Es war halb acht, als sie sich alle trafen. Evi wirkte erhitzt. »Ich habe es bis zwei Uhr nachts probiert, dann bin ich eingeschlafen. Entschuldigung, ich …«
    »Der Schlaf der Gerechten steht uns zu«, unterbrach Baier sie. »Aber ich hab sie auch heute früh

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