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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Boot an den Klippen zerschellte. Ezra rechtfertigte sein Tun, indem er sich einredete, er vollende nur, was höhere Mächte bereits in die Wege geleitet hatten.
    Später, als alles vorüber war, überraschte es Ezra, dass es ihn keinen inneren Kampf gekostet hatte, Jakob die Hilfe zu verweigern. Es erschien ihm einfach wie die logische Fortsetzung dessen, was vorausgegangen war. Es war für ihn auch kein Mord, kein Verbrechen, keine Straftat. Vielleicht verdrängte er diesen Gedanken ganz einfach, vermied es, die angemessene Bezeichnung für das zu verwenden, was er vorhatte, weil es schändlich, brutal und erbarmungslos war.
    Als er zu Jakob zurückkehrte, hatte er das Auge geöffnet und blickte sich um. Es hatte den Anschein, als spürte er die drohende Gefahr. Die Hand, die vorher noch neben seinem Körper gelegen hatte, lag jetzt auf seiner Brust. Ein schwacher, kaum sichtbarer Atemhauch bildete sich vor seinem Mund. Jakob hatte lange mit dem Tod gerungen und anscheinend die Oberhand behalten. Seine Zähigkeit war unglaublich.
    Ezra beugte sich über ihn und zischte: »Sag mir von Matthildur, sag mir, was du mit ihr gemacht hast!«
    Das heile Auge glotzte ihn an, das andere hatte angefangen, sich unter der Blutkruste zu öffnen.
    »Wo ist Matthildur?«
    Jakob stierte ihn mit dem weit aufgerissenen Auge an. Die Lippen zitterten. Ezra hielt sein Ohr an Jakobs Mund.
    Im gleichen Augenblick griff Jakobs leichenkalte Hand nach seinem Kopf und presste ihn mit seinen schwachen Kräften an sich, während er drei Worte hervorstöhnte:
    Geh
    zum
    Teufel!
    Ezra riss sich los. Jakobs Hand fiel kraftlos nieder, und er verlor wieder das Bewusstsein.
    Ezra beschaffte sich zwei gleich hohe Kisten, auf die er den Sarg stellte. Er zog Jakob von seinem Brett herunter, der mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden des Sargs landete.
    Als er den Deckel auf den Sarg gelegt hatte, zog er einen Nagel nach dem anderen aus der Tasche und schlug sie ein. Den Gedanken an das, was er hier tat, schob er von sich weg. Dass er im Begriff war, einen wehrlosen Menschen zu töten. Diesen Gedanken würde er für den Rest seines Lebens verdrängen müssen.
    Ezra schlug gerade den letzten Nagel ein, als er hörte, dass sich die Tür öffnete. Jakobs Onkel war mit dem Bootsbesitzer gekommen, um die Leiche abzuholen. Der Bootsbesitzer machte Ezra Vorwürfe, weil er den Sarg zugenagelt hatte, bevor der Onkel Jakob noch einmal gesehen hatte, und befahl ihm, unverzüglich ein Brecheisen zu holen.
    Ezra war wie vom Donner gerührt und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Los, nun mach schon, nimm den Deckel wieder ab«, sagte der Bootsbesitzer.
    Ezra rührte sich nicht.
    »Du möchtest ihn doch bestimmt noch einmal sehen?«, fragte der Bootsbesitzer den Onkel, einen älteren, ärmlich gekleideten Mann in einer abgenutzten gefütterten Lederjacke und Gummistiefeln. Ihm war keine sonderliche Trauer um seinen Neffen anzumerken.
    Ezra starrte den Onkel entsetzt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand die Leiche sehen wollte.
    »Das ist nicht nötig«, sagte der Mann in der Lederjacke nach kurzem Überlegen, und Ezra atmete auf. »Er hat mir nicht besonders nahegestanden.«
    Der Onkel war mit einem Mann aus Djúpivogur gekommen, der ein kleines Boot besaß. Zu dritt bugsierten sie den Sarg aufs Boot und bedeckten ihn mit einer Segelplane, die sie festzurrten.
    Damit war es überstanden. Das Wetter hatte sich im Laufe des Tages erheblich gebessert. Das Boot tuckerte mit dem Sarg an Bord fjordauswärts. Der Bootsbesitzer schlug Ezra anerkennend auf die Schulter und dankte ihm dafür, sich so gut um Jakob gekümmert zu haben. Ezra murmelte etwas Unverständliches.
    Dann verabschiedeten sie sich.

Einundfünfzig
    Erlendur hatte erreicht, was er wollte, doch nun befielen ihn Zweifel, ob es richtig gewesen war, Ezra so hart anzugehen. Er war sich nicht mehr sicher, ob es tatsächlich notwendig gewesen war, die ganze Wahrheit zu hören. Er hatte den Ausführungen des alten Mannes schweigend gelauscht und gemerkt, dass Ezra nichts auslassen wollte, er wollte endlich die Wahrheit sagen und von allem berichten, was geschehen war, ohne Rücksicht darauf, wie schrecklich und schwierig das für ihn war. Doch sein ganzes Verhalten machte deutlich, dass er kaum je in eine schlimmere Situation geraten war, als endlich seine Tat einzugestehen.
    Erlendur wartete darauf, dass Ezra fortfuhr, aber der saß schweigend in seinem Korbstuhl in der Ecke und schien

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