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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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korrekt«, erklärte Hrund. »Sie hat mir gesagt, wie entsetzlich das Verschwinden von Matthildur für Ezra war, wie furchtbar es war, nichts tun, nichts sagen zu können – mit niemandem über Matthildur und das, was die beiden verbunden hatte, sprechen zu können.«
    »Ezra wusste, dass Matthildur Jakob verlassen wollte, und auf einmal verschwand sie«, sagte Erlendur. »Wusste noch jemand anderes von ihrer Beziehung?«
    »Nein, niemand. Sie hatten sie vollkommen geheim halten können.«
    »Und er hat niemals zu jemandem darüber gesprochen?«
    »Nein. Das, was er meiner Mutter erzählt hat, ist nie jemand anderem zu Ohren gekommen. Er wollte nicht, dass Matthildur in Verruf käme, wenn alle von ihrer Beziehung erführen. Er befürchtete, sie würde zu einer Person abgestempelt werden, die sie nicht war. Er war der Ansicht, dass ihre Liebe angesichts dieses tragischen Endes niemanden etwas anging. Es ist natürlich nicht ganz auszuschließen, dass trotzdem irgendwer mitbekommen hat, was sich zwischen den beiden abspielte oder dass vielleicht irgendjemand von Ingunns Sohn wusste, denn mit der Zeit wurde Jakobs Ruf immer schlechter. Und er war ohnehin schon nicht der beste gewesen.«
    »Und dann hat irgendjemand das Gerücht in die Welt gesetzt, dass sie ihn noch nach ihrem Tod verfolgt habe und dafür verantwortlich sei, dass er ertrunken ist?«
    »Ja.«
    »Und Ezra? Was hielt er von diesem Gerede?«
    »Er war sich sicher, dass Matthildur bei dem Unwetter ums Leben gekommen war. Etwas anderes hat er nie behauptet. Für ihn gab es keine andere Erklärung.«
    »Deine Mutter hat ihm geglaubt?«
    »Ja. Sie hatte keinen Grund, seine Worte anzuzweifeln.«
    »Matthildur hat zu Ezra gesagt, dass Jakob ein sehr eifersüchtiger Mensch war. Hat Ezra denn nicht geargwöhnt, dass Matthildur ihm von ihrer Beziehung erzählt hatte und dass das irgendwelche Folgen gehabt haben könnte?«
    »Das kann schon sein, meiner Mutter gegenüber hat er nichts dergleichen erwähnt. Aus irgendeinem Grund war er wohl überzeugt, dass Jakob nicht imstande gewesen wäre, ihr etwas anzutun. Er hatte sich mit den Tatsachen abgefunden, er trauerte um Matthildur, und das tut er wohl immer noch.«
    »Wieso war er davon überzeugt, dass Jakob ihr nichts antun würde?«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls war Jakob wohl der Einzige, der mehr über das Schicksal von Matthildur hätte sagen können. Und als er gestorben war, gab es vermutlich keine Chance mehr, der Sache jemals auf den Grund zu kommen.«
    »Aber du hast dich nie mit dieser Lösung zufriedengegeben.«
    »Nein. Nie.«

Vierundzwanzig
    Seine Mutter kommt vollkommen erschöpft wieder ins Tal. Ein neuer Sturm ist mit gleicher Wut hereingebrochen, und bei dem wilden Schneetreiben ist jegliche Suche aussichtslos. Alle Teilnehmer an der Suche kehren schließlich nach Bakkasel zurück und warten ab, bis das Schlimmste vorüber ist.
    Zwar lässt die Wirkung der Medikamente nach, die ihm der Arzt gegeben hat, aber er ist ruhiger als zuvor, er liegt im Bett, im gemeinsamen Zimmer der beiden Brüder. Immer noch durchzucken ihn Kälteschauer, so als würde er eine Grippe bekommen. Der Arzt kommt noch einmal zu ihm herein, nimmt seine Hand, sieht sich die Erfrierungen an und befühlt seine Stirn. Nickt und scheint zufrieden zu sein, sagt, er würde bald wieder auf den Beinen sein.
    Dann kommt seine Mutter herein und setzt sich zu ihm auf die Bettkante. Sie hat die Überziehhosen, die dicke Winterjacke und die hochgeschnürten Stiefel noch nicht ausgezogen und ist wie von einem Eispanzer eingehüllt. Das schmelzende Eis tropft auf den Boden. Sie ist bereit, sofort wieder in die Berge zu gehen, sobald das Wetter es zulässt. Sie gönnt sich keine Ruhe, will nur einmal kurz bei ihm hereinschauen, bevor sie sich daranmacht, für die Suchmannschaft zu sorgen. Sie muss den Leuten zu essen geben und mit den Organisatoren der Suche sprechen. Sie kennt sich in den Bergen oberhalb von Bakkasel aus und kann ihnen viele Ratschläge geben.
    »Wie geht es dir, mein Junge?«, fragt sie, und er spürt ihren eisernen Willen, ihre Kraft und Entschlossenheit und Zähigkeit, obwohl sie versucht, es so aussehen zu lassen, als stünde nichts auf dem Spiel, damit er sich nicht wieder aufregt.
    »Wie läuft es?«, fragt er.
    »Bis jetzt ist alles gut gelaufen, aber wir brauchen eine Ruhepause«, antwortet sie rasch. »Danach geht es mit gestärkten Kräften weiter. Hast du mit deinem Vater gesprochen?«
    Er nickt. Er ist eine

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