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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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eine alte Melkkanne beim Haus gefunden und zweckentfremdet. Sie stand in einer Ecke, der Boden war mit Wasser bedeckt, und da hinein wanderten Erlendurs Kippen. Neben dem Eimer stand ein simpler Klappstuhl, wie ihn die Leute beim Camping verwenden, und dort, wo der Boden trocken war, lagen ein paar Bücher.
    »Hier ist es ja wirklich urgemütlich«, entgegnete Bóas. »Könnte es sein, dass du eine besondere Vorliebe für Landstreicher hast? Wärst du vielleicht gern einer von denen?«
    Erlendur grinste und biss in das Teilchen. Der Kaffee war stark und kochend heiß, deswegen nippte er nur vorsichtig daran.
    »So schlimm ist es doch nun auch wieder nicht«, sagte er. »Danke für den Kaffee.«
    »Wohl bekomm’s. Sind dir irgendwelche Gespenster über den Weg gelaufen?«
    »Irgendwo gibt’s immer welche«, sagte Erlendur.
    »Für die Kinder war das hier ein Gespensterhaus«, sagte Bóas. »Das war, als Kinder noch draußen spielen wollten und wussten, was ein Gespensterhaus war. Sie kamen zum Spielen hierher, machten ein Feuerchen und erzählten sich Spukgeschichten. Das ist schon Jahre her. Wahrscheinlich haben sie auch hier rumgeknutscht oder sich hin und wieder Schnaps organisiert.«
    »An den Wänden sind ein paar Kritzeleien«, sagte Erlendur.
    »Ja, immer ist irgendwer in irgendwen verschossen. Jetzt kommt meines Wissens niemand mehr hierher. Abgesehen von dir natürlich.«
    »Und das ist nicht oft«, sagte Erlendur.
    »Ein schöner Ort. Wirst du noch länger bleiben?«    
    »Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur.
    »Ist dir hier nicht kalt?«
    »Nein, es geht.«
    »Du verzeihst einem alten Kerl wie mir diese Fragerei – ich will mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen«, sagte Bóas. »Aber ich habe mit anderen Fuchsjägern hier in der Gegend über das gesprochen, worüber wir uns unterhalten haben, ob Fuchsbaue und Rabennester etwas über den Verbleib deines Bruders verraten könnten. Es ist nichts dabei herausgekommen.«
    »Nein«, sagte Erlendur. »Damit hatte ich auch nicht gerechnet. Trotzdem vielen Dank.«
    »Und dein Fall? Wie geht es damit vorwärts?«, fragte Bóas.
    »Mein Fall? Meinst du Matthildur?«
    Bóas nickte.
    »Das ist wohl kaum ein Fall. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es kommt mir allerdings so vor, als ob dein Ezra vielleicht das Bild vervollständigen könnte.«
    »Inwiefern?«, fragte Bóas, neugierig wie immer.
    »Ich hatte so das Gefühl, als ich mich noch einmal mit Hrund unterhalten habe«, sagte Erlendur, der nicht vorhatte, Bóas mehr als das Notwendigste zu erzählen. Auf die Beziehung zwischen Ezra und Matthildur wollte er nicht eingehen, und deswegen spielte es keine Rolle, ob Bóas etwas davon wusste oder nicht. Das war die Privatsache der Beteiligten, und er wollte um keinen Preis irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen. »Aber das ist nur so ein Gefühl«, beeilte er sich hinzuzufügen, um die Bedeutung seiner Worte noch mehr abzuschwächen.
    »Meinst du, dass sich da irgendetwas abgespielt hat, was nicht astrein war?«
    »Es kommt mir so vor, als würdest du das glauben«, sagte Erlendur, um den Spieß umzukehren. »Sonst wärst du wohl nicht so bereitwillig auf meine Fragen nach Matthildur eingegangen. Soweit ich weiß, hast du mir seinerzeit gesagt, ich solle mit Hrund sprechen. Nachdem ich dir erzählt hatte, dass ich bei der Polizei bin.«
    »Ich weiß auch nicht mehr«, sagte Bóas, der jetzt einen Rückzieher machte. »Ich habe dir nur die Sache aus meiner Sicht erzählt. Ich weiß nicht, was damals geschehen oder nicht geschehen ist.«
    »Eine interessante Geschichte und nichts weiter?«, fragte Erlendur.
    »Meiner Meinung nach nichts weiter«, antwortete Bóas. »Du willst noch mal mit Ezra sprechen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur, der sich ziemlich sicher war, dass Bóas nicht nur mit Kaffee und Gebäck vorbeigekommen war, um seinem neuen Bekannten aus Reykjavík eine Freude zu machen. Insgeheim machte es ihm Spaß, dass Bóas so tat, als hätte er nicht das geringste Interesse an dem Fall, aber gleichzeitig vor Neugier platzte.
    »Wenn du möchtest, komme ich gerne mit«, schlug Bóas vor.
    »Nein, aber vielen Dank für das Angebot«, sagte Erlendur. »Ich möchte dich auf keinen Fall noch länger aufhalten.«
    »Ach was, das ist doch gar keine Sache«, beeilte Bóas sich zu sagen. »Ich kenne den Alten, ich könnte vielleicht etwas aus ihm herauslocken, was er dir nicht sagen würde.«
    »Nichts für ungut, aber daran habe ich

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