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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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seit meiner Begegnung mit ihm irgendwie meine Zweifel«, sagte Erlendur. »Außerdem weiß ich noch gar nicht so richtig, ob ich noch einmal mit ihm sprechen soll.«
    »Du sagst mir einfach Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann«, sagte Bóas und schickte sich an, zu gehen. Es war klar, dass er bei Erlendur nicht weiterkam.
    »Vielen Dank für den Kaffee und das Gebäck«, sagte Erlendur und begleitete ihn zur Tür, so als sei Bakkasel wieder sein Zuhause und nie verlassen worden.

Neunundzwanzig
    Diesmal hörte Erlendur keine Hammerschläge von unten aus dem Schuppen, und es kam niemand zur Tür, als er klopfte. Er klopfte dreimal und hielt sein Ohr an die Tür. Ezras Auto stand auf dem Hof, er hatte es nicht bewegt und es nicht vom Schnee befreit. Die Spuren im Schnee, die vom Haus auf den Hof und zum Schuppen führten, waren schon etwas älter, soweit Erlendur sehen konnte. Er stapfte zum Schuppen hinunter, wo Ezra bei seinem ersten Besuch den Trockenfisch weich geklopft hatte. Er drehte den Holzriegel zur Seite und schob die Tür auf, die abweisend knarrte. Drinnen war alles unverändert, der Stein, der Hocker und die getrockneten Fische. Außerdem bewahrte Ezra dort alles Mögliche auf, was sich in einem langen Menschenleben angesammelt hatte: Werkzeug und Gartengeräte, eine Sense, das Motorgehäuse eines Traktors, Radkappen und die verrostete Stoßstange eines Autos, das sehr alt gewesen sein musste. In einer Ecke war ein Holzstoß aufgeschichtet, und an zwei Nägeln hingen verschlissene Winteroveralls, die nach Erlendurs Einschätzung zu nichts mehr zu gebrauchen waren.
    Er ging zu dem Fisch, der zum Trocknen hing, riss sich ein Stück ab, schob es in den Mund und kaute darauf herum. Unterdessen sah er sich in dem Schuppen um und überlegte. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Ezra das Haus vor Kurzem verlassen hätte. Und er hatte auch keine frischen Autospuren bemerkt, als er zum Haus gefahren war. Er griff nach dem Hammer, den Ezra beim letzten Mal für den Fisch verwendet hatte, und wog ihn in der Hand.
    Erlendur nahm den Hammer mit, als er wieder hinauf zum Wohnhaus ging. Er klopfte noch ein weiteres Mal kräftig an die Tür, ohne Erfolg, und als er die Klinke hinunterdrückte, war die Tür verschlossen. Er erinnerte sich, dass das bei seinem ersten Besuch nicht der Fall gewesen war. Er rüttelte einige Male heftig an der Klinke, denn er war überzeugt, dass Ezra im Haus sein musste.
    Als Nächstes versuchte er, durch die Fenster ins Haus zu spähen, er rief Ezras Namen, erhielt jedoch keine Antwort. Rings ums Haus herrschten Stille und Schweigen, nur ein paar Vögel schwebten über ihm am Himmel. Er kehrte zur Haustür zurück, deren oberer Teil aus einem viergeteilten Fenster bestand, vor dem ein Vorhang hing. Erlendur wollte gerade eine der Scheiben mit dem Hammer einschlagen, als die Tür aufgerissen wurde und Ezra erschien.
    »Was machst du da mit meinem Hammer?«, stieß er hervor und starrte Erlendur wütend an.
    »Ich …«
    Weiter kam Erlendur nicht. Im Vergleich zu ihrer ersten Begegnung legte Ezra jetzt ein anderes, geradezu feindseliges Verhalten an den Tag.
    »Was willst du von mir?«, stieß er hervor.
    »Ich würde gern mit dir sprechen«, sagte Erlendur.    
    »Wolltest du dir hier mit Gewalt Zutritt verschaffen? Was machst du mit meinem Hammer?«
    »Ich dachte, dass dir vielleicht etwas zugestoßen wäre«, sagte Erlendur. »Es kam mir so vor, als müsstest du zu Hause sein. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Vielen Dank für deine Besorgnis«, sagte Ezra. »Lass mich gefälligst in Ruhe!«
    »Weshalb willst du …«
    Ezra knallte ihm die Tür so heftig vor der Nase zu, dass die kleinen Scheiben erzitterten. Erlendur blieb noch eine Weile vor der Tür stehen, dann drehte er sich um und ging wieder hinunter zum Schuppen, um den Hammer an seinen Platz zu legen. Er hatte Ezra keine Besorgnis vorgetäuscht. Als erfahrener Polizist wusste er, in welch gefährliche Situationen ältere, alleinstehende Menschen geraten konnten, und häufig genug waren sie dann nicht mehr imstande, irgendjemanden zu verständigen.
    Er sah sich noch einmal in dem Schuppen um und bemerkte ein Paar vorsintflutliche Holzski mit Lederbindungen und große Bambusskistöcke. So etwas hatte er lange nicht mehr gesehen, und er strich mit der Hand über die alten Skier.
    Auf einmal hörte er ein Knirschen im Schnee vor dem Schuppen, und ein grimmig aussehender Ezra tauchte in der Tür auf. Er hielt eine

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