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Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Eiseskälte: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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verstummt. Die Katze war unterdessen in die Küche gekommen und hatte Erlendur misstrauisch angestarrt, bevor sie es für unbedenklich befunden hatte, sich auf ihren Platz zu legen.
    Zum dritten Mal wiederholte Erlendur seine Frage, dann reagierte der alte Mann endlich, Ezra tauchte aus der Welt seiner Gedanken auf.
    »Was hast du gesagt?«
    »Und was geschah dann?«, fragte Erlendur.
    »Er hat gesagt, ich solle zu ihm nach Hause kommen.«
    »Bist du gegangen?«
    Ezra gab ihm keine Antwort.
    »Bist du zu ihm nach Hause gegangen?«, fragte Erlendur wieder.
    »Da schwang so ein Unterton mit in dem, was er sagte«, antwortete Ezra schließlich. »Ein widerwärtiger Unterton. Jakob war ein widerwärtiger Mensch. Und trotzdem … Trotzdem waren wir doch irgendwann einmal befreundet gewesen.«
    Jakob hatte eine Schachtel Zigaretten hervorgeholt und Ezra eine angeboten, er hatte dankend abgelehnt.    
    »Immer noch Nichtraucher?«, fragte er.
    »Ich habe es mir nie angewöhnen können«, sagte Ezra und versuchte zu lächeln.
    »Ich kaufe sie bei den Briten. Pall Mall, erstklassiger Tabak. Der Stjáni ist abgekratzt, davon hast du vielleicht gehört.«
    »Ja, natürlich habe ich davon gehört. Ist nicht morgen die Beerdigung?«
    »Ja. Ich muss das Grab bis morgen fertig haben. Was für ein Glück mit dem Wetter.«
    »Ja«, sagte Ezra und sah mit zusammengekniffenen Augen zur Sonne hoch. »Also, ich muss mich beeilen.« Er wandte sich um und wollte weitergehen.
    »Ich habe mehr Glück, als Matthildur hatte«, sagte Jakob.
    Ezra hielt inne.
    »Was hast du gesagt?«
    »Nett, dich getroffen zu haben«, sagte Jakob, so als wolle er sich verabschieden, aber Ezra rührte sich nicht vom Fleck.
    »Was hast du da über Matthildur gesagt?«
    Ezra war nicht wegen der Worte zögernd stehen geblieben. Das waren doch nur ganz alltägliche Floskeln ohne große Bedeutung. Es war Jakobs gutes Recht, das zu sagen, und es war auch völlig normal, dass er das sagte. Doch der Unterton, der in seinen Worten mitschwang, ließ Ezra aufhorchen. Denn er spürte sofort, was er zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich hätte ihn auch jede andere Bemerkung über Matthildur an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen, vor allem, wenn sie von Jakob kam. Doch der Unterton war nicht misszuverstehen, denn er enthielt eine Anschuldigung.
    »Ich hätte dir sehr viel über Matthildur zu sagen«, erklärte Jakob, immer noch in demselben anklagenden Ton. »Und darüber hätte ich gern mit dir gesprochen, aber es kommt mir fast so vor, als ob du mir aus dem Weg gehst.«
    »Ich gehe dir nicht aus dem Weg«, erklärte Ezra rasch. Vielleicht etwas zu rasch. Er überlegte, ob Jakob die Unruhe spürte, die ihn ergriffen hatte. Ob er sein Herzklopfen hören konnte.
    »Mir kommt es aber so vor. Eine Zeit lang warst du dauernd krank. Und dann war Schluss mit dem gemeinsamen Fischen, du hast dir Arbeit an Land gesucht. Man könnte meinen, ich hätte dir etwas getan. Man könnte meinen, wir wären keine Freunde mehr.«    
    »Du hast mir nichts getan«, sagte Ezra. »Natürlich sind wir Freunde.«
    Versuchte Jakob, den Spieß umzudrehen? Schließlich war Ezra es, der Jakob etwas angetan hatte. Er und Matthildur hatten Jakob hintergangen, hatten Freundschaft und Treue gebrochen. Wahrscheinlich war es verdächtig, dass er sich so zurückgezogen hatte. Jedes Mal, wenn er Jakob von ferne sah, hatte er eine andere Richtung eingeschlagen. Er hatte sich nach dem Verschwinden von Matthildur nicht mehr um seinen angeblichen Freund gekümmert, hatte ihm nicht beigestanden. Er war genau wie Matthildur einfach aus seinem Leben verschwunden. Das musste Argwohn erweckt haben, und genau das schien sich jetzt herauszustellen.
    »Dann ist es ja gut«, erklärte Jakob.
    »Was wolltest du mir über Matthildur sagen?«, fragte Ezra.
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast gesagt, du hättest mir sehr viel über Matthildur zu sagen.«
    »Das stimmt«, sagte Jakob. »Ich habe da an eine Gedenkfeier gedacht, oder … Na ja, eine Beerdigung kann man es wohl kaum nennen. Aber zuerst muss sie für tot erklärt werden, und das kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Bei so etwas darf nichts überstürzt werden. Bei solchen Fällen, verstehst du? Sie wird nicht mehr gefunden werden. Nicht nach all dieser Zeit.«
    »Das kann man nicht ausschließen«, sagte Ezra. »Jetzt hat die Schneeschmelze eingesetzt.«
    »Und dann …« Jakob zögerte.
    »Ja?«
    »Und dann ist da noch etwas anderes, was ich

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