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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Craig machte sich Sorgen um Sophie, die in Lukes Ford in der Garage saß und bestimmt erbärmlich fror. Aber ich darf jetzt nicht ungeduldig werden, dachte er. Ich muss warten. Über kurz oder lang bekomme ich sicher eine Chance …
    Vor einigen Minuten hatte Nellie gebellt – offenbar war jemand gekommen. Craigs Herz schlug höher vor Hoffnung, doch nur wenige Zentimeter entfernt von ihm hatten Nigel und Elton gestanden und miteinander geflüstert. Leider hatte er nicht verstehen können, worum es ging. Bestimmt verstecken die sich vor dem Besucher, dachte Craig. Er selber wäre am liebsten aus dem Schrank gestürmt und um Hilfe schreiend zur Tür gerast – aber ihm war kristallklar, dass man ihn, sobald er sein Versteck verließ, sofort packen und zum Schweigen bringen würde. Es war zum Verrücktwerden.
    Von oben ertönte plötzlich ein wüster Lärm. Es klang, als versuche dort jemand, eine Tür aufzubrechen. Dann polterte es im Treppenhaus, man hörte Geschrei und hastige Schritte, und kurz darauf knallte es wie ein Silvesterböller – oder aber wie ein Pistolenschuss –, und Glas zersplitterte. Craig erschrak und hatte furchtbare Angst: Bisher hatte die Bande mit ihren Waffen nur gedroht. Jetzt aber fingen die Gangster an, um sich zu schießen … Wo sollte das alles noch enden?
    Nach dem Schuss gingen Nigel und Elton in die Küche, ließen jedoch die Tür zur Stiefelkammer offen. Craig konnte Elton sehen: Er stand am gegenüberliegenden Ende der Küche und redete auf jemanden im Flur ein. Nach einer Weile kam er zurück, ging durch die Hintertür hinaus und ließ deren Tür sperrangelweit offen.
    Endlich konnte Craig sich ungesehen bewegen. Die anderen waren draußen im Flur – seine Chance war gekommen. Er schlüpfte aus seinem Versteck und schnappte sich die Ferrarischlüssel aus dem Schränkchen. Diesmal klappte alles problemlos.
    Mit zwei großen Sätzen war er auch schon zur Tür hinaus.
    Es hatte aufgehört zu schneien. Irgendwo hinter den Wolken brach allmählich der Tag an, sodass bereits alle Konturen in Schwarzweiß sichtbar waren. Links von Craig stapfte Elton durch den Schnee zum Gästehaus. Craig hoffte, dass er sich nicht umdrehte, wandte sich nach rechts und bog gleich darauf um die Ecke – nur um dort entsetzt innezuhalten.
    Nur wenige Meter vor sich hatte er Daisy erblickt.
    Glücklicherweise wandte auch sie ihm den Rücken zu. Offenbar hatte sie das Haus durch die Vordertür verlassen. Der Weg, auf dem sie ging, war geräumt – hier muss ein Schneepflug gefahren sein, während ich im Stiefelschrank hockte, dachte Craig. Daisy marschierte auf die Garage zu – und damit auch auf Sophie.
    Craig duckte sich hinter den Mercedes seines Vaters und spähte um einen Kotflügel herum. Er sah, wie Daisy das Ende des Gebäudes erreichte, den geräumten Weg verließ, um die Hausecke herumging und damit aus seinem Blickfeld verschwand.
    Er folgte ihr. So schnell es ging, stapfte er an der Vorderfront des Hauses entlang, am Esszimmer vorbei, wo Nellie mit den Vorderpfoten auf der Fensterbank stand, dann an der geschlossenen Haustür – und schließlich am Wohnzimmer mit dem funkelnden Christbaum, vor dem zu seiner Verwunderung eine alte Frau mit einem jungen Hund auf dem Schoß saß. Obwohl er sich fragte, wer das sein mochte, setzte er seinen Weg ohne Unterbrechung fort.
    Erst an der nächsten Ecke hielt er inne und beobachtete, wie Daisy auf die Seitentür der Garage zuhielt. Wenn sie reingeht, findet sie garantiert Sophie in Lukes Ford, dachte er.
    Daisy schob die rechte Hand in die Tasche ihrer schwarzen Lederjacke und zog ihre Pistole heraus.
    Hilflos sah Craig zu, wie sie die Tür öffnete.
     

07.45 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    In der Speisekammer war es kalt.
    Der Weihnachtstruthahn, der für den Kühlschrank in der Küche zu groß war, lag in einem Bräter auf einer marmornen Anrichte; Olga hatte ihn bereits bratfertig gefüllt und gewürzt. Zutiefst deprimiert fragte sich Miranda, ob sie das Festtagsmahl überhaupt noch erleben würde.
    Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrer Schwester und Hugo stand sie zusammengepfercht in einem Raum von nicht einmal einem Quadratmeter, umgeben von Gestellen voller Frischgemüse, einem Bord mit Pasta-Gläsern, Cornflakes-Schachteln, Dosen mit Thunfisch und Eiertomaten sowie gebackenen Bohnen.
    Am schlechtesten ging es Hugo, der anscheinend nur zeitweise bei Bewusstsein war. Er lehnte an der Wand, und Olga drückte sich in dem Bemühen, ihn warm zu

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