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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Michael Ross gehabt hätten. Dagegen lässt sich nichts einwenden, dachte Toni erleichtert. Sie haben die Gefahrensituation zwar ziemlich holzschnittartig dargestellt, aber immerhin zeigen sie auch, dass die Firma tut, was sie kann.
    Die letzte Einstellung von der Pressekonferenz war eine Nahaufnahme von Stanley Oxenford. Er wirkte seriös und verantwortungsbewusst und sagte: »... und in der Zukunft wird es uns auch gelingen, die Grippe, Aids und letztlich sogar den Krebs zu besiegen – und diejenigen, die das schaffen, werden Wissenschaftler sein wie wir und in Laboratorien wie den unseren in dieser Firma hier arbeiten.«
    »Das ist gut«, sagte Toni.
    »Wird damit dieser Dialog mit Osborne und sein Gerede von den infizierten Tieren aufgewogen?«
    »Ich glaube schon. Sie wirken sehr Vertrauen erweckend.«
    Auf den letzten Aufnahmen waren Kantinenangestellte zu sehen, die dampfend heiße Getränke an die Demonstranten im Schnee verteilten. »Toll – sie bringen die Bilder tatsächlich!«, sagte Toni.
    »Das habe ich gar nicht mitbekommen«, meinte Stanley. »Wer ist denn auf diese Idee gekommen?«
    »Ich.«
    Carl Osborne hielt einer Angestellten ein Mikrophon vor die Nase und fragte: »Diese Leute hier demonstrieren gegen Ihren Betrieb. Warum geben Sie ihnen Kaffee?«
    »Weil ’s hier draußen so kalt ist«, erwiderte die Frau.
    Toni und Stanley lachten über die Schlagfertigkeit der Mitarbeiterin und das positive Licht, das diese Szene auf die Firma warf.
    Der Nachrichtensprecher kam wieder ins Bild und berichtete: »Der schottische Ministerpräsident sagte heute Morgen in einer Stellungnahme: ›Ich habe heute früh mit den Verantwortlichen von Oxenford Medical, der Polizei von Inverburn und den regionalen Gesundheitsbehörden gesprochen und mich davon überzeugt, dass alles Menschenmögliche getan wird, um eine weitere Gefährdung der Öffentlichkeit auszuschließen.‹ Und nun zu den anderen Nachrichten.«
    »Mein Gott«, sagte Toni, »ich glaube, wir haben es geschafft.«
    »Heiße Getränke an die Demonstranten! Das war wirklich eine gute Idee! Wann ist Ihnen das denn eingefallen?«
    »In allerletzter Sekunde. Aber schauen wir noch, was die Engländer bringen.«
    In der Hauptnachrichtensendung wurde zuerst über ein Erdbeben in Russland und dann über den Tod von Michael Ross berichtet. Das Bildmaterial war ähnlich, doch fehlten die Einstellungen mit Carl Osborne, der nur in Schottland eine Medienpersönlichkeit war. Stanley wurde in einer kurzen Sequenz mit der Aussage zitiert: »Das Virus ist über die Artgrenzen hinaus nicht besonders ansteckend. Um Michael infizieren zu können, muss das Kaninchen ihn wohl gebissen haben.« Eine Stellungnahme des britischen Umweltministers in London war sehr zurückhaltend und mied jede Dramatisierung. Im Übrigen war der Bericht im gleichen unhysterischen Ton gehalten wie der schottische. Tonis Erleichterung war grenzenlos.
    »Gut zu wissen, dass nicht alle Journalisten so sind wie dieser Carl Osborne«, sagte Stanley.
    »Er hat mich zum Abendessen eingeladen«, sagte Toni und fragte sich im gleichen Augenblick, warum sie das erzählte.
    Stanley sah sie überrascht an. » Ha la faccia peggio del culo! «, sagte er. »So ein unverschämter Kerl!«
    Toni lachte. Wörtlich übersetzt bedeutete der Satz: »Sein Gesicht ist noch schlimmer als sein Hintern.« Sicher wieder einer von Martas Ausdrücken. »Er ist ein attraktiver Mann«, sagte sie.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Auf jeden Fall sieht er gut aus.« Erst jetzt merkte sie, dass sie es darauf anlegte, Stanley eifersüchtig zu machen. Hör auf mit diesen Spielchen, schalt sie sich insgeheim.
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Ich habe ihm natürlich einen Korb gegeben.«
    »Na, das beruhigt mich aber …« Stanley wirkte verlegen und fügte rasch hinzu: »Nicht, dass es mich etwas anginge, aber der ist Ihrer nicht wert. Da fehlen Lichtjahre.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernsehgerät zu und schaltete auf einen Nachrichtensender um.
    Ein paar Minuten lang sahen sie Bilder von russischen Erdbebenopfern und Rettungsteams. Toni fand es idiotisch, dass sie Stanley von Osbornes Einladung erzählt hatte. Andererseits – seine Reaktion darauf hatte ihr gefallen.
    Es folgte ein Bericht über die Ereignisse bei Oxenford Medical, und auch diesmal war die Reportage nüchtern und faktenorientiert. Stanley stellte den Fernseher ab und sagte: »Eine öffentliche Kreuzigung durch das Fernsehen ist

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