Eisfieber - Roman
beantwortete diese Fragen mit übertriebener Freundlichkeit. Er war ganz offensichtlich der Meinung, dass der Amateur Kit ihm gefälligst zu vertrauen habe.
»Machen wir uns auf die Socken, okay?«, sagte Elton. Er zog vier Overalls aus dem Seesack, die auf dem Rücken den Schriftzug Hibernian Telecom aufgedruckt trugen. Sie schlüpften hinein, und Kit sagte zu Daisy: »Deine Handschuhe passen aber nicht zu dem Overall.«
»Was für ’n Pech«, sagte sie.
Kit starrte sie kurz an, dann senkte er den Blick. Mit der gibt’s noch Ärger, dachte er, mir wär’s lieber, sie wäre heute Nacht nicht dabei … Er hatte Angst vor ihr – und er hasste sie. Er war fest entschlossen, ihr einen gewaltigen Denkzettel zu erteilen, zum einen, um seine eigene Autorität wiederherzustellen, zum anderen aber auch aus Rache für das, was sie ihm an diesem Vormittag angetan hatte. Eher früher als später war hier ein Showdown fällig, den Kit gleichermaßen fürchtete wie herbeisehnte.
Elton war gerade dabei, gefälschte Ausweise mit der Aufschrift »Hibernian Telecom – Wartungsdienst« zu verteilen. Kits Ausweis war mit dem Foto eines älteren Mannes versehen, der ihm nicht im Geringsten ähnelte. Der Mann auf dem Bild hatte schwarzes Haar, das die Ohren zur Hälfte bedeckte, und der Schnitt war, solange Kit zurückdenken konnte, noch nie modisch gewesen. Hinzu kamen ein schwerer Zapata-Schnauzbart und eine Brille.
Elton griff erneut in seinen Seesack und reichte Kit eine schwarze Perücke, einen schwarzen Schnurrbart und eine Brille mit schwerem Gestell und getönten Gläsern. Außerdem gab er ihm einen Handspiegel und eine kleine Tube Klebstoff. Kit klebte sich den Schnauzbart unter die Nase und stülpte sich die Perücke über. Sein eigenes Haar war mittelbraun und modisch kurz geschnitten, doch als er in den Spiegel sah, erkannte er, dass die Verkleidung sein Äußeres radikal veränderte. Elton hatte ganze Arbeit geleistet.
Kit vertraute ihm. Hinter seinem Humor verbarg sich knallharte Effizienz. Kit war überzeugt, dass Elton alles in seiner Macht Stehende tun würde, um den Job zu einem erfolgreichen Ende zu führen.
Kit hatte sich fest vorgenommen, den Werkschutzleuten, die schon zu seiner Zeit im Kreml gearbeitet hatten, möglichst fernzubleiben, war aber ziemlich zuversichtlich, dass sie ihn nicht erkennen würden, auch wenn er gezwungen sein sollte, mit ihnen zu reden. Er hatte seinen markanten Ring und die Uhr abgelegt, und seine Stimme konnte er verstellen.
Elton hatte auch an Verkleidung für Nigel, Daisy und sich selbst gedacht. Zwar waren sie den Leuten im Kreml völlig unbekannt, sodass sie nicht damit rechnen mussten, an Ort und Stelle identifiziert zu werden. Da die Wachen später aber der Polizei Beschreibungen der Eindringlinge geben würden, galt es sicherzustellen, dass diese keine Rückschlüsse auf die wahren Gesichter zuließen.
Auch Nigel trug jetzt eine Perücke. Sein eigenes Haar war sandfarben und kurz, das der Perücke grau meliert und kinnlang, sodass der Londoner mit dem Faible für legere Eleganz auf einmal wie ein alternder Beatle aussah. Auch auf Nigels Nase saß jetzt eine Brille mit altmodisch großem Gestell.
Daisys geschorenen Schädel bedeckte eine Perücke mit langen blonden Haaren. Gefärbte Kontaktlinsen verwandelten ihre hellblauen Augen in braune. Sie sah jetzt noch grässlicher aus als sonst. Kit hatte sich oft gefragt, wie ihr Sexualleben aussehen mochte. Einmal hatte er einen Mann getroffen, der behauptete, mit ihr geschlafen zu haben, doch das Einzige, was man aus ihm herausbekam, war die Bemerkung: »Ich bin immer noch voller blauer Flecken.« Daisy entfernte gerade die Stahlringe, die eine Augenbraue, ihre Nase und ihre Unterlippe durchbohrten, sah aber danach nur unwesentlich zivilisierter aus.
Für sich selbst hatte Elton die subtilste Verkleidung ausgesucht. Sie bestand lediglich aus falschen Zähnen, durch die er einen Überbiss bekam – und trotzdem hatte sich sein Äußeres total verändert. Aus dem hübschen Kerl war ein linkischer Strebertyp geworden.
Zum Schluss erhielten alle Baseballmützen mit dem Aufdruck Hibernian Telecom . »Die meisten Überwachungskameras sind ziemlich weit oben angebracht«, erklärte er. »Die Mützen mit den langen Schirmen sorgen dafür, dass man kein gutes Bild von euren Gesichtern bekommt.«
Sie waren fertig. Nach einem Augenblick, in dem sie einander nur wortlos ansahen, sagte Nigel: »Die Show kann beginnen.«
Sie
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