Eisfieber - Roman
verließen den Kontrollturm und stiegen die Treppe zum Hangar hinunter. Elton setzte sich ans Steuer des Lieferwagens, Daisy sprang auf den Sitz neben ihm, Nigel rutschte nach links außen. Da vorn kein Platz mehr frei war, blieb Kit nur die Möglichkeit, sich neben die Werkzeuge hinten auf der Ladefläche zu setzen.
Er wusste noch nicht, wie er reagieren sollte, als Daisy Elton auf die Pelle rückte und die Hand auf sein Knie legte. »Magst du Blondinen?«, fragte sie ihn.
Er starrte mit unbewegter Miene geradeaus. »Ich bin verheiratet.«
Ihre Hand wanderte über seinen Oberschenkel. »Ich wette, du willst mal ein weißes Mädchen. Zur Abwechslung. Hab ich Recht?«
»Ich bin mit einer Weißen verheiratet.« Er packte Daisy am Handgelenk und schob ihre Finger von seinem Bein.
Plötzlich erkannte Kit seine Chance. Das war eine Gelegenheit, es ihr heimzuzahlen! Obwohl das Herz ihm bis zum Hals klopfte, sagte er: »Setz dich hinten rein, Daisy!«
»Halt’s Maul, du Wichser!«, erwiderte sie.
»Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Ab mit dir!«
»Versuch doch, ob du mich da reinkriegst.«
»Okay, mach ich.«
»Na dann mal los«, sagte sie grinsend. »Ich kann’s kaum erwarten.«
»Die Operation ist abgeblasen«, sagte Kit. Er atmete schwer vor Angst, doch es gelang ihm, seine Stimme ruhig zu halten. »Tut mir Leid, Nigel. Ich wünsch euch allen eine gute Nacht.« Mit schlotternden Beinen ging er zu seinem Wagen, ließ den Motor an und knipste die Scheinwerfer ein. Dann wartete er.
Durch die Frontscheibe des Lieferwagens konnte er sehen, wie sich die drei stritten. Daisy fuchtelte mit den Armen. Nach einer Weile stieg Nigel aus und hielt die Tür auf. Daisy wehrte sich immer noch. Nigel ging um das Fahrzeug herum, öffnete die Türen zur Ladefläche und kam wieder nach vorne.
Endlich stieg Daisy aus, blieb stehen und fixierte Kit mit einem bösen Blick. Wieder sagte Nigel etwas zu ihr, und da drehte sie sich um und sprang auf die Ladefläche. Krachend fielen die beiden hinteren Türen ins Schloss.
Kit kehrte zum Van zurück und nahm auf der Sitzbank neben dem Fahrer Platz. Nachdem Nigel die große Hangartür geschlossen hatte, stieg auch er wieder ein. Elton murmelte: »Ich hoffe, die irren sich nicht mit ihrer Wettervorhersage. Seht euch bloß diese beschissenen Schneemassen an.« Kurz darauf fuhren sie durch das Tor hinaus.
Kits Handy klingelte. Er öffnete seinen Laptop. Auf dem Bildschirm stand die Meldung: Toni ruft Kreml .
23.30 Uhr
Als Toni das Tankstellengelände verließ, war ihre Mutter eingeschlafen. Toni hatte wieder angehalten, die Rückenlehne des Beifahrersitzes nach hinten geklappt und Mutter einen zusammengerollten Schal als Kissen unter den Kopf gelegt. Die alte Frau schlief wie ein Baby. Toni fand es seltsam, dass sie sich um ihre Mutter kümmern musste wie um ein Kind. Sie kam sich alt dabei vor.
Aber nach dem Gespräch mit Stanley gab es nichts mehr, was sie aus ihrer Hochstimmung reißen konnte. In der für ihn typischen beherrschten Art hatte er ihr klar gemacht, wie es um ihn und seine Gefühle stand, und dieses Wissen wärmte auf der langen, langsamen Fahrt durch den Schnee nach Inverburn Tonis Herz.
Als sie die Ausläufer der Stadt erreichten, schlief Mutter tief. Um diese Zeit waren immer noch ein paar Zecher und Nachtschwärmer unterwegs. Der kontinuierliche Verkehr sorgte dafür, dass die Straßen in der Stadt schneefrei blieben, und Toni konnte etwas schneller fahren, ohne befürchten zu müssen, dass der Wagen jeden Augenblick ins Schleudern geraten könnte. Sie nutzte die Gelegenheit zu einem Anruf im Kreml, nur zur Kontrolle.
Steve Tremlett meldete sich. »Oxenford Medical.«
»Hier ist Toni. Wie ist die Lage?«
»Hallo, Toni. Wir haben hier ein kleines Problem, aber das kriegen wir in Griff.«
Ein kalter Schauer überlief Toni. »Was ist das für ein Problem?«
»Die Telefonanlage ist ausgefallen – bis auf den Apparat hier an der Rezeption.«
»Wie ist das passiert?«
»Keine Ahnung. Vielleicht liegt’s am Schnee.«
Toni schüttelte bestürzt den Kopf. »Unsere Telefonanlage hat uns ein paar hunderttausend Pfund gekostet. Die darf doch nicht einfach ausfallen, bloß weil das Wetter schlecht ist! Wird der Schaden repariert?«
»Ja. Ich habe den Notdienst von Hibernian Telecom angerufen. Sie schicken einen Wartungstrupp. Er müsste in den nächsten Minuten hier sein.«
»Was ist mit der Alarmanlage?«
»Ich weiß nicht, ob
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