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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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fürstlich entlohnt, aber das wissen Sie ja bereits. Wenn Sie mich fragen, hat sie den Tod verdient, denn ich mag mir nicht vorstellen, was aus ihr geworden wäre in fünf oder zehn Jahren.« »Wenn ich das so höre, frage ich mich, wem man noch trauen kann.«
    »Frau Santos, es sind nicht alle schlecht, das gilt sowohl für meinen jetzigen Arbeitgeber als auch für das BKA, alle LKAs und so weiter. Die meisten Beamten dort machen einen guten Job, aber die wenigen schwarzen Schafe haben die Macht. Begehen Sie jetzt bloß nicht den Fehler, allen zu misstrauen.«
    Albertz blickte auf die Uhr. »Ich denke, alles Wichtige ist gesagt. Oder haben Sie noch Fragen?« »Ja, haben wir«, sagte Henning. »Erklären Sie uns noch die Strukturen. Ich will wissen, wie es beim Verfassungsschutz, beim BKA und anderen Ämtern aussieht. Wenn es mir einer erklären kann, dann Sie. Haben Sie den Mut?« »Herr Henning, ich habe die ganze Zeit über Mut bewiesen, allein schon, als ich Kontakt mit Ihnen aufnahm. Ich habe mit dieser Frage gerechnet. Die Aufgabe des Verfassungsschutzes ist, den Staat zu schützen und Schaden von ihm abzuwenden. Wir unterwandern die rechtsextreme Szene und beobachten deren Aktivitäten, wir bespitzeln bestimmte sogenannte religiöse Gruppierungen, auch Linksextremismus ist ein Thema, Ausländerextremismus, Spionageabwehr und so weiter. Aber wir sorgen auch dafür, dass unsere in- und ausländischen Freunde zufrieden sind.« Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr. »Und jetzt hören Sie sehr gut zu. Diese Zufriedenheit gewährleisten wir über Geschenke. Wie bereits erwähnt, ist es ein Geben und Nehmen. Wir geben ihnen Informationen und Devisen, wobei ich über die Informationen nicht sprechen möchte. Die Devisen bekommen sie unter anderem, indem wir deren Öl oder Aluminium oder andere Rohstoffe kaufen, aber auch Menschen. Nehmen wir die Russen. Der von ihnen propagierte Wohlstand existiert nicht, er hat nie existiert, es ist nach wie vor nur eine Elitegruppe, die sich alles leisten kann. Der Großteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Es gibt unzählige Familien, die ihre Kinder nicht mehr ernähren können und froh sind, wenn sie eins oder zwei dieser Kinder loswerden. Wir kaufen sie und verschachern sie an Leute, die auf Kinder stehen. Natürlich läuft das nicht unter dem Namen des Verfassungsschutzes, wie Sie sich denken können. Wir haben unsere Leute auf allen Ebenen, dazu zählten unter anderem Klein, Steinbauer und Bruhns. Wir holen uns aber auch Studentinnen, denen ein sorgloses Leben im Westen versprochen wird ...« »Das ist uns bekannt«, sagte Santos. »Stimmt, ich habe schon wieder vergessen, dass Sie mit einem solchen Fall zu tun hatten. Das wird alles unter strengster Geheimhaltung durchgeführt, nur ganz wenige sind eingeweiht. Natürlich arbeiten wir auch mit den zuständigen Behörden in den jeweiligen Ländern zusammen. Wir haben das Geld, die haben die Ware für unsere anspruchsvollen Kunden. Deutschland ist einer der wichtigsten Plätze für die großen wirtschaftlichen Transaktionen.«
    »Das heißt im Klartext, Deutschland als einer der großen Wirtschaftsstandorte muss, um seine Waren loszuwerden, ein paar Gefälligkeiten drauflegen. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Genau so ist es. Es geht aber nicht nur um ausländische Kunden, sondern auch um deutsche. Man trifft sich zur Abwicklung eines Geschäfts in einem Hotel, und nach dem Meeting beginnt der vergnügliche Teil. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Kinder an jedem Tag in diesem Land missbraucht werden. Es gibt eine offizielle Zahl und eine inoffizielle. Letztere stimmt.« Henning fuhr sich mit einer Hand übers Kinn, sein Blick ging ins Leere, als er fortfuhr: »Kennen Sie Friedmann und Müller vom LKA?«
    »Was für eine Frage, die beiden arbeiten seit etwa zehn Jahren für uns.«
    »In wessen Auftrag haben sie Weidrich umgelegt?« »Das war eine ziemlich dumme Frage, und das wissen Sie auch«, war die knappe Antwort. »Stimmt, Sie haben recht. Was sind das für Typen?« »Friedmann und Müller sind sogenannte Sklaven. Sie erledigen gegen gutes Geld jede Drecksarbeit. Sie werden nicht reich davon, das ist auch nicht beabsichtigt, denn wir behandeln sie wie Hunde, die hinter einer Wurst herrennen, die an einem Stock befestigt ist. Die Hunde wissen aber nicht, dass sie die Wurst nie bekommen werden, und sie rennen und rennen und rennen. Solche Typen sind Friedmann und Müller. Gehorsam und somit

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