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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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und meine Familie mal wieder den Kürzeren zieht. Außerdem wollte ich nachher Fußball gucken.«
    »Hat der HSV nicht schon gestern gespielt?«, fragte Henning und spielte den Ahnungslosen, woraufhin Tönnies ihm einen eisigen Blick zuwarf. »Hm, verloren«, sagte Jürgens grinsend. »Echt? Wie hoch?«, fragte Henning und konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. »Halt die Klappe«, knurrte Tönnies, »kassieren die Schwachköpfe vier Stück ausgerechnet in Gladbach! Die wollen Meister werden und kriegen die Hütte voll bei einem Abstiegskandidaten, bei dem jeder Dorfverein gewinnt. Vier Dinger, Alter, vier! Solche Dorftrottel! Ach, was reg ich mich auf, ist doch eh nur ein Spiel. Aber ich guck auch andere Mannschaften, falls es dich interessiert. So, und jetzt Feierabend, ich habe keinen Bock mehr, darüber zu reden.«
    »Lisa, er hat schlechte Laune, weil sein HSV verloren hat. Komm, wir halten Abstand, sonst gibt's hier gleich noch zwei Tote mehr.«
    »Ich. habe nichts gesagt«, verteidigte sich Lisa und machte eine abwehrende Handbewegung, »ich kenn mich mit Fußball überhaupt nicht aus, aber ich habe schon gehört, dass der HSV gestern ...«
    »Könntet ihr jetzt bitte mal die Klappe halten?«, fuhr Tönnies die beiden an. »Wir sind nicht zum Vergnügen hier, obwohl die zwei es wohl waren, na ja, zumindest bis ihnen die Lust vergangen ist. Ich frage mich nur«, sagte er, warf erneut einen langen Blick auf die Toten und fuhr mit bierernster Miene fort, »hat sie ihn schon im Mund gehabt, oder wollte sie gerade anfangen ? Was meint ihr ?« »Das findet unser Doc doch ganz bestimmt schnell raus. Stimmt's, Doc?«, sagte Henning zu Jürgens, der sich, nachdem die Fotos und das Video im Kasten waren, in die Hocke begab und Bruhns und seine junge Begleiterin für eine Weile aus der Nähe betrachtete. Schließlich schüttelte er kaum merklich den Kopf.
    »Möglich. Ich tippe mal, sie haben schon angefangen. Wie es aussieht, wurden sie beim Vorspiel gestört, bevor es richtig krachen sollte. Na ja, gekracht hat es schon, aber eben anders, als sie es sich wohl vorgestellt hatten. Oder aber es war keine dritte Person beteiligt«, fügte er lakonisch hinzu.
    »Du ziehst also ebenfalls erweiterten Suizid in Betracht?«, fragte Henning.
    Jürgens drehte den Kopf und zog die Brauen hoch. »Wieso ebenfalls? Du denkst doch nicht etwa ernsthaft in diese Richtung? Schmink es dir ab, war nur ein Witz.« »Na ja, könnte doch sein. Die Waffe auf dem Boden ...« »Das ist ein inszenierter Tatort, das hast du doch sicher längst erkannt. Hier hat jemand sehr sorgfältig Hand angelegt, um das alles so herzurichten. Was mich außerdem irritiert, ist, dass Bruhns einen eher entspannten Gesichtsausdruck hat, während das Mädchen verkrampft wirkt, als hätte sie kurz vor ihrem Ableben gelitten. Sie sieht jedenfalls nicht so aus, als würde ihr das, was sie gerade vorhatte, Vergnügen bereiten ... Du weißt schon, was ich sagen will.«
    »Tut mir leid, aber ich kann dir nicht ganz folgen«, erwiderte Henning, auch Santos zog ein ratloses Gesicht. »Dein Pech. Von mir hörst du nichts mehr, solange ich sie nicht aufgeschnitten habe.«
    »Lass uns jetzt nicht im Regen stehen. Wenigstens eine Andeutung.«
    »Nervensäge. Schau doch mal genau hin, Bruhns grinst, und sie? Wie würdest du ihren Gesichtsausdruck deuten?«
    »Gequält?«
    »Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Sie sieht sogar sehr gequält aus, als hätte sie Schmerzen. Oder?« »Kommt hin. Nun rück schon raus mit der Sprache, du hast eine Vermutung, ich kenn dich doch.« »Mein Gott, du gehst mir auf den Senkel.« Jürgens holte tief Luft: »Ich will nicht voreilig sein, aber es könnte, wohlgemerkt es könnte, vor dem Erschießen noch etwas anderes im Spiel gewesen sein. Aber dazu muss ich die erforderlichen Untersuchungen vornehmen.« »Kannst du nicht ein klein wenig deutlicher werden?« »Kann ich nicht, ich muss die beiden obduzieren, um eine Aussage treffen zu können. Der Wein muss ebenfalls untersucht werden, könnte sein, dass er mit einem Gift versetzt wurde. Ich werde die Flasche mitnehmen und den verbliebenen Inhalt untersuchen. Sollte ich was finden, geb ich euch sofort Bescheid.«
    »Heißt das, den beiden wurde Gift zugeführt, bevor sie erschossen wurden?«
    Jürgens sah Henning von unten herauf beinahe strafend an und antwortete schärfer, als Henning ihn je gehört hatte: »Das habe ich nicht gesagt, und das bitte ich dich auch gleich

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