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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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bestens informiert. Hatte Herr Bruhns Affären?« »Das weiß doch jeder in diesem Land. Es hat aber meiner Loyalität ihm gegenüber keinen Abbruch getan.« »Hat er diese Affären auch mal mit nach Hause gebracht?«
    Frau Hundt zögerte einen Moment. »Ein paarmal.« »Woher wissen Sie, dass es Affären waren und keine Sängerinnen oder solche, die es werden wollten?« »Frau Santos, wenn eine junge Dame halbnackt hier ankommt, dann will sie alles, aber nicht singen. Nun, ich bin gewiss nicht die Richterin über Herrn Bruhns.« »Sie kannten auch seine anderen Ehefrauen. Was ist da schiefgelaufen? War er ihnen gegenüber gewalttätig?« »Bisweilen hatte er seine Gefühle nicht unter Kontrolle, das stimmt.«
    »Gefühle nennen Sie das, ich nenne das Gewalt.« »Herr Bruhns war kein schlechter Mensch, falls Sie das denken. Er war nur - anders. Ein Künstler eben.« »Oh, das ist natürlich etwas - anderes. Gab es in den letzten Tagen und Wochen irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse in diesem Künstlerhaus?« »Nein, nicht, dass ich wüsste.« Sie blickte zu Boden. »Das ist nicht alles, Frau Hundt. Jetzt sagen Sie schon ...« »Er war am Montag hier, Herr und Frau Bruhns hatten wieder einmal einen heftigen Streit, bei dem es zu Handgreiflichkeiten kam.« »Er hat seine Frau geschlagen?« »Ja, aber sie hat ihn wohl provoziert, sonst ...« »Oh, das ist natürlich ein Grund, um zuzuschlagen«, entgegnete Santos gereizt. »Sagen Sie nur ja oder nein. War er jähzornig, unbeherrscht, aggressiv?« »Hin und wieder.«
    »Nur seinen Frauen gegenüber oder auch dem Personal?« »Er konnte sehr ausfallend werden, wenn etwas nicht ganz so geschah, wie er es wollte.«
    »Na also, warum nicht gleich so. Damit hätten wir doch schon einige negative Eigenschaften. Eine Frage noch: Kennen Sie dieses Mädchen?« Santos hielt den Zeitungsartikel mit dem Bild des Mädchens hoch, das angeblich Nele hieß. Sie faltete ihn so, dass nur das Foto zu erkennen war.
    Frau Hundt betrachtete das Bild ausgiebig und schüttelte den Kopf: »Nein, tut mir leid, ich habe das Mädchen nie gesehen. Warum fragen Sie mich das?«
    »Sie sind ganz sicher, dieses Mädchen nie hier im Haus gesehen zu haben?«, hakte Santos hartnäckig nach, denn sie spürte, dass Frau Hundt log.
    »Und wenn sie hier war?«
    »Ich sehe, wir nähern uns allmählich der richtigen Antwort. Sie war also hier, habe ich recht?« »Es kann sein, dass ich sie schon mal gesehen habe. Was ist mit ihr?«
    »War dieses Mädchen einmal oder öfter hier? Überlegen Sie gut.«
    »Ich habe sie ein-, zweimal gesehen.«
    »Mit Herrn Bruhns?«
    »Ja.«
    »Und den Grund, weshalb sie hier war, kennen Sie den?«
    »Nein, es stand mir auch nicht zu, Fragen zu stellen.« »Welchen Eindruck machte das Mädchen auf Sie?« »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Wirkte sie verstört, verängstigt? Hatte sie vielleicht Schmerzen, oder hatten Sie den Eindruck, als würde sie Sie um Hilfe bitten?«
    »Nein, nichts von alledem. Das Mädchen machte auf mich einen ganz normalen Eindruck. Es tut mir leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Aber Sie wissen schon, dass das Mädchen, das übrigens Nele heißt, tot ist?«
    »Nein, tut mir leid, das ist mir nicht bekannt.« »Lesen Sie keine Zeitung?«
    »Nein, keine Zeitung, kein Fernsehen. Ich brauche so etwas nicht.«
    »Und das, obwohl Ihr Chef jahrelang in den Medien präsent war? Ich glaube Ihnen nicht.« »Ich sage nur die Wahrheit.«
    »Halten Sie sich zu unserer Verfügung, es könnte durchaus sein, dass wir noch weitere Fragen haben und Sie aufs Präsidium vorladen. Nur, dass Sie vorbereitet sind. Was werden Sie jetzt überhaupt tun, nachdem Ihr Brötchengeber tot ist?«
    »Das müssen Sie schon Frau Bruhns fragen, sie ist ab sofort die Herrin des Hauses.«
    »Das werden wir tun, Frau Hundt. Auf Wiedersehen.«
     
    Victoria Bruhns hatte ihre Tochter auf dem Arm und schien auf die Beamten zu warten. Pauline sah Henning und Santos an und vergrub ihr Gesicht wie tags zuvor im Busen ihrer Mutter.
    »Sie mag wohl keine Polizisten«, konstatierte Santos lächelnd.
    »Es gibt nur drei Menschen, vor denen sie keine Scheu hat, das bin ich, dann meine Mutter und meine Schwester. Selbst mein Vater hat keine Chance bei ihr. Keine Ahnung, woher sie das hat, aber es wird sich mit der Zeit schon geben. Schau, Pauline, das sind die zwei Polizisten von gestern. Du brauchst dich nicht zu verstecken, die sind doch ganz nett ... Nein, sie will nicht, kann man

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