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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Angst. Angst, Angst, Angst. Aber dann habe ich sie doch überwunden. Ich weiß, es fällt schwer, das zu glauben, aber dieses Haus war drei Jahre lang mein Gefängnis, aus dem ich nur noch ausbrechen wollte.« »Können wir den Artikel sehen?«
    Sie ging zum Bücherregal und zog eine Kopie aus einem Buch.
    »Bitte.«
    Santos betrachtete das Foto des toten Mädchens, nickte, und Henning sagte: »Also doch. Ich dachte gleich an den Fall unseres unbekannten Mädchens, war mir aber nicht sicher. Vor etwa zwei Monaten mussten wir die Akte schließen, weil wir nicht einen einzigen verwertbaren Hinweis erhalten haben. Das Mädchen wurde von niemandem als vermisst gemeldet. Wir haben uns mit Kollegen aus fast ganz Europa in Verbindung gesetzt, aber auch da null Resonanz. Wir und auch die Rechtsmediziner gehen nach wie vor davon aus, dass das Mädchen aus Osteuropa stammte. Und Sie sind sicher, dass sie hier bei Ihnen im Haus war?«
    »Warum sollte ich Sie anlügen? Sie war hier, dieses Gesicht werde ich nie vergessen, glauben Sie mir. Sie war so hübsch, zart und zerbrechlich, ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen, um sie zu beschützen. Aber wie hätte ich das tun sollen? Ich war hochschwanger! Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber zumindest eine Erklärung. Wenn ich sie hätte beschützen können, ich schwöre Ihnen, ich hätte es getan.« Sie wandte den Kopf, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Mit stockender Stimme fuhr sie fort: »Mein Mann und vielleicht auch andere haben Fürchterliches mit ihr angestellt. Ich glaube nicht, dass sie sich umgebracht hat oder einem Unfall zum Opfer gefallen ist, ich glaube eher, dass sie umgebracht wurde.« Santos hielt sich bedeckt. »Es gibt weder für das eine noch für das andere Hinweise. Nach dem, was Sie uns erzählt haben, müssen wir eine Hausdurchsuchung durchführen. Es werden viele Beamte im Haus sein und ...« »Ich kenne das aus dem Fernsehen. Machen Sie, was Sie für richtig halten.«
    »Unsere Kollegen werden mit einem Durchsuchungsbeschluss kommen, vermutlich morgen schon. Besitzen Sie außer diesem Haus und dem in Schönberg noch weitere Immobilien?«
    »Ja, in Hamburg, auf Mallorca, Ibiza, Florida und neuerdings auch in Moskau. Wonach suchen Sie denn?« »Das dürfen wir Ihnen nicht sagen. Wir werden jedoch Anweisung geben, dass so wenig Unordnung wie möglich gemacht wird. Ob wir allerdings die Presse raushalten können, dafür kann ich nicht garantieren. Wenn die spitzkriegen, dass Ihr Haus auf den Kopf gestellt wird, werden sie Fragen stellen, und nicht Herr Henning oder ich werden Rede und Antwort stehen, sondern unser Pressesprecher oder der Staatsanwalt.« »Mich kann nichts mehr erschüttern.« Sie sah auf die Uhr. »Ich will nicht drängeln, aber ich müsste mich um meine Tochter kümmern. Haben Sie noch Fragen?« »Ja, eine noch. Gingen hier öfter Personen ein und aus, die Ihnen unbekannt waren?«
    »Nein, außer ein paar Musikern oder alten Bekannten meines Mannes niemand. Das mit dem Mädchen war auch das einzige Mal, dass ...«
    »Frau Bruhns, das eine Mal war einmal zu viel. Wenn es denn wirklich das einzige Mal war. So oder so ist dieses Mädchen jetzt tot, und das ist eine Schande.« »Es tut mir in der Seele weh, aber sagen Sie mir, was hätte ich tun sollen? Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich ihn spätestens ab diesem Tag verabscheut habe. Ich habe mich vor ihm geekelt. Wir hatten seitdem auch keinen Intimkontakt mehr, aber auch er wollte es gar nicht. Peter war nicht der Mann, den alle in ihm gesehen haben, schnodderige Schnauze, dumme Sprüche und immer gut drauf, nein, er hatte eine sehr dunkle Seite, die er niemandem zeigte, nur mir hin und wieder, wenn ihm die Hand ausrutschte. Seine zahlreichen Affären waren mir gleich, damit konnte ich leben, aber dass er sich auch an Kindern vergangen hat, das war zu viel.«
    »Sie sprechen auf einmal von Kindern? Haben Sie uns noch etwas zu sagen?«
    »Nein«, antwortete sie schnell, zu schnell, wie Santos befand. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.« »Frau Bruhns, helfen Sie uns und den Kindern. Gab es mehr als nur diese Nele?«
    »Nein, ich versichere Ihnen, ich habe kein anderes Kind hier gesehen. Aber ich habe den Verdacht, dass es weitere gab. Ich sage mir, wer es mit einem macht, wird es nicht dabei belassen. Ich kann mich natürlich auch täuschen.« »Das kann man nur hoffen. Wir würden uns auch noch gerne mit dem Personal unterhalten. Wie viele Angestellte haben

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