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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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Deputys arbeiten daran.«
    »Weiß er, dass Becky meinte, sie würde verfolgt?«
    »Sie meinte – woher weißt du das?«
    »Sie hat es mir erzählt. Kam letzte Woche zu mir in den Laden. Mittwoch, glaube ich. Wir haben uns unterhalten, und sie erwähnte, sie hätte einen flüchtigen Blick auf jemanden erhascht, der sie beobachtete. Sie lachte ein bisschen darüber, sagte etwas über einen heimlichen Verehrer, der sein Gesicht nicht zeigen wolle. Sie war nicht beunruhigt darüber, also hab ich mir keine weiteren Gedanken gemacht.«
    Also hat er sie tatsächlich vorher beobachtet. Noch ein direkter Treffer für Cassie.
    »Das solltest du besser Matt erzählen, Jill. Ich glaube nicht, dass er das weiß, außer jemand anderer hat es ihm schon gesagt.«
    »Na gut, dann gehe ich zu ihm.« Sie lächelte. »Es hat mich gefreut, Cassie Neill kennenzulernen. Ich mochte ihre Tante.«
    »Ja, ich auch.«
    »Sie ist noch nicht lange in der Stadt, oder?«
    »Cassie? Etwa sechs Monate, glaube ich.«
    »Ach. Ich kann mich nicht erinnern, sie vorher schon mal gesehen zu haben.«
    »Das wundert mich nicht. Sie scheint genauso eine Einzelgängerin zu sein, wie es Miss Melton war.«
    »Scheint? Du kennst sie also nicht besonders gut?«
    »Ich habe sie Dienstag kennengelernt.« Er verspürte leichte Verärgerung über diese Befragung, vertraute aber darauf, dass man sie ihm nicht ansah.
    Jill lachte kurz auf, mit dem strahlenden Lächeln und der künstlichen Unbekümmertheit von jemandem, der merkt, dass er einen Schritt zu weit gegangen ist. »Entschuldige, ich wollte dich nicht aushorchen.«
    Offenbar klappte das mit dem Pokergesicht doch nicht so gut, wie er geglaubt hatte.
    Ben sagte: »Mach dich nicht lächerlich. Hör zu, am besten gehst du gleich zu Matt und erzählst ihm, was du weißt. Er muss das unbedingt erfahren. Je eher wir diesen Hurensohn hinter Gitter bringen, desto besser wird es für alle in der Stadt sein.«
    »Gut. Bis später, Ben.«
    »Wiedersehen.« Als sie sich abwandte, überlegte er kurz, sie zu bitten, vorsichtig zu sein, wehrte den Impuls aber als lächerlich und überflüssig ab.
    Was hätte er denn sagen sollen? Achte auf Fremde, die dir folgen?
    Sie war eine gescheite Frau, und da sie wusste, dass sich Becky verfolgt gefühlt hatte, würde sie sich das bestimmt merken – und Schritte zu ihrer eigenen Sicherheit unternehmen, falls sie mutmaßte, ihr geschehe das Gleiche.
    Daher blickte Ben ihr nur nach und sagte nichts.
     
    Lachen mich aus.
    Ich kann sie hören.
    Beobachten mich.
    Augen folgen mir.
    Muss sie aufhalten.
    Muss sie dafür bezahlen lassen.
    Mein Kopf tut weh.
    Ich werd’s ihnen zeigen.
    Meine Füße tun weh. Muss langsamer machen. Muss …
    Schau dir die an. So stolz auf sich. So sicher, dass sie die Beste ist. Sie verdient … sie verdient … sie verdient …
    Mein Kopf tut mir so weh.
    Augen beobachten mich.
    Ich frag mich, ob sie wissen …
    Blut riecht wie Münzen.

5
21. Februar 1999
    Als Cassie die Schreie hörte, hallten sie so laut durch ihren Kopf, dass sie das Glas in ihrer Hand fallen ließ und sich die Ohren zuhielt.
    »Nein«, flüsterte sie hilflos.
    Unwillkürlich schlossen sich ihre Augen, und hinter den Lidern blitzten Wirbel aus grellen Farben und schwarzen Streifen auf. Ein zweiter Schrei ließ sie zusammenfahren. Und schmerzte in ihrer Kehle.
    »Nein, bitte … bitte tun Sie mir nicht weh …«
    Abrupt war Cassie woanders, war jemand anderer. Sie spürte die schmerzhafte Beengtheit um ihre Handgelenke, spürte eine scharfe Kante in ihrem Rücken und kalte Härte unter sich. Sie konnte nichts sehen, alles war schwarz, aber dann wurde der Sack über ihrem Kopf fortgerissen.
    »Bitte, tun Sie mir nicht weh … bitte, bitte tun Sie mir nicht weh … bitte nicht …«
    Die Maske, die er trug, war schauderhaft. Die Figur hätte aus einem neueren Slasher-Film stammen können, das Gesicht menschlich, aber grauenhaft entstellt, und es verstärkte ihren Schock, ließ ihr Entsetzen ansteigen.
    »Bitte, tun Sie mir nicht weh! Oh Gott, bitte nicht! Ich werde es niemandem erzählen, das verspreche ich! Ich schwöre! lassen Sie mich einfach gehen, bitte! «
    Für einen unendlich langen Moment war Cassie gelähmt, vollkommen in den kreiselnden Gefühlen der Frau gefangen. Schock, wildes Entsetzen, Verzweiflung und die kalte, kalte Gewissheit, dass dieses arme Wesen bald und grausig sterben würde, zerrten an ihr. Durch die tränenblinden Augen der Frau sah sie die unheimliche Maske

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