Eisige Schatten
aus. »Kurz nachdem ich heute Morgen aufwachte, und im Auto auf der Fahrt hierher. Es bestand keine Gefahr. Es wäre nur ein flacher Kontakt gewesen – wenn es mir gelungen wäre, durchzudringen. War es nicht. Er blockt mich ab.«
»Wie günstig«, murmelte Bishop. Für jemanden, dem mehr oder weniger bedeutet worden war, sich um seinen eigenen Kram zu kümmern, wirkte er weder entmutigt noch verstimmt, nur ruhig und wachsam.
Matt fragte Cassie: »Könnten Sie versuchen, das Mädchen zu erreichen? Ich habe noch die Handschuhe, die sie im Auto ihres Bruders gelassen hatte.«
Cassie nickte, ohne zu zögern. »Ich werde es versuchen.«
Der Sheriff deutete mit einem Kopfrucken auf den Agenten. »Soll er gehen?«
»Nein, er kann bleiben.« Sie lächelte schwach. »Eines fasziniert ihn an mir – außerhalb von Laboren funktioniere ich gut.«
Bishop enthielt sich jeglichen Kommentars.
Matt griff in seine Schreibtischschublade und zog einen Plastikbeutel mit einem Paar Damenhandschuhen heraus. Er schob Cassie den Beutel zu. »Ich nehme an, Sie könnten sie erreichen, wenn sie noch lebt. Und wenn sie bereits tot ist?«
»Fange ich möglicherweise nichts auf. Oder weiß vielleicht, wo sie ist.« Sie hatte noch nicht nach dem Beutel gegriffen.
»Wie das?«, fragte Ben. »Wenn da kein Verstand mehr ist, den du anzapfen kannst, woher weißt du es dann?«
Cassie schenkte ihm ein seltsames kleines Lächeln. »Ich habe keine Ahnung. Manchmal weiß ich es einfach.«
Er sah zu, wie sie nach dem Beutel griff, ihn öffnete und die Handschuhe herausnahm. Mit gebeugtem Kopf hielt sie sie im Schoß und spielte mit den Fingern daran. Ben sah, wie sich ihre Augen schlossen.
Er wartete eine Minute, dann sagte er: »Cassie? Was siehst du?«
Sie antwortete nicht.
»Cassie?«
»Armes Ding.« Ihre Stimme war leise.
»Verdammter Mist«, murmelte der Sheriff.
Ben achtete darauf, mit gleichmäßiger Stimme zu sprechen. »Kannst du sie sehen, Cassie? Wo ist sie?«
»Sie ist … in einem Gebäude. Einer Scheune, die seit langer Zeit nicht mehr benutzt wird, glaube ich. Früher war rundherum Weideland, aber jetzt ist alles zugewachsen …«
Cassie hob den Kopf und öffnete die Augen. Sie war bleich, aber ruhig. Sie steckte die Handschuhe wieder in den Plastikbeutel und schob ihn über den Schreibtisch zum Sheriff. »Ich kann Ihnen den Weg zeigen«, bot sie an.
Ben wollte protestieren, wusste jedoch, dass es für Cassie fast unmöglich wäre, den Ort auf einer Karte zu finden. In dieser Gegend gab es zu viele verlassene Scheunen in riesigen Gebieten von überwuchertem Weideland.
Ben und Cassie fuhren in seinem Jeep, gefolgt vom Sheriff und Bishop in Matts Streifenwagen. Ben und Matt waren sich einig, dass es besser wäre, wenn möglichst wenige Leute erfuhren, wonach sie suchten. Zumindest bis sie es gefunden hatten.
Als sie auf Cassies Anweisung hin nach Norden aus der Stadt fuhren, sagte Ben: »Ich bin überrascht, dass Matt Bishop mitkommen lässt. Ja, ich bin sogar überrascht, dass er sich überhaupt mit ihm abgibt.«
»Wie ich Bishop kenne, hat er wahrscheinlich angedeutet, dass das Bureau an diesen Morden sehr interessiert wäre – falls es davon erführe. Die anderen Zeitungen aus dem Bundesstaat auch. Wobei er, wenn er damit beschäftigt ist, die Ermittlungen zu verfolgen, natürlich keine Zeit haben wird, Bericht zu erstatten oder jemanden anzurufen.«
»Du scheinst ihn sehr gut zu kennen.«
Cassie erwiderte nur: »Ich kann seine Gedanken nicht lesen, wenn es das ist, worauf du hinauswillst.«
»Selbst wenn du ihn berührst?«
»Ich habe ihn nie berührt.«
Ben verdaute das. »Er hat also auch Schutzmauern, ja?«
»Hohe, dicke.« Cassie hielt inne. »Bieg hier links ab. Neben dem Zaun da.«
Er setzte den Blinker. »Worauf ist er aus, Cassie?«
»Ich weiß es nicht. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, nach einem Beweis. Andererseits hatte ich immer das Gefühl, dass er nach etwas sucht, was er in einem Labor oder auf einer Bewertungsliste letztlich nicht zu finden erwartet.«
»Zum Beispiel?«
»Ich weiß es nicht. Wie gesagt, es ist nur so ein Gefühl. Warte – fahr ein bisschen langsamer. Siehst du den Feldweg da vorn? Bieg dort ein.«
An der wachsenden Spannung in ihrer Stimme merkte Ben, dass sie näher kamen, daher verfiel er in Schweigen und konzentrierte sich darauf, ihren Richtungsanweisungen zu folgen. Nachdem sie mehrere Meilen gefahren und mehrmals abgebogen waren, hielt er den Jeep auf
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