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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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macht keinen Sinn, das Unabwendbare länger hinauszuzögern. Bringen wir es hinter uns!«
    »Hören Sie auf, so zu tun, als würden Sie mich lediglich dazu zwingen, bei der Wahl zum Sheriff für Sie abzustimmen!« Unauffällig nahm sie das Einzige, was in ihrer Nähe lag. »Sie wollen mich umbringen, Herrgott noch mal!«
    Pikiert spitzte er zuerst seine Lippen. Dann erwiderte er schnippisch: »Mir macht das genauso wenig Spaß wie Ihnen, aber ich erledige gewisse Aufgaben lieber persönlich. Man kann sich nur auf sich selbst ver…«
    Plötzlich attackierte Shade ihn. So schnell sie konnte wickelte sie eins der Seile, mit dem ihre Arme an den Holzstuhl gefesselt gewesen waren, um Hartcourts Hals und zog die Schlinge zu. Damit, dass sie nicht flüchtete, sondern das genaue Gegenteil tat, nämlich ihn angriff, hatte er nicht gerechnet und wehrte sich im ersten Moment nicht einmal. Sie kreuzte die Enden in seinem Nacken und zerrte kräftig daran, froh darüber, dass der Sheriff nicht viel größer als sie selbst war.
    Er japste nach Luft. In seiner Panik vergaß er wohl, dass er lediglich hinter sich hätte schießen müssen, denn während er zappelte, versuchte er, den Strick um seinen Hals zu lösen.
    Shade hoffte so sehr, dass sich versehentlich ein Schuss aus seiner Waffe löste und er sich selbst den Schädel wegpustete, doch leider geschah das nicht. Ihre Kräfte ließen rasch nach.
    Hartcourt schien das zu spüren, denn er wirbelte herum, um sie abzuschütteln. Damit das nicht passierte, sprang sie auf seinen Rücken und schlang ihre Beine um seine Hüften. Er röchelte, gab aber immer noch nicht auf.
    Leider ließ er seine Pistole nicht fallen. Sie überlegte krampfhaft, wie sie sie ihm aus der Hand schlagen konnte, aber ihr fiel keine Möglichkeit ein, denn sie wollte weder das Seil loslassen noch nach dem Engelmacher treten, weil sie sonst ihren Halt verlor.
    Als er rückwärtstaumelte, glaubte sie zuerst, er wäre zu geschwächt, um sich länger auf den Füßen zu halten, doch spätestens als er sie mit der Kehrseite gegen die Fensterfront rammte, erkannte sie, dass sie sich geirrt hatte.
    Der Schmerz drückte ihr die Luft aus den Lungen.
    Automatisch ließ sie das Seil los.
    Wie ein Stein fiel sie zu Boden.
    Einige Zeit blieb sie gekrümmt liegen. Ihre Wirbelsäule fühlte sich an, als wäre sie an mehreren Stellen gebrochen. Ihre Muskeln kreischten so laut, dass die Pein alle Geräusche übertönte. Shade sah und hörte nichts, alles in ihr konzentrierte sich auf das Leid. Doch als die Qual langsam erträglich wurde und sie sich hin und her bewegte, merkte sie, dass ihr Rückgrat intakt war.
    Hartcourts Fluchen holte sie in die Realität zurück.
    Entsetzt riss sie ihre Augen auf. Er stand breitbeinig vor ihr. Mit einer Hand zielte er auf sie, mit der anderen rieb er über die Würgemale an seinem Hals. »Dafür sollte ich dir in Arme und Beine schießen und dich lebendig hinter dem Haus begraben!«
    Also doch! Wozu sollte er sich eine Ausrede ausdenken, wenn er die ganze Sache auch unter den Tisch kehren konnte?
    Plötzlich tauchte ein Schatten das Innere des Blockhauses in Dunkelheit. Ein Adler oder ein ähnlich imposanter Vogel musste vor dem Fenster vorbeigeflogen sein. Überrascht wegen der Größe des Schemen schaute Hartcourt hinaus.
    Diese Unaufmerksamkeit nutzte Shade, um sich aufzurappeln. Doch bevor sie zum Kamin hechten und nach dem Haken oder einem anderen Besteckteil greifen konnte, visierte er sie bereits wieder an. Wie einen Schutzschild riss sie ihre Arme hoch, ein dummer Reflex, der ihr gegen seine Kugeln gar nichts nützte.
    Als das Oberlicht in tausend Stücke zersplitterte, schrie Shade vor Schreck auf. Roque fiel durch die Öffnung. Erst im letzten Augenblick breitete er seine Schwingen aus und fing seinen Sturz ab. Er landete sanft auf einem Knie und stützte sich auf seinen Händen ab, seinen Blick fest auf den Sheriff gerichtet.
    Seine Miene und seine ganze Haltung drückten aus, dass er gekommen war, um zu töten.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Spät, aber umso heftiger
    Langsam richtete Roque sich zu seiner vollen Körpergröße auf und fuhr auch seine Flügel ganz aus, wie ein Schwan, der seinem Gegner drohte. Scherben regneten auf ihn herab, aber er beachtete sie nicht. Er hatte sich an mehreren Stellen an der Scheibe verletzt, denn sein Hosenbund unter seinem Bauchnabel und ein Teil seines äußeren Federkleids waren blutgetränkt.
    Augenblicklich fiel die Temperatur im Gebäude

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