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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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stellt eine Belastung für uns dar. Wie soll das erst in ein paar Jahren werden, wenn wir noch älter sind?«
    »Nachts habe ich Angst.« Seltsamerweise flüsterte Alora. »Es ist viel dunkler als in Corpus Christi.«
    »Außerdem ist sie einsam.« Corkey tätschelte das Bein seiner Frau, die verlegen zu Boden schaute.
    Roque mochte die alte Dame. Sie tat ihm leid. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sie in den Arm genommen, damit sie nicht zu weinen anfing. Aber er blieb sitzen, denn sie kämpften auf verschiedenen Seiten. »Wie ich schon sagte, Sie hatten sich das Haus und auch die Gegend vorher angeschaut. Ihr Wunsch war es, auf dem Land zu leben.«
    »So hatten wir es uns nicht vorgestellt.« Aloras Stimme zitterte.
    Nachdem Corkey sein Taschentuch wieder weggesteckt und seine Kappe aufgesetzt hatte, legte er seine Hand auf die ihre und drückte sie sanft. »Mr. Rodriguez, Sie hatten gesagt, alles, was wir brauchen, wäre in der Nähe, aber das entspricht nicht der Wahrheit.«
    »Sie fanden das Anwesen perfekt für Ihre Bedürfnisse. Wenn sich diese inzwischen geändert haben, können weder ich noch Bob Porch etwas dafür.« Er erschrak selbst darüber, wie hart er klang.
    Aber hinter dem Paar durch die Glastür sah er seinen Thunderbird, ein Symbol seines Aufstiegs. Wenn er den Vertrag jetzt rückgängig machte, konnte er sein Maklerbüro dichtmachen und sich nie wieder bei seinen Eltern, vor denen er angegeben hatte, zeigen. Er wollte keinen Schritt zurück machen. Er wollte der Junge werden, den sein Dad sich immer gewünscht hatte. Zudem besaß er seine Provision gar nicht mehr. Sie steckte in dem Flair Bird und in dem Schenkkreis. Selbst wenn er gewollt hätte, konnte er ihnen das Geld nicht wiedergeben.
    »Hören Sie!« Er lehnte sich nach vorn und legte seine Unterarme auf dem Tisch ab. »Der Vertrag kann auf keinen Fall aufgehoben werden, aber …«
    »Wir werden rechtlich dagegen vorgehen!« Rote Flecken zeigten sich in Corkeys Gesicht.
    »Können Sie sich einen Anwalt denn leisten?« Gelassener, als er innerlich war, faltete Roque seine Hände. »Bitte glauben Sie mir, ich möchte Ihnen gern helfen, aber das geht nur, indem ich Ihr Haus wieder auf dem Immobilienmarkt anbiete. Erfahrungsgemäß wird es allerdings dauern, bis ich einen Käufer finde.« Vermutlich einige Jahre, aber das verschwieg er selbstverständlich. Aloras Schluchzen zerriss ihn innerlich. »Dennoch ich habe eine Lösung für das Problem. Es gibt einen schnelleren Weg, in ein neues, schöneres Zuhause einzuziehen.«
    Corkey schnaubte.
    »Sie müssten nur ein paar …« Sollte er »Hundert« sagen? Roque entschied sich dagegen, denn dann verdiente er ja auch weniger. »Tausend Dollar einsetzen, und in null Komma nichts wird sich diese Summe vermehren.«
    »Ich spekuliere nicht.« Unwirsch schüttelte Mr. Cusack den Kopf. »Mit Aktien kenne ich mich nicht aus.«
    »Das müssen Sie auch nicht. Das hier ist etwas völlig anderes, etwas, bei dem jeder dieselben Chancen hat. Klingt fair, ist es auch.« Roque ertappte sich dabei, wie er genauso übertrieben gestikulierte wie der Autohändler, bei dem er den Thunderbird erstanden hatte. »Ich selbst habe in diesen Herzkreis investiert.«
    Aloras Augen weiteten sich, und Roque erkannte ihr Interesse sofort. »Herzkreis? Klingt hübsch, irgendwie heimelig.«
    »Eine schöne Bezeichnung für ein schönes Projekt. Gewinnbringend und absolut sicher. Man sagt auch Schenkkreis dazu«, erklärte er euphorisch, stand auf und breitete seine Arme aus, als wollte er den Topf mit Gold, der am Ende des Regenbogens auf das ältere Ehepaar wartete, umarmen. »Das Risiko ist gering, der Erlös dafür sehr hoch. Und das Tolle ist, dass man nicht nur ein Mal Geld zurückerhält, sondern über Jahre hinweg immer wieder etwas ausgeschüttet bekommt.«
    Corkey bemühte sich, seine Neugier nicht zu zeigen, aber sein aufgeregtes Blinzeln verriet ihn. Er rutschte auf seinem Stuhl herum, als könnte er kaum abwarten, mehr zu erfahren. »Und wie soll das in Gottes Namen funktionieren?«
    »Man schenkt dem Kreis einen beliebig hohen Obolus und kauft sich somit in diese gut geölte Maschinerie ein. Wenn man nun seinerseits Mitglieder wirbt, bekommt man von dem Betrag, den sie wiederum für ihre Aufnahme zahlen, ein ansehnliches Sümmchen ab. Man muss kein Mathe-Genie sein, um darauf zu kommen, dass man die Dollars, die man selbst hineingesteckt hat, schnell wieder raushat und gut und gern doppelt oder dreifach

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