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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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das ist etwas anderes.« Mochte er ihr auch noch so gut gefallen und sie es kaum erwarten können, mit ihm zu verschmelzen, so war sie dennoch kein devotes Weibchen.
    »Du wirst tun, was ich von dir verlange!«
    »Und du wirst tun, was immer es braucht, um Joe zu finden!«
    Sein Griff in ihrem Genick wurde stärker, aber seine Iriden funkelten in den schönsten Regenbogenfarben. »Dein Mund ist ganz schön kess für jemanden, der vor Angst zittert.«
    Shade errötete bis in die Haarspitzen.
    »Oh«, machte er und lächelte erheitert. »Ich verstehe – nicht vor Furcht, sondern vor Erregung.«
    Bild dir ja nichts ein! , wollte sie ihn anfahren, doch er erstickte ihre Worte mit einem Kuss, der viel heißblütiger war, als sie ihn jemals von einem Eisengel, der von dem kältesten Ort im Universum kam, erwartet hätte.

Siebtes Kapitel
    Schnee in Texas
    Roques Büro befand sich in einer Ladenzeile am Rand von Corpus Christi. Mehr konnte er sich nicht leisten. Der Tätowierer Kingpin, der seinen Shop rechts neben ihm hatte, stach meistens nur seine Freunde vom Biker-Club, und die Frisöse zu seiner Linken frisierte öfter die Perücken im Schaufenster als einen Kunden.
    Das Herzstück der Anlage bildete ein Supermarkt. Allerdings konnte er mit den günstigen Preisen der Ketten wie Wal-Mart, Save-A-Lot oder King Soopers nicht konkurrieren, weshalb man immer einen Parkplatz in der ersten Reihe bekam, selbst samstags. Früher hatte Roque sich dort schon mal ein Mikrowellen-Essen für die Mittagspause geholt. Doch seit ihm eine Kakerlake, die so lang wie sein Daumen gewesen war, den fertig angerichteten und in einer Plastikbox verpackten Salat, den es als Beilage zum Burrito geben sollte, streitig gemacht hatte, mied er das Geschäft.
    Laufkundschaft gab es für ihn kaum, deshalb war er gezwungen, viel Geld in Werbung zu investieren. Die wenigen Besucher der Einkaufsanlage blieben selten an seinem Schaufenster kleben und lasen sich die Kaufangebote durch. Man kam eben hierher, weil man etwas Konkretes zu erledigen hatte – parken, zuschlagen, abfahren – oder um einen Schaufensterbummel zu machen. Häuser fielen bei solchen Shoppingtouren selten ins Budget.
    Wenn man ein neues Heim suchte, wandte man sich für gewöhnlich an einen der Immobilienmakler in der Innenstadt, der sich eine Sekretärin leisten konnte und Fingerfood während des Gesprächs anbot. Das sparte Roque sich, denn solche Ausgaben waren nun einmal nicht drin.
    Aber er war auf dem besten Weg, das zu ändern. Er wollte nach oben, nach ganz oben. Vom Olymp des Erfolgs aus würde er herabschauen und allen, die nicht an ihn geglaubt hatten, den Stinkefinger zeigen.
    Immerhin hatte er es bereits geschafft, dass die flanierenden Besucher stehen blieben – nicht vor seinem Laden, aber vor seinem Thunderbird. Um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, polierte er den cremefarbenen Lack öfter, als er die Fensterscheibe seines Geschäfts putzte. Dadurch hatte er zwar noch keine Immobilie verkauft, jedoch zahlreiche Visitenkarten verteilt. Irgendwann zahlte sich das aus, da war er sicher.
    Mit Genugtuung setzte er sich in seinen Stuhl, legte die Füße auf den Tisch und schaute durch die Glasfront hinaus zu seinem Schmuckstück, das direkt vor seinem Büro parkte. Er verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und rief sich das überraschte Gesicht seines Vaters in Erinnerung. Es hatte so verdammt gut getan, den ewigen Nörgler sprachlos zu sehen. Das Abendessen über hatte der Alte mit sauertöpfischer Miene geschwiegen.
    Einmal hatte er sich fast an seinen Kartoffelbrei verschluckt. Während seine Mom seinem Dad auf den Rücken klopfte, hatte Roque lächelnd wiederholt, dass der Wagen abbezahlt war. Cash hätte er den Betrag auf den Tresen des Autohändlers gelegt und den Flair Bird mitgenommen. Das war natürlich gelogen. Er hatte den 1966er nur angezahlt, denn er war ja nicht dumm und verschleuderte sein hart verdientes Geld, zumal er nicht halb so viel an dem Deal mit den Cusacks verdient hatte, wie er seinen Eltern glauben machte.
    Mit der Hälfte hatte er sich in einen vielversprechenden Schenkkreis eingekauft, damit seine Dollarscheine sich vermehrten und er sein Maklerbüro noch dieses Jahr von dieser heruntergekommenen Anlage am Stadtrand in eine besser besuchte Gegend umziehen konnte. Die Investition hatte sich zwar als Stolperfalle erwiesen, da er bislang niemanden gefunden hatte, der ebenso risikofreudig war wie er und dieselben Chancen in diesem Projekt

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