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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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strahlten. Offenbar glaubten sie, dass Roque damit, dass er ihnen entgegenkam, sich vor ihnen aufbaute und seine Hände immer wieder kurz zu Fäusten ballte, signalisierte, dass er bereit dazu war, sich mit ihnen zu prügeln.
    »Tu das nicht!«, bat Shade leise, aber eindringlich. Sie würden schon einen anderen Weg finden, um Arthurs Mörder aufzuspüren.
    Plötzlich raste ihr Herz unnatürlich schnell. Das Blut in ihren Adern schien zu gefrieren. Die Gänsehaut, die sie daraufhin bekam, war seltsam schmerzhaft. Kalter Schweiß perlte ihren Rücken hinab. Panik schnürte ihre Kehle zu. Sie bekam kaum noch Luft und fasste sich an den Hals.
    Auslöser war nicht etwa die Angst um Roque, sondern der Eisengel selbst. Obwohl er nichts weiter tat, als in der Mitte des Schankraums zu stehen, verströmte er mit einem Mal eine düstere Aura. Sie ließ jeden in seiner Nähe wissen, dass er bereit war zu töten. Er verfügte über die Mittel und den Willen dazu. Nichts vermochte ihn aufzuhalten. Keine Gewalt und auch kein Mitleid. Er verkörperte das Böse.
    Die beiden Angreifer ließen ihre Queues fallen und wichen entsetzt zurück. Die drei Männer, die zuvor gezockt hatten, rannten aus der Bar hinaus, stießen dabei unbeholfen an den Tisch, sodass dieser umfiel und sich Karten, Münzen und Bier auf dem Boden verteilten. Badger taumelte rückwärts zu den Toiletten. Ein dunkler Fleck breitete sich zwischen seinen Beinen aus. Grizzly war abgetaucht. Nur einige Locken kamen hinter der Theke hervor.
    Gelähmt vor Furcht und Entsetzen blieb Shade, wo sie war. In diesem Augenblick war sie sich sicher: Sollte sie jemals dieses Lokal lebend verlassen, wollte sie nie wieder etwas mit Roque zu tun haben!

Zwölftes Kapitel
    Tintenfinger
    Roque stellte sich vor den Durchgang, der hinter den Tresen führte, und zeigte auf Grizzly: »Wie heißt Glasauge?«
    Der Barkeeper stand auf und riss seine Hände hoch, als richtete der Engel eine Waffe auf ihn. »Bill Gold.«
    »Nicht wirklich, oder?«
    »Doch.« Eifrig nickte Grizzly und brachte seine Locken zum Wippen.
    »Unpassender könnte ein Name kaum sein.« Roque schnaubte. »Wo finden wir ihn?«
    Shade spürte, wie sich seine dunkle Aura langsam zurückzog. Endlich konnte sie wieder frei durchatmen. Aber noch wagte sie nicht, sich zu bewegen. Die Gefahr war nicht gebannt.
    »Fir Lane 8, nur zwei Straßen entfernt von hier. Ihr braucht nicht zu fahren, sondern könnt hingehen. Nur durch die Gasse gegenüber und dann gleich links das dritte Haus – morscher Zaun, ein kaputter Pick-up im Garten und gelbe Fenster im Erdgeschoss. Ganz einfach zu finden.« Grizzly legte seine Handflächen aneinander. »Ich schwöre, ich sage die Wahrheit!«
    »Das hoffe ich für dich, denn sonst komme ich zurück.« Mit finsterer Miene starrte Roque ihn noch ein paar Sekunden lang warnend an. Dann griff er Shades Arm und führte sie aus dem Bear’s den heraus.
    Vor der Tür fiel die Furcht vollkommen von ihr ab. Dennoch blieb ein Rest in ihr zurück, schwarz wie Kaffeesatz und ebenso bitter. Sie konnte nicht anders, als dem Bedürfnis nachzugeben und sich von Roque loszumachen. »Was zur Hölle war das?«
    »Ich sehe im Moment zwar aus wie ein normaler Mann, aber ich bin keiner, vergiss das nicht.« Zu ihrem Erstaunen lächelte er sie so charmant an wie eh und je.
    Sie war durcheinander. Etwas in ihr wollte von Roque fort, aber ihr Herz sah noch immer den Liebhaber, das Wunder und einen Beau in ihm. Sein Lächeln ließ sie nicht unbeeindruckt, aber es wirkte ein wenig aufgesetzt, als müsste er wiedergutmachen, was er eben verbockt hatte.
    Doch obwohl sie nicht mehr den Drang verspürte, so viel Raum wie möglich zwischen ihm und sich zu bringen, konnte sie die Furcht, die er in sie hineingepflanzt hatte, nicht vergessen. Er mochte absichtlich eine finstere Aura ausgestrahlt haben, damit die Männer sie erst gar nicht angriffen, aber das, was er verströmt hatte, war echt gewesen.
    Er war wirklich ein Soldat des Bösen, gekommen, um zu töten und seinem Herrn ein weiteres Opfer zu bringen.
    Mit Schrecken wurde Shade bewusst, dass sie sich von ihrer erblühenden Zuneigung – einer sexuellen Anziehung und ersten Verliebtheit – hatte blenden lassen.
    Roque bemühte sich redlich, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Zärtlich nahm er sie in die Arme. Er rieb über ihren Rücken wie ein Vater, der sein schreiendes Baby beruhigen wollte, und küsste ihre Haare.
    »Es war nur Taktik, eine Art Waffe, mehr nicht«,

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