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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Fensterfolie. Sie trat vor, spuckte ihren Auswurf in den Schnee im Vorgarten und stellte sich wieder demonstrativ in den Türrahmen.
    »Sind Sie Mrs. Gold?« Der Name kam Shade wie ein Antonym vor.
    Die Frau holte eine Zigarettenschachtel aus ihrer Hosentasche hervor. Die Glimmstängel waren allesamt verbogen, aber nicht gebrochen. »Wer will das wissen?«
    »Ich heiße …«, begann Shade, doch ihr Begleiter fiel ihr ins Wort: »Shade und Roque Rodriguez. Wir suchen Ihren Ehemann Bill.«
    Mit großen Augen schaute sie ihn über ihre Schulter hinweg an. Seine Hand glitt zu ihrer Hüfte hinab, er zog sie zu sich und küsste sie auf die Wange. »Schatz, erzähl doch noch einmal, warum wir gekommen sind!«
    Überrascht nickte sie erst einmal stumm. Eben noch wäre sie am liebsten vor ihm geflohen, da sie sich vor ihm mehr gefürchtet hatte als vor dem Angreifer damals in L.A., und nun spielten sie ein verheiratetes Paar! Das musste sie erst einmal verdauen.
    Doch je länger sie mit ihrer Erklärung wartete, desto misstrauischer kniff Mrs. Gold die Augen zusammen. Sie fischte ein Feuerzeug aus der Schachtel hervor, zündete ihre Zigarette an und steckte es zurück in die Box. Gereizt warf sie diese auf den Schuhschrank neben dem Eingang, dessen Abdeckung ein Loch, das eindeutig von einem Fußtritt stammte, aufwies.
    Shade schloss allerdings nicht aus, dass Mrs. Gold selbst dafür verantwortlich war. Ein drittes Mal berichtete sie von dem Kreuz, das Bill angeblich aus Versehen eingesteckt hatte. Bereits im Voraus ahnte sie, dass seine Ehefrau ihr nicht glauben würde. Ein kesser Augenaufschlag nutzte natürlich auch nichts. Seufzend beendete sie ihren Vortrag und wartete auf eine Reaktion, doch ihr Gegenüber paffte vor sich hin und starrte sie nur verständnislos an.
    »Ihr Mann hatte seinem Sohn ein Geschenk gekauft und …« Weiter kam Roque nicht, denn Shade stieß ihm unsanft ihren Ellbogen in den Magen. Den Sheriffstern zu erwähnen würde alles nur schlimmer machen. Wie sollte sie erklären, dass sie das Spielzeug Peak vom Toy Trunk überlassen hatte?
    Shade wusste, was Roque vorhatte. Er wollte das Gespräch von einer geschäftlichen auf eine persönliche Ebene verlagern, indem er die Familie mit einbezog – ein beliebter psychologischer Trick bei Vertretern und Verkäufern, um Nähe, Interesse und Sympathie zu heucheln. Hatte Roque womöglich früher bei einer Versicherung oder einem Autohändler gearbeitet, bevor er ein Eisengel wurde?
    »Welchem Sohn?« Tief inhalierte Mrs. Gold den Rauch und stieß ihn kraftvoll aus. »Ich will nicht ausschließen, dass der Scheißkerl irgendwo einen unehelichen Bastard oder auch zwei hat, aber was ich auf jeden Fall mit Sicherheit weiß, ist, dass er ihm garantiert nichts schenken würde. Dafür ist er viel zu geizig – und arm wie eine Kirchenmaus obendrein.«
    Erstaunt versuchte Shade, an ihr vorbei ins Haus zu spähen. »Wollen Sie sagen, Sie haben kein gemeinsames Kind?«
    »Er war nicht einmal in der Lage, mir ein Balg zu machen. Früher wäre ich beinahe daran zerbrochen.« In hohem Bogen warf sie ihre Kippe in den Schnee. »Aber es war besser so, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Betreten schwieg Shade einen Moment. Kein Job, keine Kinder, keine Liebe. Eine glückliche Ehefrau sah anders aus. Womöglich saß sie schon auf gepackten Koffern.
    Aber warum hatte Bill den Stern im Spielzeugladen gekauft, wenn er keinen Nachwuchs hatte? Trauerte er alten Zeiten hinterher? Oder wollte er vorgeben, etwas zu sein, was er nicht mehr war? Besaß er mächtige Verbündete im Mono County Sheriff’s Department, mit denen Shade und Roque sich besser nicht anlegen sollten, oder war er bei seinen alten Kollegen in Ungnade gefallen?
    So heruntergekommen, wie er bei ihrem Zusammentreffen gewirkt hatte, musste er, nachdem feststand, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte, abgestürzt sein. Vielleicht war er aber auch immer ein Säufer gewesen, war betrunken nachts durchs Unterholz gestreunt, um illegal Wild zu schießen, und hatte den Unfall, bei dem er ein Auge verlor, provoziert.
    Welches auch immer der Grund dafür war – Bill Gold konnte keine harmlosen Absichten gehegt haben, sonst hätte er nicht auch eine Spielzeugpistole erstanden.
    Aus einem unerfindlichen Bauchgefühl heraus mutmaßte Shade, dass die beiden Anschaffungen unmittelbar etwas mit Arthur Ehrman zu tun hatten. Gold hatte ihn einschüchtern und ihm Angst einjagen wollen. Aber war die Waffe seines Kumpels

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