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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Mr. Rodriguez!« Die kräftige Stimme des Alten überraschte ihn.
    »Ich hatte Ihnen doch erklärt, wie das System funktioniert. Sie müssen …«
    »Andere Dumme finden«, führte Corkey den Satz zu Ende.
    Ja, so konnte man es auch nennen, dachte Roque.
    »Wir konnten niemanden überreden, sich in diesen«, Aloras Stimme zitterte, »wie Sie es darstellen, elitären Kreis einzukaufen.«
    »Das ist aber doch nicht meine Schuld!« Abwehrend hielt Roque seine Arme hoch.
    »Inzwischen haben wir mit mehreren Leuten darüber gesprochen, und die klärten uns auf, dass es sich um ein Schneeballsystem handelt.« Als Corkey seine knöcherne Hand zur Faust ballte, konnte Roque durch die dünne blasse Haut die Adern erkennen. »Das ist illegal!«
    Deshalb gab es ja auch keine Verträge, die abgeschlossen wurden, keine Papiere, die jemals jemand unterschrieb, nichts, was bewies, dass es den Herzkreis überhaupt gab. Man kannte die anderen Teilnehmer nicht, nur diejenigen, mit denen man direkten Kontakt hatte. Bei den Cusacks reduzierte sich das auf Roque, und sollte es hart auf hart kommen, würde er beim Leben seines Vaters abstreiten, jemals Geld von ihnen erhalten zu haben. Schließlich wollte er nicht im Knast landen.
    »Ein Pyramidensystem«, fügte Alora hinzu, als wäre das ein vergleichbarer Begriff wie Pest oder Teufelskreis.
    Die Sache war längst kollabiert. Roque hatte durch den Einsatz der Cusacks seinen Anteil wieder raus, da sie mehr Dollars investiert hatten als er, aber er hatte keinen Gewinn eingestrichen. Selbst wenn er gewollt hätte, konnte er dem Ehepaar die Summe nicht zurückzahlen. »Tut mir leid. Ich bin genauso reingefallen wie Sie«, log er.
    Die zierliche alte Dame sah ihn an wie ein Heuler den Mann, der mit erhobenem Knüppel vor ihm stand und jeden Moment zuschlagen würde. Das machte ihn fertig! »Sie haben ja noch das Haus. Das ist bares Geld wert.«
    Alora schluchzte, sodass Corkey das Wort ergriff: »Wir haben es durch einen anderen Makler verkaufen lassen, weil wir blank waren. Wir konnten uns die Reparaturen nicht leisten, es lag sowieso zu weit weg vom Schuss, wir werden schließlich nicht jünger. Jetzt wohnen wir wieder in Corpus Christi in einem Einzimmer-Apartment, mehr ist nicht drin.«
    »Selbst tagsüber traue ich mich kaum, auf die Straße zu gehen.« Alora hakte sich bei ihrem Mann ein. »Früher haben wir immer einen Bogen um dieses Viertel, in dem wir jetzt leben, gemacht.«
    »Der Erlös aus dem Hausverkauf ist aufgebraucht. Wir brauchen dringend den Betrag aus dem Schenkkreis zurück.«
    »Soll ich ihn mir aus den Rippen schneiden?«, fragte Roque scharf, denn die Phase war gekommen, wo er Zähne zeigen musste. »Es war Ihre Entscheidung, dort mitzumachen. Ich habe Sie nicht gezwungen und auch nicht genötigt.«
    Corkey schnaubte. Überraschenderweise färbte sein Teint sich vor Aufregung nicht rot, sondern er wurde aschfahl. »Sie haben uns überredet!«
    »Ich habe Ihnen eine Möglichkeit aufgezeigt«, korrigierte Roque ihn trocken und zuckte mit den Achseln. »Mehr nicht.«
    Als Alora beruhigend Corkeys Arm tätschelte, wischte dieser ihre Hand unwirsch fort. »In eine Falle gelockt!«
    »Ich wollte Ihnen helfen.« Während er sprach, holte Roque den Schlüssel seines Geschäfts aus der Hosentasche. »Als Dank werde ich beschimpft.«
    »Sie haben uns alles genommen: unser Erspartes, unser Eigenheim, unseren Schmuck!« Der alte Mann japste nach Luft, als würde er jeden Moment einen Asthmaanfall bekommen. »Unsere Sicherheit und unsere Zukunft!«
    »Das sind Ihre Probleme!« Er hatte seine eigenen. Sein Blick fiel auf das Coupé, das Symbol seines Erfolgs.
    Wut ballte sich in seinem Magen zusammen, weil sein Vater einmal mehr Recht bekäme. Roque hatte am Vortrag schon Kontakt zu einem Autoverkäufer aufgenommen, der Interesse an seinem Thunderbird hatte. Heute Abend würde der schmierige Kerl ihn begutachten. Es tat Roque in Wahrheit nicht so sehr um dieses Fahrzeug leid – auch wenn es wunderschön war, aber es blieb nur ein Haufen Blech, Schrauben und Gummi, redete er sich ein –, sondern um sein angekratztes Ego. Wenn er nicht bald seine ausstehenden Mieten für den Laden zahlte, würde er die Kündigung erhalten. Und was dann? Dann wäre er dort, wo die Cusacks waren: ganz unten. Und er könnte sich niemals mehr bei seinen Eltern und seinen Verwandten blicken lassen!
    Loser! An dir haftet eben der Gestank des Verlierers. Kein Wunder, dass du keine Frau findest! Wer will

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