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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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momentanen Zeitpunkt selbst keine Lösung für ihr Problem. Gegen den Eisigen Lord kam niemand an. Er konnte Einfluss auf die Erde nehmen, wie er in der Nacht, als Bill Gold fast erfror, bewiesen hatte. Zudem war Roque an seinen Meister gebunden.
    An diesem Morgen hatte der Engel seine Flügel wieder in die magische Tätowierung auf seinem Rücken verbannt und setzte nun, da Shade bei ihm ankam, eine verschlossene Miene auf, wahrscheinlich um zu verhindern, dass sie seine Gefühle für sie erkannte. Dafür war es längst zu spät!
    »Du warst fort, als ich aufgewacht bin.« Dieser Satz aus ihrem Mund klang wie ein Vorwurf, sie konnte es nicht ändern.
    »Wesen wie ich brauchen keinen Schlaf.«
    »Ich hätte gern mit dir zusammen gefrühstückt.« Als wären sie ein normales Paar, das in Bridgeport Urlaub machte.
    Entschuldigend zuckte der große gut gebaute Beau mit den Achseln. »Ich esse auch nichts.«
    »Natürlich nicht!«, gab sie zerknirscht zurück. Er war eben doch kein normaler Mann, auch wenn er in diesem Moment so wirkte. Mit seiner alabasterfarbenen Haut, den hellblauen Iriden und den langen weißen Haaren hatte er überirdisch schön ausgesehen – wie eine Manga-Figur. Doch nun erweckte er eher die Assoziation eines Gladiators. Ob Roque schon festgestellt hatte, dass sein Schopf weizenblond und seine Augen grün geworden waren?
    Immerhin fiel er nicht mehr so stark auf. Für ihr Vorhaben, dem Sheriff den Mord an Arthur Ehrman nachzuweisen, war das von Vorteil.
    Ein alberner Gedanke kam Shade, in dem sie sich ausmalte, dass es plötzlich einen Knall gab und die Luft aus Roques Muskeln entwich, weil er sich von einem übernatürlichen Krieger in den Typ, den er zu Lebzeiten gewesen sein mochte, zurückverwandelte.
    Um das Kichern, das in ihrer Kehle anschwoll, zurückzuhalten, lenkte sie sich ab, indem sie zum Himmel aufschaute. Sicherlich hatte der Eisige Lord Roque zu seinem Soldaten erwählt, eben weil er kräftig gebaut war.
    Keine einzige Wolke weit und breit. Die Sonne schien auf das Tal herab, dennoch war die oberste Schicht der Schneedecke gefroren. Shade zog den Reißverschluss ihrer Skijacke höher.
    »Es hat aufgehört zu schneien.« Und sie verstand nicht, warum, schließlich hielt Roque sich im Ort auf. Wo immer er war, fielen für gewöhnlich Flocken herab, weil er die Kälte aus dem Orkus mit sich brachte.
    »Hm«, machte er nur, als wüsste er nicht, was sie mit dieser Anspielung meinte. »Das ist doch gut, dann sind die Straßen wenigstens frei. Lass uns zum Sheriff’s Department fahren und Earl Hartcourt eine Weile beobachten, um uns ein Bild von ihm zu machen.«
    Er machte einen ebenso ratlosen Eindruck auf sie, wie sie sich ohnmächtig fühlte. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie von nun an vorgehen könnten. Ihr Plan endete in dem Moment, wo sie »Joe« fanden. Jetzt rächte sich, dass sie Arthurs Leiche bereits begraben hatten. Das ließ sie nicht nur schuldig erscheinen, sondern sie hatten damit eine Sicherung der Spuren an der Leiche unmöglich gemacht.
    Aber die Polizei konnten sie ohnehin nicht einschalten. Ihn offiziell zu beschuldigen erachtete Shade als sinnlos. Roque verlangte, jegliche Aufmerksamkeit zu vermeiden. Also blieb ihnen nur Selbstjustiz – etwas, das ihr widerstrebte. Auge um Auge, Zahn um Zahn?
    Mit dem sicheren Gefühl, dass diese Sache für niemanden gut ausgehen würde, drückte sie auf den Türöffner des Geländewagens. Roque stieg ein, während Shade um das Auto herum zur Fahrerseite ging. Bevor sie sich hinter das Steuer setzte, sah sie noch, dass er kurz seinen Brustkorb massierte, wohl weil er sich unbeobachtet glaubte. Was war nur los mit ihm?
    »Alles in Ordnung?« Sie startete den SUV und fuhr vom Parkplatz.
    Sein Lächeln wirkte bemüht. »Selbstverständlich.«
    »Tut dir nichts weh?«, hakte sie nach, lenkte das Auto über die Zufahrt zur Pension, die erstaunlicherweise schon gestreut worden war, und bog in Richtung Ortskern ab.
    Er missverstand ihre Anspielung oder wollte sie nicht verstehen, denn er antwortete: »Das Tattoo brennt heute schon weniger. Aber länger als eine Stunde werde ich meine Flügel nicht hineinbannen können.«
    »Ich kann den Sheriff auch allein beschatten.«
    »Es reicht, wenn ich meine Schwingen zwischendurch immer mal wieder ausbreite.« Roque beugte sich zu ihr, schnallte sie an und kam ihr dabei so nah, dass sich ihr Puls beschleunigte. »Ich lasse dich das nicht allein durchziehen.«
    Obwohl es draußen

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