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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Diese reichte im Sitzen fast bis auf ihre Knie. Daran aufgereiht waren schwarzbraune Holzkugeln, die entweder an Katzentrockenfutter oder Hasenköttel – Shade konnte sich nicht entscheiden – erinnerten. »Nun?«
    Resigniert seufzte Shade. »Roque.«
    »Hör nur, wie butterweich sie seinen Namen ausspricht!« Ihre Großmutter legte die Handflächen an ihre Wangen wie eine Frau in einem Schwarz-Weiß-Film der Sechzigerjahre.
    »Du interpretierst zu viel in alles hinein.« Entschuldigend sah Baba Shade an.
    Langsam bereute sie es, ihre Großeltern aufgesucht zu haben. Sie fühlte sich wie ein Backfisch, der ihnen gestand, das erste Mal verliebt zu sein. Dabei war es gar nicht ihr erstes Mal, nur war das Gefühl anders. Intensiver. Verzweifelter! Vielleicht begehrte sie den Eisengel auch nur so stark, weil sie ihn nicht haben konnte.
    »Aber«, begann Maud, doch Albert fuhr ihr über den Mund: »Wie geht es Sybill?«
    »Sie geht jetzt mit einem Uniprofessor aus.«
    Als Baba die Stirn runzelte, schoben sich seine Altersflecken übereinander. »Was ist mit dem Highschool-Lehrer?«
    »Der wurde schnell zu uninteressant für sie.«
    »Du meinst wohl, sie hat seinen Gehaltsscheck gesehen.« Maud rümpfte die Nase. »Unsere Tochter wollte schon immer mehr sein, als sie war. Sie hat vergessen, wo sie herkommt.«
    »Eben weil wir nie viel hatten, strebt sie nach mehr.«
    »Für Geld setzt man aber seine Ehe nicht aufs Spiel«, beharrte Maud und wandte sich Shade zu. »Dein Vater war ein wirklich guter Ehemann. Er hat alles für sie getan. Sogar aus seiner geliebten Heimat ist er weggezogen. Und was war der Dank dafür? Sie hat weiterhin ständig gemeckert. Kein Wunder, dass er eines Tages zu viel hatte und abgehauen ist!«
    »Connor meldet sich öfter bei uns als Sybill.« Babas traurige Miene nahm Shade mit.
    Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil auch sie selten bei ihren Großeltern anrief und noch seltener vorbeikam, aber das sollte sich von nun an ändern.
    Mit schlechten Erinnerungen im Gepäck hatte sie Bridgeport verlassen. Nun verband sie das Tal wieder mit schönen Momenten, dank des Engels. Damals hatte sie Kid verloren, dafür hatte sie inzwischen Roque gewonnen. Sie würde sich eher das Herz aus dem Leib reißen, als ihn wieder herzugeben.
    Anders als ihre Mom wusste Shade einen Mann, der sie liebte, zu schätzen. Sie war davon ausgegangen, dass sie nach ihrer Mutter schlug, da sie bei ihr aufgewachsen war, während ihr Dad hart, viel und lange gearbeitet hatte, um Sybill zufriedenzustellen. Inzwischen glaubte Shade, dass kein Mann auf der Welt, ihre Mom glücklich machen konnte, weil sie wie Ilsebill in dem Märchen »Der Fischer und seine Frau« immer mehr wollte.
    Aber Shade träumte nicht von Reichtum, nicht einmal L.A. oder ihr Job am Meteorologischen Institut waren ihr wichtiger, sondern sie wünschte sich einfach nur, an Roques Seite zu sein, wie ihr Vater damals bei ihrer Mutter. Sie wollte nicht ihr ganzes Leben für Roque aufgeben, sondern weiterhin auf eigenen Füßen stehen. Sie war und blieb eine moderne selbstbewusste Frau. Aber es spielte keine Rolle, wo sie angestellt war oder dass sie Karriere machte, sondern sie war bereit, ihre Ansprüche anzupassen und Kompromisse einzugehen – dasselbe forderte sie allerdings von ihrem Gefährten ein.
    Sie erkannte, dass sie wie ihr Vater war. Hatte die Liebe sie erst erwischt, stand sie an erster Stelle. Aber der Partner musste ihre Einstellung teilen, damit eine Beziehung funktionierte. Ihre Mutter hatte leider andere Prioritäten. Bei Roque hegte Shade indessen berechtigte Hoffnungen, dass sie sich auf einer Wellenlänge befanden, immerhin stellte er seine Jagd zurück und lief damit Gefahr, den Zorn des Eisigen Lords auf sich zu ziehen, um ihr zu helfen, Arthur Ehrmann posthum Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    »Earl Hartcourt, ist er ein guter Sheriff?« Shade lehnte sich zurück, wirkte jedoch nur äußerlich entspannt.
    »Schlau wie ein Fuchs und falsch wie eine Klapperschlange.« Maud stand auf, nahm das Duftspray, das neben dem Sessel auf einem Servierwagen aus Holz stand, und drückte beiläufig ein paarmal darauf. Das tat sie immer, wenn Albert einen hatte fahren lassen. Es war zu einem Automatismus, der Shade immer wieder von Neuem amüsierte, geworden. »Und genauso giftig.«
    Baba tat, als wüsste er nicht, was es mit dem Raumduft auf sich hat, und als hätte er garantiert nichts damit zu tun. »Warum fragst du, Liebes?«
    »Ach, nur

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