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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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erwiderte er. Seine Gereiztheit wuchs allmählich. »Aber man hat sie uns schon einmal weggenommen, oder nicht? Sie könnte uns noch einmal gestohlen werden.«
    Natürlich hatte er recht und sie wusste es. Dennoch rebellierte sie innerlich dagegen.
    Wie um sein Argument zu bekräftigen, oder weil er noch einen Schluck nehmen wollte, ergriff Sinclair die Flasche und trank erneut. Dieses Mal schaffte er es, mehrmals zu schlucken, bevor er die Flasche zurück auf den Boden knallte. Ein dunkles Rinnsal lief von seinem Mundwinkel herab.
    Wie gebannt starrte sie auf den dunkelroten Strich an seinem Kinn. Sie wusste, dass er das absichtlich gemacht hatte. Ihre Kehle war bereits wie ausgedörrt und fühlte sich an wie eine staubige Straße, und sie spürte, wie sich die Muskeln ihres Halses verkrampften. Ihre Hände, die gerade getrocknet waren, waren schweißnass, und sie fürchtete, dass auch ihre Stirn feucht war. Die Schläfen begannen zu pochen wie weit entfernte Trommelschläge.
    »Nach so langer Zeit«, sagte er, »könntest du mir zumindest einen Kuss geben.«
    Sein blondes Haar, obwohl zerzaust und unordentlich, schimmerte feurig in der Glut des fremdartigen Kamins. Der Kragen seines weißen Hemdes war am Hals geöffnet, und auch dort war ein Tropfen aus der Flasche gelandet. Gott helfe ihr, aber sie wollte diesen Fleck auflecken. Unwillkürlich drängte ihre Zunge gegen die Zähne.
    »Wie deine Freundin Moira sagen würde«, drängte er, »um der alten Zeiten willen.«
    »Ich werde es nicht aus diesem Grunde tun«, antwortete Eleanor schließlich. »Sondern … aus Liebe.«
    Sie beugte sich vor, ebenso wie Sinclair. Die Flasche stand zwischen ihnen, als sich ihre Lippen trafen. Zuerst war es nur eine keusche Berührung, doch dann öffnete er den Mund, und sie konnte das Blut auf seiner Zunge schmecken.
    Er legte eine Hand in ihren Nacken, vergrub die Finger in ihrem langen, strähnigen Haar und hielt sie fest. Und sie ließ ihn gewähren. Sie gestattete ihm, dass er sie hielt und sie verführte, denn genau das war es: eine Verführung. Sie nahm hin, dass sie sich wieder vereinigten, so wie sie seit langer Zeit vereinigt waren. All das ließ sie geschehen, weil es so lange her war, dass sie so etwas gespürt hatte. So lange, um genau zu sein, seit sie irgendetwas gefühlt hatte.

25 . Kapitel 13 .Dezember, 18 : 00 Uhr
    Auf dem Rückweg bat Michael Danzig darum, einmal den Hundeschlitten lenken zu dürfen. Nach ein paar elementaren Hinweisen kletterte Danzig auf die Ladefläche, die für ihn noch enger war als für Michael, und sagte: »Fertig?«
    »Fertig.« Michael rückte die Schneebrille gerade und zog die Fellkapuze enger ums Gesicht. Dann packte er den Handgriff, versicherte sich, dass er auf Schnee und nicht auf Eis stand und rief den Befehl »Hike!«, den Danzig immer benutzte. Die Hunde rührten sich nicht, vielleicht, weil sie seine Stimme nicht gewohnt waren. Tatsächlich drehte Kodiak sich um und sah ihn fragend an.
    »Du musst es bestimmter sagen«, sagte Danzig. »So, als würdest du es ernst meinen.«
    Michael räusperte sich und hatte das Gefühl, bei den Hunden vorsprechen zu müssen. Dann rief er: »Hike!«, während er gleichzeitig kräftig an der Hauptleine riss.
    Kodiak in der Führungsposition sprang auf und warf sich nach vorn. Die anderen Hunde richteten sich nach ihm und begannen zu ziehen, während Michael hinter ihnen herrannte und den Schlitten am Handgriff schob.
    »Spring auf!«, warnte Danzig ihn, und gerade als Michael seine Stiefel auf die hölzernen Kufen gestellt hatte, nahm der Schlitten Fahrt auf und schnellte über Eis und Schnee. Danzig hatte sich
die Mühe gemacht, den Schlitten umzudrehen, so dass er in die richtige Richtung zeigte und Michael keine Kurve fahren musste. Aber auch so war die Aufgabe schwieriger, als er gedacht hätte. So glatt die Oberfläche des Eises auch aussehen mochte, es war übersät mit Dellen, Spalten und Steinen, und er musste jeden Stoß mit den Beinen abfangen. Alles, was er tun konnte, war, das Gleichgewicht zu halten und auf den Kufen zu bleiben.
    »Ganz locker!«, rief ihm Danzig über die Schulter zu.
Leichter gesagt als getan
.
    Trotzdem versuchte er, die Schultern fallen zu lassen, die Arme ein bisschen zu beugen und in den Knien geschmeidiger zu werden.
    »Wenn du willst, dass sie geradeaus laufen«, riet Danzig ihm, obwohl Michael Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen, weil der Wind an seiner Kapuze zerrte, »rufst du einfach

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