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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Gentlemen handelte, würde er nicht darauf bestehen, dass sie vorher zahlten. Stattdessen wandte er sich einem alten Trinker zu, der ihn am Ärmel zupfte.
    »Letzter Aufruf, Gentlemen«, rief der Schiedsrichter laut und pochte mit der Faust auf das verschlossene Fass am Rande des Kampfplatzes. »Bitte nennen Sie Ihre Einsätze!«
    Ein plötzliches Durcheinander setzte ein, Männer schrien laut und Hände schossen in die Höhe, als die Besitzer der Hunde die Maulkörbe entfernten. Die Hunde kläfften wütend, Schaum flog ihnen von den Lefzen. Dann ertönte eine Glocke, der Schiedsrichter rief: »Schluss!«, und alle Blicke richteten sich auf das Fass. Mit einem Ruck riss der Mann den Deckel herunter und stieß es mit dem Fuß um.
    Ein Gewimmel aus schwarzen, braunen und grauen Ratten quoll heraus und ergoss sich einem wilden Sturzbach gleich in die Grube. Flugs kamen die Tiere wieder auf die Füße und rannten in alle Richtungen davon. Einige begannen, übereinander herzufallen, andere scharrten an den Holzbalken, die den Kampfplatz säumten. Einigen gelang es, hinauszuspringen, doch sogleich wurden sie von den Umstehenden unter großem Gelächter mit Fußtritten zurück in die Grube befördert.
    Beim Anblick der Ratten schienen die Hunde fast wahnsinnig zu werden, und kaum hatten ihre Besitzer sie von der Leine gelassen, da sprangen sie auch schon knurrend in die Grube und zeigten ihre Krallen. Der Weiße tötete zuerst, er packte eine fette graue Ratte und biss sie mittendurch.
    Triumphierend ballte Sinclair die Faust, und Frenchie brüllte: »Gute Arbeit, Whitey!«
    Duke, der Schwarz-Braune, zog rasch nach und schüttelte eine braune Ratte wie ein Stück Lumpen, bis ihr Kopf davonflog. Hastig rannten die Ratten zu den Rändern der Grube und kletterten in wilder Panik übereinander, um zu entkommen. Whitey stürzte
sich auf einen Nager an der Spitze des Haufens und warf ihn in die Luft. Die Ratte landete auf dem Rücken, und bevor sie sich umdrehen konnte, hatte Whitey sich bereits über ihren Bauch hergemacht und riss ihn mit einem Hieb auf.
    Whiteys Unterstützer im Publikum brachen in Jubelgeschrei aus.
    So ging es volle fünf Minuten weiter. Überall flogen Blut, Knochen und Überreste von Ratten umher, und wie stets achtete Sinclair darauf, sich im Hintergrund zu halten, damit seine Uniform keinen Schaden nahm. Doch irgendwann schien Whitey die Lust am Töten vergangen zu sein, und er beschloss, seine Beute stattdessen zu verspeisen. Kein gutes Training, dachte Sinclair. Der Hund sollte vor dem Kampf hungrig genug sein, um seinen instinktiven Blutdurst wach zu halten, aber er sollte nicht so ausgehungert sein, dass er aufhörte zu kämpfen, um zu fressen.
    »Na los, Whitey!«, schrien Frenchie und etliche andere, der Hund indes blieb in aller Seelenruhe liegen und machte sich über die Reste des toten Nagers zwischen seinen Pfoten her. Duke hingegen fuhr mit seinem grausigen Treiben fort.
    Sinclair sah seinen Einsatz verloren, noch ehe die Glocke ertönte und der Schiedsrichter rief: »Ende, Gentlemen!« Die Hundebesitzer sprangen in die Grube und landeten zwischen den Hunden und ein paar verstümmelten Ratten, die sich, mehr tot als lebendig, durch den Sand schleppten.
    Der Schiedsrichter schaute seinen Gehilfen an, einen vor Schmutz starrenden Gassenjungen, der die Messingglocke in der Hand hielt, und verkündete: »Gentlemen, der Sieger ist Duke! Duke von der Rosemary-Linie hat mit dreizehn erlegten Ratten den Sieg davongetragen.«
    Dukes Anhänger begannen erfreut zu lärmen, Geldscheine und Münzen wurden durch die Menge gereicht. Der Buchmacher mit der Kappe tauchte vor Sinclair auf, der ihm widerwillig einen Fünfer aushändigte. Frenchie tat es ihm gleich.
    »Rutherford wird sich diebisch freuen«, sagte Le Maitre.
    Sinclair wusste, dass er recht hatte, doch er hatte den Verlust bereits aus seinen Gedanken gestrichen. Es war stets das Beste, nicht länger als nötig über ein Missgeschick nachzugrübeln. Zudem hatten sich seine Gedanken bereits in eine entschieden erfreulichere Richtung gewandt. Als er sich der lärmenden Schar anschloss, die zurück in die Taverne drängte, dachte er an die bezaubernde junge Dame mit der weißen Haube, die die Fenster des Spitals geschlossen hatte.

7 . Kapitel 30 .November
    Seit Tagen schon hing ein schwirrender Vogelschwarm wie eine Wolke am Himmel und folgte der
Constellation
auf ihrem Weg zum südlichen Polarkreis. Michael hatte sein Einbeinstativ, ein Modell mit

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