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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Michael. Darryl musste es bemerkt haben. Wie ein Magier ein Kaninchen aus dem Hut zieht, zauberte er die Weinflasche hervor, dessen Korken nur lose im Flaschenhals steckte, und sagte: »Charlotte, wenn du vielleicht als Gastgeberin fungieren würdest?«
    Nachdem sie den Korken herausgezogen hatte, sagte sie: »Ich hoffe, du hast nicht vor, dieses Zeugs zu trinken.«
    »Nicht, nachdem ihr gesehen habt, was ich hier habe.«
    Mit einer weiteren überschwänglichen Geste reichte er ihr eine saubere Pipette. »Dürfte ich dich bitten, ein paar Tropfen aus dem Inneren der Flasche zu holen?«
    Sowohl Michael als auch Charlotte rümpften die Nase über den Geruch, der aus der Flasche aufstieg, aber sie tat, worum Darryl sie gebeten hatte.
    »Und jetzt träufle ein wenig davon auf den Objektträger.«
    Kaum berührte ein Tropfen der zähflüssigen Masse das Glas, da legte Darryl auch schon geschickt ein zweites Glas darüber. Es bildete sich ein dicker, roter Fleck, der auf der einen Seite breiter war als auf der anderen. Dann nahm er eine Pipette und ließ mehrere Tropfen Alkohol darauf fallen. »Falls du dich fragst, was wir hier machen«, sagte er zu Michael, während er sich weiter auf seine Arbeit konzentrierte, »wir fixieren den Abstrich.« Er schaute zu Charlotte hoch. »Erinnert dich das an das Studium?«
    »Das ist schon zu lange her«, erwiderte sie.
    Er fuhr fort, das Prozedere zu erklären, während er den Objektträger trocknen ließ und dann Giemsa-Farbstoff auftrug. »Ohne den Farbstoff«, erklärte er Michael, »wären viele Charakteristika gar nicht zu erkennen.«
    »Charakteristika wovon?«, fragte Charlotte. Ein Hauch von Verwirrung lag in ihrer Stimme. »Merlot? Cabernet Sauvignon?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Selbst Michael wurde langsam ungeduldig. Es war ein sehr langer Tag gewesen, und sein Handgelenk tat immer noch weh. Eigentlich wollte er nur noch ins Bett und sich die Decke über die Ohren ziehen. Er brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten, was er erlebt und gesehen hatte, und er wusste, dass er bereits ein paar ungesunde Verbindungen zwischen Kristin zu Hause und dem sogenannten Dornröschen zog. Trotzdem konnte er nicht damit aufhören. Vielleicht brauchte er nur mal acht Stunden Schlaf.
    Doch Darryl plapperte immer noch über Farbstoffe und Abstriche und etwas, das er Canadabalsam nannte, bis Michael seinen Erguss schließlich unterbrach und sagte: »Okay, Darryl, genug mit dem Hokuspokus. Bist du jetzt endlich fertig?«
    »Noch nicht. Wenn wir streng nach Lehrbuch vorgingen, müssten wir die Probe über Nacht ruhen lassen.«
    »Gut«, sagte Michael und machte Anstalten, aufzustehen, »dann kommen wir morgen wieder.«
    »Nein, nein, warte.« Darryl legte den Objektträger unter das Mikroskop, und nachdem er es selbst untersucht und die Bildschärfe ein paar Mal neu justiert hatte, stand er auf und lud Charlotte ein, sich die Sache anzuschauen. Argwöhnisch kam sie näher, beugte sich über das Mikroskop und blieb sehr still.
    Darryl machte ein zufriedenes Gesicht.
    Sie drehte am Knopf, um die Schärfe zu verändern. Schließlich richtete sie sich wieder auf und sah ihn verwirrt an.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste … «, begann sie, doch Darryl hob eine Hand und unterbrach sie.
    »Lass Michael zuerst noch einen Blick daraufwerfen.«
    Jetzt nahm Michael in der Mitte Platz, und als er durch das Okular schaute, sah er eine rosafarbene, mit Partikeln gefüllte Fläche. Der größte Teil davon war mit frei schwebenden Ringen gesprenkelt. Manche Ringe waren rund und von nahezu einer Größe und Form. In der Mitte waren sie leicht eingedellt, wie ein Kissen, auf dem jemand gesessen hatte. Andere Ringe waren größer, körniger und unförmiger. Michael war kein Wissenschaftler, aber für diese Probe war es auch nicht nötig.
    »Das ist ja Blut«, sagte er und blickte vom Mikroskop auf. »Warum hast du denn Blut in die Weinflasche gefüllt?«
    »Oho«, rief Darryl und hob die Hände. »Du warst eindeutig zu lange unter Wasser. Ich habe gar nichts in die Weinflasche gefüllt. Oder auf den Objektträger. Darum wollte ich, dass ihr beide herkommt und das Experiment selbst macht. Damit ihr seht, was ich gesehen habe. Die Weinflasche, wie du sie nennst, ist voll mit Blut. Und ich wette, die anderen Flaschen aus der Truhe enthalten auch nichts anderes.«
    Weder Michael noch Charlotte wussten, was sie sagen sollten.
    »Die perfekten kleinen Ringe, die ihr gesehen habt«, fuhr Darryl fort, »sind rote

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