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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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mich, für den Fall, dass der Angriff fehlschlagen würde. Darin stand, wenn mir das Leben meiner Frau und all derer, die in der Burg wohnen etwas bedeutet, solle ich sofort mit meinem Sohn nach Sorala reiten und das Kind Graf Inur übergeben.“
    „Sorala?“ Kirian schüttelte den Kopf. „Der Graf ist nur …“
    „… eine Marionette, ganz genau. Er wird von jemand anderem benutzt. Jemand, der offenbar nicht mich töten will, sondern nur meinen Erben. Lediglich drei Boten sind ausgeritten, um die Geburt zu verkünden, nach Corlin, nach Lichterfels und zum König. Ich weiß nicht, wer den Angriff befohlen hat, aber derjenige muss ihn schon länger geplant haben, für den Fall, dass Elynes Kind ein Junge wird. Ihr Götter, ich hatte mit Intrigen gerechnet, aber nicht mit so etwas!“
    „Und du bist ganz sicher, dass du deine eigene Familie nicht ausschließen kannst?“, hakte Kirian nach. „Ich meine, warum sollte dein Vater so etwas tun?“
    „Mein Vater ist kein Taktiker, nie gewesen. Er war immer ein Krieger, und von Kopf bis Fuß von Adel, aber das Intrigenspiel beherrscht er einfach nicht. Er hat nicht verstanden, welche Folgen es haben würde, wenn ich Elyne heirate, für ihn war es nur ein günstiges Bündnis, das Corlins Position erheblich nach vorne bringt. Die Nähe – meine Nähe zum Thron, und welche Macht ich dadurch plötzlich erhalte, dürfte ihm erst aufgegangen sein, nachdem jeder andere es längst wusste. Er hält nicht viel von mir, ich als König, das dürfte ihm Albträume bereiten … vielleicht stark genug, um seinen eigenen Enkel umzubringen. Ich kann nicht sicher sein. Mein Fehler, ihn zu unterschätzen. Ihr Götter, ich weiß es nicht. Es könnte jeder gewesen sein. Dein Vater, mein Vater, der König, irgendein Adliger, der einen der Boten abgefangen hat. Verdammt, es könnte Elyne selbst gewesen sein, sie hasst das Kind.“
    Lys lehnte den Kopf an die Wand, am Ende seiner Kräfte. „Es tut mir so leid, dass ich dich in eine solche Lage zwinge, aber ich wusste keinen anderen Ausweg. Nicht einmal vor irgendeiner Bauernkate hätte ich den Jungen aussetzen können, möglicherweise lassen meine Feinde jedes Kind töten, das elternlos im Umfeld von Weidenburg auftaucht, um sicher zu sein“, flüsterte er. „Es ist wirklich das Einzige, worauf ich gespielt habe, ich schwöre es. Ich war mir sicher, du würdest deinen Neffen beschützen. Die Amme hat alles und jeden verloren, niemand wird sie vermissen. Ihre Augen waren die meiste Zeit verbunden, sie kann den Weg nicht verraten. Beschütze die beiden, Kirian.“ Er schluckte, seine Augen blickten riesig und dunkel ins Leere. „Als Räuber kann ich nicht leben, ich kann niemanden bestehlen, das weißt du. Ich begehe Selbstmord, um dir nicht noch mehr aufzulasten. Lass mich – lass mich nur Abschied nehmen.“ Lys ballte die Fäuste, versuchte mit aller Macht, die Tränen aufzuhalten, die nun zu fließen begannen, doch es war vergeblich. Kirian riss ihn an sich, wiegte den vollkommen verausgabten, hoffnungslos schluchzenden Mann in den Armen. Sein Blick irrte kurz zu Albor, der bleich im Türrahmen stand und wohl das meiste gehört hatte; doch seine Aufmerksamkeit gehörte allein dem Mann, den er so sehr liebte. Der sich selbst zum Tode verurteilt hatte. Sich opfern wollte, um seine Familie zu schützen.
    „Noch ist nichts entschieden“, sagte Kirian, als Lys schließlich zur Ruhe kam. „Und ich kann diese Entscheidung nicht treffen. Komm mit!“ Unvermittelt sprang er auf.
    Gehorsam stolperte Lys hinter ihm her, an Albor vorbei, der so verwirrt aussah, wie er selbst sich fühlte.
    „Essen, Wasser, Decken, Öllampe. Sofort!“, befahl Kirian dem nächsten Räuber, den er erblickte und ging ohne anzuhalten weiter, zu einer abseits gelegenen Hütte. Hier war Roban gefangen gehalten worden, erinnerte sich Lys, und verstand, was Kirian vorhatte. Ein rund vier Schritt tiefes Loch, von einem Fallgitter gesichert, erwartete ihn. Kirian packte das Seil, das von der Decke hing, nahm Lys in den Arm und kletterte mit ihm hinab. Sveit erschien, warf Kirian ein Bündel zu, hängte eine brennende Lampe an einen Haken und floh regelrecht wieder hinaus.
    „Du wirst jetzt essen und schlafen“, bestimmte Kirian in einem Ton, der keine Diskussion zuließ, drückte ihn zu Boden und deckte ihn zu. Beschämt strich er über Lys’ linke Wange, die noch immer von dem Schlag glühte, den er ihm versetzt hatte. „Wenn du die Strecke von Weidenburg

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