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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sich der Räuber durch den Bart und schüttelte dann den Kopf.
    „Er wird toben, Lys. Was du ihm damit antust … Aber wahrscheinlich weißt du das ganz genau. Ist es das wert?“
    „Ja, Albor. Ich wäre nicht hier, wenn es anders wäre. Und bitte, rührt die Frau nicht an. Sie hatte die Augen verbunden, bis auf das letzte Stück hier, ab der Felswand. Sie würde den Weg nicht finden oder verraten können, ich schwöre es.“
    „Das liegt nicht in meiner Hand, Kleiner“, murmelte Albor düster und befahl dann: „Ramin, nimm du das Pferd. Ah – wer ist die Frau eigentlich?“
    „Die Amme meines Sohnes“, erwiderte Lys, während er von zwei Männern, deren Namen er noch nicht kannte, vorangeschubst wurde. Offenbar hatte niemand den Mut, ihn zu fesseln, man ließ ihn frei laufen. Alle Räuber tauschten entsetzte Blicke über seine Worte, aber sie schwiegen. Jeder von ihnen wusste Bescheid, was dieser einfache Satz zu bedeuten hatte.
    Im Lager trennten sie sich, Albor führte Anniz in eine Hütte, die anderen führten Lys weiter.
    „Was geschieht mit ihm?“, fragte sie verängstigt und beugte sich unbewusst schützend über das schlafende Kind. „Um welches Gesetz geht es hier?“
    „Hat er dir das nicht gesagt? Jeder, der unser Lager findet, muss sich entweder der Bande anschließen und Kirian bedingungslose Treue schwören; oder sterben.“
    „Kirian? DER Kirian? Den mein Herr mit aller Macht verfolgen lässt?“ Anniz’ Augen wurden riesengroß.
    „Ja. Dein Herr – nun, er steht Kirian ziemlich nah. Wirklich nah, wenn du verstehst. ’s was komplizierter, das alles. Aber das Gesetz gilt trotzdem, auch für ihn. Er muss sterben. Weil, Treue schwören würde bedeuten, dass er als Räuber hier bleibt und so, und das macht der sicher nich’ … auch wenn’s Kirian gefallen würde.“ Traurig schüttelte Albor den Kopf. „Verdammte Schande, der Kleine hat mir das Leben gerettet. Nun, ich muss dich erst mal allein lassen, bis das hier geklärt ist. Wenn du was für dich oder das Kind brauchst, frag einfach danach, ja? Du hast nichts zu befürchten. Kindern tun wir eh nich’ weh, und du bist als Amme lebenswichtig, ne? Keiner von uns wird dir ein Haar krümmen oder dich belästigen.“
    Damit floh Albor, um nicht länger den vorwurfsvollen Blick der Frau ertragen zu müssen. Sein Sheruk würde ihn brauchen, das war gewiss!
     

„Bist du eigentlich vollkommen wahnsinnig?“, brüllte Kirian, und schlug Lys mit der flachen Hand ins Gesicht, mit so viel Wucht, dass der erschöpfte junge Mann gegen die Wand stürzte und von dort langsam zu Boden sackte. „Was hast du geplant, Lys? Was? Welches Spiel treibst du jetzt schon wieder?“ Kirian packte ihn, schüttelte ihn durch, zu wütend, um auf seine Leute zu achten, die ihn zurückzuhalten versuchten. „Du weißt doch, was dich erwartet, das Gesetz gilt für mich genauso wie für jeden anderen!“
    „Sheruk, hör auf, du bringst ihn um! Jetzt wart’ doch erst mal, was er sagt!“
    Mit geballten Fäusten schnellte Kirian zu dem Räuber herum, der versuchte, zu ihm durchzudringen.
    „Raus, alle!“, schnaubte er, und sie flohen vor seinem Zorn. Doch als er sich wieder zu Lys umwandte, hatte er sich unter Kontrolle und sank schwer atmend neben seinem Liebsten nieder, der ihn still ansah.
    „Sag es mir, Lys, warum? Was willst du erreichen?“
    „Sicherheit für meinen Sohn. Es gibt in ganz Onur keinen Ort mehr, an dem ich ihn lassen könnte. Nur bei dir kann ich darauf vertrauen, dass meine Feinde ihn niemals finden und seine Hüter ihn nicht ausliefern.“
    „Sprich weiter“, befahl Kirian, als Lys einen Moment lang die Augen verdrehte. Das bleiche, ausgezehrte Gesicht, die tiefen Ringe unter den Augen erschreckten ihn, es war offensichtlich, wie kurz Lys vor dem Zusammenbruch stand.
    „Vor neun Tagen wurde Weidenburg angegriffen. Es waren Söldner, die sich einen harten Kampf mit uns lieferten. Ich habe mehrere getötet.“ Für einen Herzschlag flackerte blankes Entsetzen über Lys’ Züge. Kirian konnte es ihm nachfühlen, griff nach seiner Hand und drückte sie stumm. Er selbst hatte sich geschworen, an dem Tag, an dem er töten konnte, ohne es zu bedauern, Selbstmord zu begehen.
    „Ich verhinderte, dass sie Anniz und den Jungen greifen konnten, der erst einen Tag zuvor geboren worden war. Doch Elyne ist ihnen in die Hände gefallen. Einer der Söldner, der gefangen wurde, lachte mich aus und übergab mir ein Schriftstück. Es war ein Befehl an

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