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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Wie kamen Sie beide miteinander aus?«
    »Sehr gut. Wir waren nicht eng befreundet, aber wir hatten ein gutes kollegiales Verhältnis. Ich weiß ja, dass Sie Polizist sind, das merkt man Ihnen an, ob Sie wollen oder nicht, und ich muss schon sagen, dass ich mir vorkomme wie in einem Verhör.«
    »Ich versuche nur, mir den Tod meiner Frau zu erklären. Sie sagten, Catherines Beurteilungen waren exzellent. Wissen Sie, ob sie mit irgendeinem ihrer Studenten Probleme hatte? Ob vielleicht jemand wütend war wegen einer schlechten Note?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Und ich kann es mir auch nicht vorstellen. Sie war eine gute Lehrerin, aber großzügig in ihrer Notengebung. Manche Leute sind zu streng, andere zu nachsichtig. Ich selbst versuche, mich ungefähr in der Mitte zu bewegen. Catherine war eher nachsichtiger, da würde sie mir sicher zustimmen.«
    Das stimmte, dachte Cardinal. Catherine hatte es stets widerstrebt, jemandem, der sich große Mühe gab, eine schlechte Note zu geben, und es hatte sie ganz unglücklich gemacht, wenn ihr keine andere Wahl geblieben war.
    »Ist jemals ein unzufriedener Student zu Ihnen gekommenund hat Sie gebeten, eine Note zu ändern, die Catherine ihm gegeben hatte?«
    »Nein. Andererseits ist es noch zu früh im Semester, als dass sich jemand Gedanken darüber machen müsste, ob er die Prüfung besteht oder nicht.«
    »Catherine hat sich ebenfalls um den Posten der Institutsleiterin beworben.«
    »Allerdings. Sie hat sehr darum gekämpft.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass das Ihr ›kollegiales Verhältnis‹ belastet hat. War es so?«
    »Hat Catherine das gesagt?«
    »Ich frage Sie.«
    »Man kann wohl zu Recht behaupten, dass wir beide ein bisschen angespannt waren. Das ist doch verständlich, meinen Sie nicht? Ich glaube kaum, dass es bei der Polizei keine Konkurrenzkämpfe gibt.«
    »Nun, bei uns ist aber bisher noch niemand vom Dach gesprungen.«
    Ms. Moores Mund öffnete sich mit einem hörbaren Klicken. »Sie glauben, Ihre Frau hat sich umgebracht, weil sie den Posten nicht bekommen hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Gut. Denn soweit ich das beurteilen kann, hat es sich nicht negativ auf ihr Verhalten ausgewirkt. Andererseits war Catherine – nun, äußerst sensibel, nicht wahr?«
    »Ja. Haben Sie sie an dem Tag, an dem sie gestorben ist, gesehen?«
    »Ich habe sie gegen Mittag hier auf dem Korridor gesehen. Sie ging gerade in den Unterricht.«
    »Und am Abend?«
    »Sie hatte dienstagabends keinen Unterricht.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    Ms. Moore lief rot an, aber ihrem Gesichtsausdruck nachzu urteilen nicht aus Verlegenheit, sondern vor Wut. »Die Antwort lautet nein.«
    »Waren Sie hier im College?«
    »Ich war zu Hause und habe mir
The Antiques Road Show
angesehen. Hören Sie, ich weiß nicht, wie ich Ihnen das sagen soll. Was mit Catherine passiert ist, tut mir außerordentlich leid, das können Sie mir glauben. Aber mein Mitgefühl geht nicht so weit, dass ich mich ins Kreuzverhör nehmen lasse wie eine Kriminelle.«
    »Das ist mir klar«, erwiderte Cardinal und wandte sich zum Gehen. »Kriminelle mögen das auch nicht.«

33
     
    A ls Dorothy Bell die Zeitungen fürs Altpapier zusammenpackte, fiel ihr Blick auf einen Artikel. Sie breitete die Zeitung auf dem Küchentisch aus und las mit zusammengekniffenen Augen. Laut Zeitungsbericht hatten über zweihundert Trauergäste an Perry Dorns Beerdigung teilgenommen. Perry Dorn, hieß es, Student an der Northern University, habe viele Freunde gehabt und sei von seinen Professoren geschätzt worden. Es wurde eine Reihe von Leuten zitiert, die ihn persönlich gekannt hatten.
    »Er war unglaublich großzügig«, sagte jemand. »Perry hat immer alles mit anderen geteilt, selbst wenn er pleite war.«
    »Er war immer für seine Freunde da«, sagte jemand anders.
    »Ein brillanter Kopf«, meinte sein Mathematikprofessor. »Eine Herausforderung für seine Lehrer.«
    Dass der
Algonquin Lode
einen so ausführlichen Artikel brachte, lag natürlich daran, dass Perry Dorn die ganze Stadt schockiert hatte, als er sich in einem Waschsalon eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
    Der junge Mann sei schon lange depressiv gewesen, so der Artikel.
    »Aber in letzter Zeit schien es ihm besser zu gehen«, sagte ein Kommilitone. »Er freute sich auf Montreal. Er konnte es kaum erwarten, an der McGill University zu studieren.«
    In einem weiteren Artikel mit der Überschrift »Liebeskummer« berichtete ein ehemaliger Zimmergenosse,

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