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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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sollten Sie nach jemandem suchen, der Sie kennt. Und ich betone
Sie
, nicht Catherine. Er hat sich die Mühe gemacht, die Texte auszudrucken, anstatt mit der Hand zu schreiben. Und Sie sagen, er hat die Karten in zwei verschiedenen Orten aufgegeben.« Dr. Bell lehnte sich in seinem Sessel zurück, stellte einen Fuß auf den Couchtisch und fuhr fort: »Ich neige zu der Annahme, dass es sich um einen nervösen, verschlossenen Menschen handelt. Jemanden, der – oder die – sich als Versager betrachtet. Fast mit Sicherheit arbeitslos. Selbstwertgefühl nahe null. Und – nach der ersten Karte zu urteilen – jemand, der einen schrecklichen Verlust erlitten hat, für den Sie verantwortlich sind. Ich schätze, Sie haben die Möglichkeit bereits in Betracht gezogen, dass es sich um jemanden handeln könnte, den Sie hinter Gitter gebracht haben?«
    »Mhm«, sagte Cardinal. »Und davon gibt es eine ganze Menge.«
    »Ja, aber dieses ›Wie fühlt sich das an?‹. Das klingt doch äußerst gezielt, meinen Sie nicht? Jemand tritt Ihnen auf die Füße, also treten Sie demjenigen auch auf die Füße. Wie fühlt sich das an? Wie gefällt
dir
das? Was ich sagen will ist, es mussnicht einfach nur irgendjemand sein, den Sie ins Gefängnis gebracht haben, sondern eher vielleicht jemand, der aufgrund seines Gefängnisaufenthalts seine Frau verloren hat.«
    »Wir führen darüber keine Statistiken, aber von der Sorte gibt es wahrscheinlich auch eine Menge. Viele Ehen gehen zu Bruch, wenn ein Ehepartner zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird.«
    »Ebenso wie viele Ehen daran zerbrechen, dass ein Ehepartner lange Zeit in einer Klinik verbringen muss. Sie sind eine bewundernswerte Ausnahme.«
    Am liebsten hätte Cardinal gesagt: »Ich habe mein Bestes getan, aber offenbar war es nicht genug«, doch der Schmerz schnürte ihm die Kehle zu. Er öffnete seine Aktentasche und nahm Catherines Abschiedsbrief heraus, das in Klarsichtfolie geschützte Original.
    Wieder drehte Dr. Bell sich zum Licht hin. Er kratzte sich nachdenklich den Wuschelkopf, dann verharrte er so reglos wie beim ersten Mal.
    Schließlich sagte er: »Es muss Sie sehr geschmerzt haben, das zu lesen.«
    »Was meinen Sie, Dr. Bell? Erscheint es Ihnen wie etwas, das Catherine geschrieben haben könnte?«
    »Ah. Sie haben also doch Zweifel, was die Handschrift angeht?«
    »Bitte, sagen Sie mir einfach, was Sie denken.«
    »Die Zeilen lesen sich wie etwas, das typisch Catherine ist. Sie war eine zutiefst traurige Frau, häufig ohne Hoffnung, aber auch zu tiefer Liebe fähig. Ich glaube, dass diese Liebe sie während der schlimmen Depressionen aufrechterhalten hat, die sie schon vor Jahren hätten in den Tod treiben können. Ihre größte Sorge war, und das hat sie mir immer wieder gesagt, wie sehr es Sie treffen würde – offenbar bis zum Ende.«
    »Wenn es das Ende war«, sagte Cardinal.

11
     
    L arry Burke war neu bei der Spurensicherung. Noch bis vor wenigen Monaten hatte er die Uniform eines Streifenpolizisten getragen, und er war bestrebt, auf seine neuen Kollegen einen guten Eindruck zu machen. Er sorgte sich sogar, dass ein kurzer Abstecher ins Country Style oben auf dem Algonquin für ein ruhiges Mittagessen als absolut klischeehaft betrachtet werden könnte: der Bulle im Donutladen. In Wirklichkeit mochte er gar keine Donuts, er stand einfach auf den Kaffee im Country Style. Außerdem gab es dort neuerdings gute Sandwiches, also warum sollte er nicht dort essen, wo es ihm schmeckte?
    An seinen freien Tagen gab es für ihn nichts Schöneres, als sich mit der
Toronto Sun
– die
Sun
hatte den besten Sportteil – ins Country Style zu setzen, sich einen riesigen Becher Kaffee und ein Hühnchensalatsandwich zu bestellen und es sich für gut anderthalb Stunden gemütlich zu machen. Heute schien die Sonne durch die Fenster, und Burke schwitzte tatsächlich, obwohl es ein ziemlich kühler Oktobertag war. Draußen leuchteten die Hügel in Rot und Gold.
    Burke leckte sich den letzten Rest Hühnchensalat von den Fingern und trank einen Schluck Kaffee. Vor ihm auf dem Tisch stand noch ein Muffin, aber er wollte sein Mittagessen noch ein bisschen länger genießen. Seine freien Tage waren reichlich langweilig, seit er und Brenda sich getrennt hatten, oder besser, seit Brenda ihn verlassen hatte. Burke hätte nichts dagegen gehabt, ihre unverbindliche Beziehung noch ein oder zwei laue Jährchen aufrechtzuerhalten.
    Er überlegte, ob er sie anrufen sollte, einfach nur, um zu

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