Eiskalt Entflammt
Lukas deutete auf Jules, die La Cruz sofort lächelnd die Hand entgegenstreckte.
„Es freut mich sehr.“ Jules setzte ein wunderbar unschuldiges Lächeln auf und setzte sich neben Lukas auf einen Sessel.
„Was meinen S ie mit besonderen Zeiten, Mister Grey?“
La Cruz war nicht dumm, er ließ zwar einen anzüglichen Blick über Jules gleiten, ließ sich aber sonst nicht beeindrucken.
„Bei uns wurde eingebrochen, mein Labor ist im Chaos versunken , und es wurden sehr wichtige Akten entwendet.“ Eine Sprechpause würdigte diesen Umstand besonders. Lukas war wirklich der perfekte Schauspieler. „Diese Umstände zwingen mich dazu, meine Zelte hier abzubrechen und meine Arbeit woanders weiter zu führen.“ Der Gestaltwandler tätschelte mit seiner alten verknöcherten Hand Jules ’ Knie. „Wenigstens habe ich noch meine kompetenten Mitarbeiter an meiner Seite.“ Jules erstarrte für eine Milli sekunde, es war ungeheuer frech von Lukas , die Situation so auszunutzen. „Ich ziehe es vor, die Dinge nicht unerledigt zu hinterlassen, außerdem respektiere ich S ie. Deshalb werde ich S ie nicht mit leeren Händen zurück lassen.“
Das war ein heikler Moment, sie konnten sich nicht sicher sein, wie die Absprache zwischen Grey und seinem Geschäftspartner wirklich ausgesehen hatte. Lukas pokerte hoch, aber s ie hätte ihm alles abgekauft, er sprach in einer dominanten, selbstsicheren Tonlage und lockte doch mit biederer Höflichkeit. Die Körperhaltung und die Gesten, die er wählte , passten perfekt.
La Cruz biss an. „Ich wusste doch, dass S ie ein Mann der alten Schule sind. Wo sind die Stoffe?“ Grinsend beugte er sich zu Lukas vor.
Verfluchter Mist. La Cruz sprach in der Mehrzahl. Emmet hatte es wahrgenommen und flüsterte ins Mikro. „Wahrscheinlich erwartet er einen Kampfstoff und den dazu gehörigen Impfstoff.“
Lukas schien nicht annähernd nervös zu sein, als er alles auf eine Karte setzte.
„Darin befindet sich der Prototyp beider Chemikalien zu Testzwecken. Bei Bedarf I hrer Kunden liefere ich mehr.“
Bingo, kein Einspruch.
La Cruz nahm den Koffer und gab ihn einem seiner Männer. „Der Stoff ist flüssig, wird aber bei Kontakt mit Sauerstoff gasförmig und besitzt eine Reichweite von hundert Metern. Sie müssen den Impfstoff mindestens einen Tag vorher intravenös injizieren. Wir werden nun aufbrechen. Ich denke, S ie werden zufrieden sein.“
La Cruz wirkte sehr zufrieden, stand auf und grinste Lukas an. „Die letzte Rate geht wie besprochen auf I hr em Konto ein.“
Lukas nickte ihm kurz zu und ließ sich von Jules nach draußen fahren. Als sie weit genug von La Cruz entfernt waren, hörten sie Jules fluchen. Doch für ihren leisen Protest erntete sie von Lukas nur ein kurzes Lächeln.
9
Scar lauschte Lous ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen. Das war er, der richtige Zeitpunkt.
Liebevoll strich er ihr die dunkle Mähne aus dem Gesicht und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Leise, um sie nicht aufzuwecken, stand er auf und ging hinaus auf die Veranda. Seit ihrem letzten Einsatz waren zwei Tage vergangen, in denen die komplette SGU wieder in dem alten Herrenhaus in Connecticut untergetaucht war.
Tage, die für ihn daraus bestanden hatten, jede Kleinigkeit an ihr zu studieren und sich alles genau einzuprägen. Jede Geste, jedes noch so kleine Detail. Aber alles hatte ein Ende und die Zeit lief.
Zeitweise hatte er den Tag verflucht, an dem er die Akte erhalten hatte. Die Frage, was sein Vater ihm vererbt hatte, ließ ihn nicht mehr los.
Er konnte es nicht länger aufschieben. Auf der Akte war die Zahl drei gedruckt. Ein frühes Modell also . E r schlug die Akte auf und sah als erstes ein Bild seiner Eltern. Seine Mutter war eine wunderschöne Frau gewesen, leider hatte er sie ihr ganzes Leben lang nur traurig und in Angst erlebt.
Da war er, sein Vater. Der Mörder seiner Mutter.
Er wusste genau, wonach er suchte. Seit Lou ihm gesagt hatte, dass ihr Vater manipuliert worden war, graute ihm vor diesem Moment.
Sein Vater war General bei der Army gewesen, ein erfolgreicher Soldat und Frauenschwarm. Trotzdem musste er um Scars Mutter kämpfen, sie war zu jener Zeit eine bekannte Musikerin gewesen . Sie ließ sich nicht so leicht von dem jungen, gutaussehenden Mann beeindrucken.
Er blätterte weiter.
Da war es. Dokumentierte Daten über seinen Vater. „Tests zum Schmerzempfinden auffällig, Testperson äußerst impulsiv, weigert sich , an Experiment teilzunehmen,
Weitere Kostenlose Bücher