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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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wirklich glaubte. »Tom, ich …«
    Auf einmal rührte sich Tom so abrupt, dass sie erschrak. Er warf sich nach vorn, packte ihre Kopfstütze mit beiden Händen und rüttelte daran. »Ich kann nicht fassen, dass du es nicht siehst, Mom. Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich so verdammt
naiv
bist.«
    Caroline blickte starr geradeaus. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass ihre Handknöchel schmerzten. Sie schöpfte tief Atem und versuchte, den stechenden Schmerz in ihrem Herzen zu ignorieren. Naiv? Mochte sein. Aber es war bedeutend besser, naiv zu sein als verbittert, wenngleich auch sie im Lauf der Zeit bestimmt irgendwie bitter geworden war. Woher sonst sollte ihr Sohn diesen Tonfall haben? Ihre knospende Beziehung zu Max bekam noch größere Bedeutung. »Ich gehe morgen mit ihm essen, Tom«, sagte sie ruhig, aber bestimmt.
    »
Mom!«,
schrie er auf, ließ ihre Kopfstütze los und sank mit finsterem Gesicht zurück gegen die Sitzlehne.
    Sie waren zu Hause angekommen, und sie lenkte den Wagen in eine Parklücke, dankbar, dass diese so nah vor der Haustür lag. Nach Einbruch der Dunkelheit war diese Wohngegend nicht sicher. Eines Tages würde sie sich etwas Besseres leisten können. Eines Tages würde ihr Sohn erkennen, dass Leute … dass auch Männer nett sein konnten. Sie wandte sich um und begegnete seinem wütenden Blick. »Ich weiß, du bist nur sauer, weil du mich liebst. Ich bitte dich, Tom, liebe mich genug, um mir vertrauen zu können.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Es geht nicht darum, ob ich dir vertraue«, sagte er leise, sprang aus dem Wagen und rannte die Stufen zur Haustür hinauf, ohne sich umzublicken.

Chicago
    Donnerstag, 8. März, 18:45 Uhr
    C aroline war an diesem Tag ausgesprochen verkrampft. Schon als sie ihm am Morgen den Kaffee gebracht hatte, war ihre Verkrampfung so deutlich spürbar gewesen, dass man sie beinahe mit den Händen anfassen konnte. Doch sie hatte darauf beharrt, dass alles in Ordnung sei.
    Er hatte nach den Seminaren noch ein Treffen mit dem Dekan gehabt, das sich lange hinzog, und er war nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt auf ihn wartete, um mit ihm essen zu gehen. Doch als er zurückkam, war sie noch da. Sie war verkrampft und wirkte besorgt, aber sie hatte auf ihn gewartet, und das wertete Max als gutes Zeichen.
    Jetzt verließen sie Seite an Seite das Gebäude der Historischen Fakultät und liefen auf seinen Wagen zu, aber sie war meilenweit von ihm entfernt. Irgendetwas war anders. Max hätte nur zu gern gewusst, was es war. Er hatte sich schon den Kopf zerbrochen, sich gefragt, was, um Himmels willen, er getan hatte, um ihre derzeitige Stimmung heraufzubeschwören, doch er war zu keinem Ergebnis gekommen.
    Er fröstelte und klappte mit der freien Hand seine Mantelaufschläge hoch. Er hatte völlig vergessen, wie eisig der Frühlingsfrost in Chicago sein konnte. Caroline fror ebenfalls, ihre Zähne schlugen aufeinander. Ihr Mantel war recht dünn, und er dachte an ihr kaputtes Auto und an ihre Wohnung in dieser schlechten Gegend und fragte sich, ob sie sich nichts Besseres leisten konnte. Wieder einmal wallte der Beschützerinstinkt in ihm auf, doch daran hatte er sich mittlerweile gewöhnt.
    Seine Gedanken waren dermaßen mit Caroline beschäftigt, dass er die überfrorene Pfütze übersah. Er verlor den Halt und …
    »Aaah!« Dem Aufschrei folgte ein dumpfer Aufprall, als er auf das Pflaster stürzte. Ein Stöhnen drang tief aus seiner Kehle, und für einen Moment verlor er das Bewusstsein. Dann schlug Max die Augen wieder auf und sah Sterne. Zum Glück standen diese Sterne am Himmel, dort, wohin sie gehörten. Vorsichtig bewegte er einen Fuß, dann den anderen, und seufzte erleichtert, als beide normal reagierten. Er stemmte sich auf beide Ellbogen hoch, und seine Sicht war immer noch verschwommen, als Caroline an seiner Seite auftauchte.
    Sie fiel auf die Knie und tastete ihn sofort nach Knochenbrüchen ab. »Was ist passiert?«
    »Ich habe meine Gymnastikübungen gemacht«, antwortete Max trocken. »Das war mein dreifacher Rittberger.«
    Caroline ließ von seinem Knie ab, hob den Blick und lächelte schief. »Das ist eine Figur aus dem Eiskunstlauf.«
    »Ich hatte nur ein kleines Problem beim Aufsetzen … Autsch!« Max wich vor ihren Händen zurück, als sie eine empfindliche Stelle knapp über dem Knie berührte. »Wollte nur wissen, ob Sie mir überhaupt noch zuhören.«
    »Glauben Sie mir, ich höre Ihnen zu«, flüsterte

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