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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei der Pfandbehörde. Ein paar Jahre jünger als Colin, Mitte dreißig, schätze ich, nicht verheiratet. Hat in Fredericksburg ein Auge und ein Bein verloren, der arme Mann. Colin hat ihn kennengelernt, nachdem er zur Kriminalpolizei versetzt worden war. Ihre Büros lagen auf demselben Gang.“
    â€žSind die beiden nur flüchtig miteinander bekannt“, fragte Will nach, „oder …?“
    â€žOh nein, keineswegs. Ben ist der beste Freund, den Colin auf Erden hat. Seit Jahren schon. Am Anfang war ich ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass die beiden sich so gut verstehen. Ben stammt von einer Tabakplantage in Maryland, sehr wohlhabende Familie mit besten Verbindungen. Wenn man ihn so sieht, würde man nicht vermuten, dass er ein wahres Vermögen besitzt.“
    An Nell gewandt meinte Will: „Auf dem Rückweg könnten wir noch am Rathaus vorbeigehen und schauen, ob Mr. Shute bereit wäre, mit uns zu sprechen.“
    â€žEs wäre eventuell hilfreich“, sagte Nell zu Chloe, „wenn Sie uns ein kurzes Empfehlungsschreiben mitgeben könnten, damit Mr. Shute weiß, dass er offen und vertraulich mit uns sprechen kann.“
    â€žSelbstverständlich“, meinte Chloe und setzte kopfschüttelnd hinzu: „Ich wünschte nur, dass Colin Bens Rat gefolgt wäre und sich nach der Auflösung des Kriminaldezernats als Privatdetektiv niedergelassen hätte. Ben meinte, er habe Colin bereits einigen Freunden empfohlen – Sie verstehen schon, ihm ein paar Aufträge verschaffen wollen. Viel Geld wäre dabei wohl eher nicht herausgesprungen, zumindest nicht am Anfang, aber er wäre sein eigener Herr gewesen, nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Colin hat die Idee sehr gut gefallen. Mir auch.“
    â€žUnd warum hat er es dann doch nicht gemacht?“, wollte Nell wissen.
    â€žWegen Major Jones. Er hatte Colin eine Stelle im State Constabulary angeboten und gemeint, dass er genau der Richtige für die Aufgabe wäre – erfahren, integer und zuverlässig. Colin hat abgelehnt. Da hat Jones das Gehalt ganz beträchtlich erhöht. Colin wollte dennoch erneut ablehnen, aber dann stellten wir fest, dass ich in anderen Umständen war. Er meinte, er wolle uns – mir und dem Kind – das Leben bieten können, das wir verdient hätten. Wir hatten ein nettes kleines Häuschen nicht weit von hier, ein paar Straßen weiter im South End, aber er fand auf einmal, dass es zu klein wäre. Ich sagte ihm, wir kämen schon zurecht, aber er meinte, nein, er wolle nicht, dass sein Kind in ebenso bescheidenen Verhältnissen aufwachsen müsse wie er. Er wollte, dass wir schöne Möbel und schöne Kleider hätten, eine nagelneue Kutsche, Spielsachen für das Baby. Mir war das gar nicht so wichtig. Ich wollte einfach nur ihn. Ich wollte nie, dass er sich unnötig in Gefahr begibt. Und nun …“ Ihre Stimme brach, und sie sah beiseite.
    â€žMrs. Cook.“ Nell lehnte sich vor und berührte tröstend Chloes Arm. „Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist, und ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist. Aber je mehr wir wissen …“
    â€žSchon gut“, meinte Chloe und griff nach ihrer Tasse. „Es geht schon wieder. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie uns helfen wollen. Gott weiß, was mit Colin geschehen würde, wenn sein Schicksal Constable Skinner überlassen bliebe.“ Lächelnd sah sie Nell an. „Colin hält große Stücke auf Sie, wissen Sie das? Er meint, Sie hätten einen messerscharfen Verstand und ein erstaunliches Talent, das Vertrauen ihrer Mitmenschen zu gewinnen und sie zum Reden zu bringen.“
    â€žDas hat sie in der Tat“, pflichtete Will ihr bei und bedachte Nell seinerseits mit einem flüchtigen Lächeln. „Mrs. Cook, ich muss Sie das fragen und bitte Sie, Ihrem Mann zuliebe ganz offen und ehrlich zu sein. Hatten Sie seit Dienstagnachmittag irgendwelchen Kontakt zu ihm? Eine kurze Nachricht vielleicht – irgendetwas?“
    â€žSie können uns vertrauen“, versicherte ihr Nell. „Wir würden niemals …“
    â€žWenn ich wüsste, wo er ist“, fiel Chloe ihr ins Wort, „würde ich mich ganz bestimmt nicht so aufregen. Er ist einfach nur … nicht nach Hause gekommen. Das hat er noch nie getan – nicht, ohne dass er mir nicht wenigstens eine Nachricht zukommen ließe.

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