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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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warmer Bruder, oder?“
    â€žDoch, Pru, ich bin ein warmer Bruder“, erwiderte Will todernst. „Wie könnte ich deinen Reizen sonst widerstehen?“
    â€žGib mir wenigstens eine Chance“, lockte sie ihn. „Nach einer Nacht mit mir wirst du Frauen mit ganz anderen Augen sehen, ehrlich.“
    â€žDas glaube ich gern.“
    â€žDas sieht nicht gut aus für Cook“, meinte Will, als sie wenig später Arm in Arm das Nabby’s verließen. Es war ein Uhr morgens, und mittlerweile wehte glücklicherweise eine kühle Brise vom Hafen her. Die North Street lag zwar keineswegs verlassen da, doch hatte das bunte Treiben zu dieser Stunde schon etwas nachgelassen, sodass es weit weniger laut und geschäftig zuging.
    â€žEs könnte aber noch schlimmer sein“, entgegnete Nell.
    â€žMan hat ihn mit seinem Revolver in der Hand über einen Mann gebeugt gesehen, der eben erschossen worden war.“
    â€žDu solltest doch eigentlich aus eigener Erfahrung wissen“, wandte Nell ein, „dass auf vermeintlich frischer Tat ertappt zu werden keineswegs ein Beweis für des Ertappten Schuldigkeit sein muss.“
    â€žAber es verleitet doch stark zu der Annahme seiner Schuldigkeit – ebenso wie seine Beziehung zu Mary Molloy, wenn ich das mal bemerken darf. Sollte Cook gefasst und ihm wegen dieser Sache der Prozess gemacht werden, sieht es nicht gut für ihn aus.“
    â€žUnd was ist mit Shute?“, fragte sie.
    â€žWas soll mit ihm sein?“
    â€žEr hat uns angelogen oder uns zumindest nicht die ganze Wahrheit gesagt. Er war nach jenem Besuch mit Cook nicht nur ein zweites Mal im Nabby’s, sondern wurde auch von ebenjenem Mann hochkant hinausgeworfen, der am darauf folgenden Abend erschossen worden ist – und dem Shute vor wer weiß wie vielen Zeugen gedroht hat, ihn umzubringen.“
    â€žVielleicht“, gab Will zu bedenken, „hat er uns nichts davon erzählt, weil es ihm peinlich war. Beschämend genug, wenn einem so etwas widerfährt. Kann doch sein, dass er es einfach nur vergessen und nie wieder davon sprechen wollte.“
    â€žWas meinst du, weshalb Johnny ihn rausgeworfen hat? Er macht doch eigentlich einen sehr passablen Eindruck – kultiviert, umgänglich …“
    â€žDas mache ich auch – meistens“, sagte Will und warf ihr ein verschmitztes Lächeln zu. „Du siehst also, meine liebe Cornelia, der erste Eindruck kann durchaus trügen.“
    â€žMeinst du, dass wir uns in Denny täuschen?“
    â€žWillst du damit sagen, dass er, nur weil er ein kleiner Spanner ist, zu einem Mörder, Plünderer und Vergewaltiger heranwachsen wird? Nein, das glaube ich nicht.“
    Als Will die Hand hob und laut pfiff, bemerkte auch Nell die Kutschenlampen, die ein Stück vor ihnen aufschienen und langsam näher kamen. Die Mietdroschke fuhr seitlich ran und hielt an.
    â€žSchönen Abend, Ma’am“, grüßte der Fahrer und tippte sich kurz an die Krempe seines Hutes. „Sir. Wo kann ich Sie beide heute Abend noch hinfahren?“
    â€žIn die Tremont Street, zur Nummer 148“, sagte Will, als er Nell in die recht schäbige schwarze Kutsche half.
    â€žDenny Delaney ist ein guter, anständiger Junge. Er hat nur die für sein Alter ganz normale Neugierde hinsichtlich des schönen Geschlechts“, befand Will, als er sich neben Nell in das brüchige Lederpolster sinken ließ. „Ob er Unrecht daran getan hat, Mary ohne deren Wissen zu beobachten? Zweifelsohne. Aber Jungen in dem Alter sind nicht unbedingt für ihr moralisch einwandfreies Tun bekannt, insbesondere was Frauen anbelangt. Ich wage zu behaupten, dass ich mir damals weitaus mehr zuschulden habe kommen lassen. Wenn du nur die Hälfte davon wüsstest, wolltest du nichts mehr mit mir zu tun haben.“
    â€žDas bezweifle ich doch sehr.“ Lächelnd sah sie ihn an, und im Schein einer Straßenlaterne sah sie, wie er ihr Lächeln erwiderte, wie es über sein Gesicht huschte und in seinen Augen funkelte. Er hatte ein markantes, ausdrucksvolles Gesicht, das nicht nur gut, sondern ganz prächtig altern würde. Angesichts seiner unsteten Lebensweise und ihrer beider seltsamer, ungeklärter Beziehung fragte sie sich indes, ob sie wohl noch Verbindung zu ihm hätte, wenn seine Schläfen einst ergraut, seine Augen von Falten umkränzt wären.
    Der Gedanke daran, dass dem

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