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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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„Colin Cook kann sich wahrlich glücklich schätzen, mit dir befreundet zu sein. Ebenso wie ich.“
    Von ihrem Schlafzimmerfenster aus beobachtete Nell, wie Will gemächlichen Schrittes die Tremont Street hinab zu der noch immer wartenden Mietkutsche lief.
    Sie sah der Droschke nach, bis sie ihren Blicken entschwunden war, und nachdem sie einen Moment lang mit sich gerungen hatte, eilte sie kurz entschlossen nach unten und winkte sich auch eine vorbeifahrende Droschke herbei. „Zum Staatsgefängnis in Charlestown“, wies sie den Fahrer an.

13. KAPITEL
    â€žNein“, sagte Duncan.
    â€žDuncan …“
    â€žNein!“ Mit beiden Händen schlug er auf den verschrammten Holztisch, der in der Mitte des kleinen Besucherzimmers stand, und ließ nicht nur den Tisch zitternd erbeben, sondern auch Nell, die am anderen Ende saß. Ein Sonnenstrahl, der durch das nahe Fenster hereinfiel, ließ Duncans helle Augen aufblitzen, die von einem klaren, durchdringenden Blau und vielleicht das Bemerkenswerteste an seinem teuflisch gut aussehenden Gesicht waren. „Du bist meine Frau, und das bleibst du auch.“
    â€žDuncan, wir leben seit zehn Jahren nicht mehr als Mann und …“
    â€žDas ist doch ganz egal! Kommt es denn darauf an? Wir sind kirchlich getraut worden. Die Kirche hat uns zu Mann und Frau gemacht, und nix kann uns jemals wieder trennen, nix. Niemals!“
    Nell hatte zu hoffen gewagt, dass Duncans besitzergreifende Zuneigung sich in den zwei Jahren, die sie einander nun nicht mehr gesehen hatten, in Wohlgefallen aufgelöst hätte. Doch diese Hoffnung war allem Anschein nach vergebens gewesen.
    Darum bemüht, ruhig und klar zu sprechen, sagte sie: „Mag sein, dass unsere Ehe in den Augen der Kirche nicht gelöst werden kann, aber vor einem Gericht durchaus. Leicht wird es nicht werden – zudem die Hewitts nichts davon erfahren dürfen. Wie du weißt, habe ich ihnen ja verschwiegen, dass ich verheiratet bin, und folglich muss auch meine Scheidung ein Geheimnis bleiben. Wenn du gegen meinen Antrag Einspruch erhebst, wird es für mich noch schwieriger. Das Verfahren könnte sich lange hinziehen, vielleicht sogar Jahre, und könnte mich jeden Cent kosten, den ich bei den Hewitts verdient habe. Aber ich bin dazu entschlossen, und ich werde es tun.“
    â€žWarum?“, wollte er wissen. „Willst du etwa wieder heiraten?“
    â€žIch habe nichts dergleichen vor.“
    â€žEs ist wegen ihm, nicht wahr? Der Sohn … dieser Doktor.“
    â€žIch habe dir doch eben gesagt“, setzte sie abermals an und verfluchte insgeheim die geradezu unheimliche Intuition, mit der er Menschen durchschauen konnte – oder zumindest sie – und die ihm von Anfang ihrer unseligen Beziehung an solche Macht über sie gegeben hatte, „dass ich nichts dergleichen …“
    â€žHast du was mit ihm? Du treibst es mit ihm, was?“
    â€žNein.“ Resigniert schüttelte sie den Kopf. „Duncan, bitte. Sieh es doch mal von meiner Warte. Selbst wenn meine Ehe mit dir mir noch schiene wie … wie eine richtige Ehe, wenn ich mich noch als deine Frau fühlen könnte, würdest du wirklich allen Ernstes von mir verlangen, dass ich zwanzig weitere Jahre auf dich warte? So lange musst du nämlich noch absitzen, ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung.“
    â€žIch wär’ ja früher rausgekommen“, erinnerte er sie. „Aber das hab ich mir ein für alle Mal vermasselt. Wenn ich vor zwei Jahren nicht hier ausgebrochen wäre, würd’ ich längst ein freier Mann sein. Und für wen habe ich das getan? Ich hab es für dich getan, damit dieser Verrückte dich nicht umbringt! Und zum Dank willst du mich jetzt einfach so wegwerfen wie den letzten Dreck?“
    Nell schloss die Augen und holte tief Luft, als Beklemmung in ihr aufstieg und ihr die Kehle zuschnürte. „Duncan, du weißt, dass ich dir für dieses Opfer immer dankbar sein werde. Ich bin dir wirklich von ganzem Herzen, zutiefst dankbar und werde nie vergessen, was du für mich getan hast.“
    Als sie die Augen wieder öffnete, fand sie seinen klaren blauen Blick so suchend auf sich gerichtet, als hoffe er, tief in ihren Augen etwas von der Zuneigung zu finden, die sie einst füreinander empfunden hatten. Sie wandte den Blick von ihm und schaute durch das vergitterte Fenster hinaus auf den sonnigen Hof und die

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