Eiskalt Wie Die Suende
ruft er mich zu sich, und als ich näher komme, hab ich dann gesehen, dass er eine Zeitung in der Hand hatte.â
âEine Zeitung?â, fragte Nell verwundert.
âJa, ganz fest zusammengefaltet. Er meinte, er würde mir zwei Quarter geben, wenn ich das Johnny Cassidy bringen würde, aber ich müsste es ihm persönlich geben, nicht einfach irgendwo für ihn hinlegen. Klar, sagte ich, kann ich machen. Er hat mir die zwei Quarter und die Zeitung gegeben und ist verschwunden.â
Wills düstere Miene drückte in etwa aus, wie Nell zumute war. Wahrscheinlich waren in die Zeitung tausend Dollar eingewickelt gewesen. Aber würde Ben Shute Johnny denn erst das Schweigegeld zahlen, um ihm danach eine Kugel durch den Kopf zu jagen? Diese neuerliche Wendung der Ereignisse entlastete Shute, wohingegen Colin Cook weiterhin zu dem kleiner werdenden Kreis der Verdächtigen zählte.
Nell räusperte sich. âHattest du denn noch Gelegenheit, Johnny die Zeitung zu geben, bevor er â¦â
âNee, das ging dann alles so schnell, und eh ich ihn noch gefunden hatte, war er auch schon ⦠erschossen worden.â
âWas hast du mit der Zeitung gemacht?â, fragte Will ihn. âWenn du sie noch hast, würden wir sie uns gern mal ansehen.â
Denny zog die Stirn in tiefe Falten. âHmm, ja ⦠weià auch nicht. Kann mich gar nicht mehr erinnern, aber vielleicht â¦â Er verstummte, sah kurz auf und dann rasch wieder beiseite. âAlso, ich glaube ⦠ja, doch, ich glaube, ich hab sie einfach irgendwo fallen lassen, Sie wissen schon, nachdem Johnny erschossen worden war. Da ging hier alles drunter und drüber, alle riefen und rannten wie wild durcheinander. Hab ich dann ganz vergessen, die Zeitung.â
Nell seufzte leise und ging in die Hocke, damit sie dem stammelnden Jungen in die Augen schauen konnte. âDennyâ, sagte sie.
Er blickte auf, blickte wieder beiseite.
âWo ist sie, Denny?â
âIch ⦠keine Ahnung. Hab ich Ihnen doch gerade erzählt.â
âDu hast in die Zeitung reingeschaut, nicht wahr?â, fragte sie weiter. âUnd hast gesehen, was drin war.â
âNein. Nein, ehrlich nicht! Ich schwöre, dass ich nur â¦â
âSchon gutâ, beschwichtigte Will. âWir sind nicht böse auf dich. Wir wollen nur â¦â
âIch hab sie nichâ!â, rief Denny und sprang hastig auf. âIch hab da nichâ reingeschaut, ehrlich nichâ!â
âDenny, wir glauben, dass in dieser Zeitung eine Menge Geld versteckt warâ, sagte Will. âEintausend Dollar.â
Der Junge starrte ihn an.
âWir wissen, dass du ein guter Junge bistâ, sagte Nell. âDu bist Detective Cook sehr ähnlich. Du glaubst an das Gute im Menschen und daran, dass man immer tun sollte, was man für richtig hält. Wenn du uns sagst, wo das Geld ist, würden wir es gern dem Mann zurückgeben, der es dir gegeben hat.â
âWer sind Sie eigentlich wirklich?â, wollte Denny wissen. âWenn Sie nur hier wären, weil Sie die Wohnung mieten wollen, wüssten Sie doch das alles gar nichâ und würden nichâ so viele Fragen stellen.â
Nach einem kurzen Blick zu Will meinte Nell: âWir sind Freunde von Detective Cook. So wie du.â
âWir wissen, dass du uns angelogen hastâ, fügte Will hinzu. âDu hast uns weisgemacht, dass du oben warst, als man Johnny erschossen hatte, dabei warst du hier unten gewesen.â
Denny drängte sich zwischen ihnen hindurch und sagte: âIch sollte mal zusehân, dass ich wieder nach oben komme, bevor â¦â
Indem er dem Jungen seine Hand fest auf die Schulter legte, hielt Will ihn zurück und meinte: âWir wissen auch, dass du gesehen hast, wie Detective Cook mit seiner Pistole in der Hand über Johnny gebeugt stand. Und dass Mary dich nach oben geschickt hat.â
âFinn würde mich â¦â Hektisch fuhr Denny sich mit den Händen durchs Haar. âIch ⦠ich hätte nichâ da unten sein dürfen.â
âAber nun hast du gesehen, was du gesehen hastâ, sagte Will, âund noch immer glaubst du nicht, dass es Cook war, der Johnny umgebracht hat?â
âEr ist kein Mörderâ, beharrte Denny. âEr warâs nichâ.â
âHast du Constable Skinner deshalb verschwiegen, dass du Cook am Tatort gesehen
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