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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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gemeistert und die höchste Ebene erreicht. Sie ist klar!«, flüsterte Licitus.
    Die Frau trat heran. Sie hielt den Blick gesenkt und wirkte unter der riesigen Kapuze zerbrechlich wie ein kleines Mädchen.
    »Sieh mich an«, schnappte der große Dragus.
    Ein fein geschnittenes Gesicht drehte sich in den Lichtkegel.
    »Sie ist hübsch, nicht wahr, rechte Hand?«
    »Ja, Meister!«
    »Sie ist hübsch - und unfähig. Sie vergeudet wertvolles Material und fürchtet sich, wenn man ihren Namen ruft. Was denkst du darüber?«, fragte er Licitus, obwohl er dessen Meinung soeben erfahren hatte.
    »Sie liebt dich, Meister!«
    »Alle lieben mich ... das weiß ich«, seufzte der große Dragus. »Letztendlich aber muss ich entscheiden, wer für die Zeremonie geeignet ist, nicht wahr? Das ist eine große Verantwortung.«
    Die junge Frau zitterte. Offenbar hatte ihr Glauben Risse bekommen.
    »Sie wird nicht an der Zeremonie teilnehmen«, verkündete der große Dragus sein Urteil. »Sie hat die entsprechende Ebene noch nicht erreicht.« Er winkte der Frau, sich zu entfernen und schnaufte zufrieden, als er der schluchzenden Person nachblickte. "Sie wird lernen, Licitus - sie wird lernen."
    »Das wird sie nicht, Meister ...«, entfuhr es Licitus.
    Dragus zog erstaunt seine Augenbrauen hoch.
    »Sie wird sich töten«, sagte Licitus hart.
    »Unsinn!«
    »Sie wartet seit sechs Monaten auf diesen Tag. Nur dieser Tag hat sie in ihrem Glauben bestärkt. Sie wird nie verwinden können, von dir abgewiesen worden zu sein ... ich kenne sie.«
    »Offenbar, mein lieber Licitus, hast du meine Jünger während meiner Abwesenheit schlecht im Griff, oder?«
    »Du weißt, dass das nicht so ist, Meister. Ich ...«
    «Papperlapapp!«, unterbrach der große Dragus. »Soll sie sich töten, wenn sie will - es ist nicht schade um sie und unterstreicht nur mein Urteil. Sie ist schwach.« Er grinste lauernd. »Wie, denkst du, wird sie es machen? Hat sie eine Waffe oder Schlaftabletten?«
    »Sie wird einen Jünger bitten, sie mit der Kordel ihrer Kutte zu erwürgen und anschließend zu enthaupten.«
    »Die übliche Strafe also.« Der große Dragus kicherte. »Wie einfallslos ...«
    Irgendwo schaltete ein Techniker die Lautsprecher an und das irre Gackern des großen Dragus hallte gespenstisch über das ewige Eis.
     

19
     
     
    »Vor zwei Jahren war ich sehr krank,« begann Marco.
    Sie saßen in der hintersten Ecke der Hotelrezeption. Hier hatten auch Fernando und der Polizist gesessen, erinnerte April sich. Es schauderte sie, als sie an die Leiche dachte, die drei Stockwerke höher in ihrem Zimmer unter dem Oberbett lag. Sie nippte an dem Kaffee, den der hilfsbereite Portier ihnen organisiert hatte. Nun döste er hinter seinem Tresen und kümmerte sich nicht weiter um das seltsame Paar.
    April kuschelte sich in den tiefen Sessel, und obwohl es in ihrem Kopf vor Müdigkeit sauste und sie am verhungern war, hörte sie Marco konzentriert zu.
    »Ich litt an Kehlkopfkrebs!«
    »Krebs?« April seufzte.
    Marco nickte dumpf. »Die Ärzte gaben mir noch sechs Monate. Ich lebte damals von meiner damaligen Frau getrennt. Meine Eltern sind tot und meine Freunde - die Freunde meiner Frau, um genau zu sein! - wollten von mir nichts mehr wissen. Lediglich mein Bruder Fernando besuchte mich hin und wieder. So auch an jenem Abend, an dem er mich heilte ...«
    Aprils Kopf ruckte hoch.
    »Er legte mir seine Hand auf die Stirn und zwei Wochen später sprachen die Ärzte von einem Wunder. Von diesem Augenblick an wollte ich nur noch bei meinem Bruder sein - was, wie ich bald merken sollte, diesem nicht unrecht war. Eines Tages lud er mich zu einem Bergausflug in die Schweiz ein. Ich willigte ein - ich hätte alles getan, was er von mir verlangte. Wir fuhren mit der Bergbahn hoch auf das Jungfraujoch. Es ist der höchste Berg der Schweiz, dort befindet sich der berühmte Aletschgletscher! Dort brachte Fernando mich mit anderen Menschen zusammen, die alle von einer schweren Krankheit geheilt worden waren. Es war eine verschworene, gut organisierte Gemeinschaft, die in geheimen Eisgrotten leben, fernab vom Touristentrubel, irgendwo hinten am Gletscher. Viel zu spät merkte ich, dass es sich um … Heiler handelte.«
    »Heiler?« April traute ihren Ohren nicht. Das klang nicht wie die Wirklichkeit. Oder war das nur ein Albtraum? Würde sie gleich erwachen und in den Frühstücksraum gehen können?
    »Unglaublich, nicht wahr? Sie hausen in Eisgrotten, die nur über geheime Zugänge

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