Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller
Commerzbank-Arena führt. Und das in einer Nacht, in der wegen eines Rockkonzerts ein erhöhtes Passantenaufkommen garantiert ist.« Devcon bleibt stehen, sieht von einem zum anderen. »Leute, ich sag euch was. Auch wenn’s im ersten Moment schwerfällt zu glauben, aber dieser Wahnsinn hat Methode.«
Grafert kratzt sich am Kopf. »Soll das heißen, dass wir es bei diesen drei Morden eventuell nur mit einem Täter zu tun haben?«
»Nicht drei Morde. Vier«, wirft Kartan ein.
»Ja, aber eben nur drei Fundorte.«
»Und drei äußerst sonderbare Tötungsarten. Und immer eine ungewöhnliche Präsentation der Leichen.« Devcon setzt sich hin und legt wieder die Hände auf den Tisch.
»Hm.« Leila Voist nimmt ihre Brille ab, zieht ein Tuch aus der Tasche ihrer Strickjacke und fängt an, die Gläser zu polieren. »Irgendwie fehlt mir da bisher aber trotzdem der große Zusammenhang.«
»Mir auch. Was wir haben, sind lediglich vier mehr oder weniger übel zugerichtete Leichen … so zugerichtet, um die ursprüngliche Tötungsart zu verschleiern … aus welchem Grund auch immer …«, sinniert Grafert laut.
»Doch die Identität der Opfer konnten wir relativ leicht feststellen.«
»Wieso?« Grafert sieht Devcon mit gerunzelter Stirn an. »Wer der gesichtslose Mann ist, wissen wir bis heute nicht.«
»Aber die erfrorene Frau …«
»Mit Eiswasser zu Tode gefoltert«, berichtigt Tatjana Kartan.
Devcon nickt ihr zu und fährt fort: »Die zu Tode gefolterte Frau haben wir taggleich identifiziert. Und das verräterische Piercing hätte man sicher entfernen können, wenn man denn gewollt hätte.«
»Tja, so gesehen«, Grafert zieht geräuschvoll die Nase hoch, den Blick aus den hellen Augen zur Zimmerdecke gewandt.
»Feuer, Wasser, Feuer. Das sind die Mittel, die zum Präparieren der Leichen angewandt worden sind.« Leila Voist setzt ihre Brille wieder auf und neigt sich vor. »Und das lässt zum einen schon mal darauf schließen, dass es beim nächsten Mal …«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagt Devcon.
»Natürlich. Aber was ich damit eigentlich sagen wollte: Vielleicht sollten wir doch mal einen Blick auf die Texte dieser Rockband …«
»Leila!« Kartan starrt die Kollegin an. »Das glaub ich ja jetzt nicht!«
»Aber wieso? Irgendwo müssen wir doch anfangen. Und möglicherweise gibt’s da ja ein paar Zeilen, die in einem irgendwie übertragenen Sinne als Tätermotivation passen könnten.«
»Klar gibt’s die! Jede Menge sogar. Und nicht nur für diese drei Fälle. Und zu übertragen brauchst du da auch nichts. Spiele mit Feuer, Messer, Pistolen, Vergewaltigung, die Innenansichteines Folterknechts – alles da, was das dunkle Herz begehrt. Das volle Programm. Und? Was willst du jetzt machen? Erst mal den Songschreiber verhaften?«
»Leute, kommt! Das ist doch alles Blödsinn.« Devcon schüttelt unwirsch den Kopf. »Als Nächste wären die Macher des Privatfernsehens dran, und spätestens dann müssen wir anbauen im Untersuchungsknast. Nein, ich sage euch, was wir tun werden …«
»Jim!«, ruft Regina Tamm vom Flur her. »Geht mal ins Internet. Schnell! In der Zentrale kam gerade ein Anruf rein. Hinweis auf einen Film im Netz, den ihr euch unbedingt anschauen müsst!«
18
Sie stehen vor dem Bildschirm. Rühren sich nicht.
Der reale Alptraum, sie sehen ihm seit Minuten zu. Und nicht nur aus Devcons Gesicht ist alle Farbe gewichen, als das schwer verletzte Mädchen auf dem Stuhl den finalen Stromstoß versetzt bekommt. Den finalen Stromstoß, der sie von innen heraus verbrennt. Ihre Organe schmelzen und pulsierende Brandblasen aus ihrer Haut wachsen lässt. Dicke pulsierende Brandblasen, die schließlich aufplatzen – dokumentiert in krassester Deutlichkeit in einem hochauflösenden Großformat. Sekundenlang. Als Standbild. Gestochen scharf wiedergegeben auf Devcons zweiundzwanzig Zoll großem Computermonitor.
»Haben wir’s endlich hinter uns?« Graferts Stimme ist belegt.
Tatjana Kartans Kehle entrinnt ein lautes Schluchzen, ihre Wangen sind nass von Tränen. Sie presst beide Hände vors glühende Gesicht. Schüttelt den Kopf. Bis Schwindel in ihr hochsteigt. Sie rennt – nein, flieht aus dem Raum.
»Leila, bitte geh ihr nach.« Devcon klingt heiser. Sein Blick ruht starr auf dem Bildschirm, der in diesem Moment langsam schwarz wird. Leila Voist schluckt. Sagt kein Wort und verlässt ebenfalls das Büro, die Augen gesenkt.
Devcon greift nach dem Telefonhörer, bewegt sich wie
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