Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller
starten gleich den Zugriff. Wenn’s was Besonderes gibt, meld ich mich. Tschüss.«
»Ja, aber …«
Die Bürotür fällt zu und Kartan stürmt vor Devcon durch den Flur.
»Stopp! Wohin gehen wir und was ist Iownu?«
»Wir gehen nicht, wir fahren.« Sie wird langsamer, wartet, bis Devcon mit ihr auf gleicher Höhe ist, und sieht ihn mitgroßen Augen an. »Sag mal, was war da drin eigentlich los gerade eben?«
Er bläht die Nasenflügel, presst die Kiefer aufeinander.
»Aha, verstehe – na, gut. Scheiße.« Kartan starrt mit gerunzelter Stirn auf die geschlossene Aufzugtür und die Etagenanzeige. »Im Keller. Ausgerechnet jetzt. Mist, das dauert zu lange. Also Treppe. Los, komm.« Sie hastet die Stufen der vier Stockwerke hinunter, reißt die Gebäudetür auf, springt nach draußen, läuft mit großen Ausfallschritten auf Devcons Wagen zu, rüttelt an der Beifahrertür und brüllt: »Mach auf, du fährst. Ich bedien das Navi.«
Devcon kommt ran und baut sich neben ihr auf, die Arme vor der Brust verschränkt, die Hemdsärmel noch immer hochgekrempelt. Tatjana sieht ihn fragend an und schlägt dann beide Hände vors Gesicht. »Herrje, jetzt sag bloß, deine Waffe ist noch oben.«
Devcon deutet ohne ein Wort auf die Rückbank seines Wagens.
»Uff, na Gott sei Dank.« Sie packt ihn an beiden Armen und rüttelt an ihnen, als wolle sie seine Muskeln lockern. »Jetzt hör mal, ich hab wirklich eine brandheiße Spur! Wenn wir Glück haben, führt die direkt zu diesem Cherub, verstehst du? Also steig ein und fahr los, ich erklär dir alles unterwegs. Oder glaubst du, der lungert noch ewig am Tatort rum?«
Devcons Kiefer beginnen zu malmen. »Du meinst also, du weißt, wo der Kerl sich in diesem Moment befindet?«
Sie lässt ihn los. »Ich denke ja.«
»Aber sicher bist du dir nicht?«
Sie rollt die Augen, stampft mit dem Fuß auf. »Mann …«
»Na, gut. Und wen hast du noch über die Aktion hier informiert?«
Sie tritt einen Schritt zurück. »Keinen. Was ich eben zu Leila gesagt habe, das … das war glatt gelogen. Falls ich mich nämlich doch irre – und dann? Außerdem werden wir ja wohl zu zweitmit dem Typ fertig, oder? Insbesondere, wenn das Überraschungsmoment auf unserer Seite ist.«
Devcons Kiefer malmen noch immer. Dann wendet er sich abrupt ab, sprintet zur anderen Seite des Wagens und entriegelt die Autotüren. »Gib mir die Adresse. Ich fahre allein.«
»Was?« Tatjana Kartans Stimme überschlägt sich fast. »Du hast sie wohl nicht alle!« Sie reißt die Beifahrertür auf, schlüpft auf den Sitz.
Devcon ballt die Fäuste und lässt sie aufs Lenkrad krachen. »Steig – bitte – aus«, bringt er mühsam beherrscht hervor. »Ich mache das allein. Du weißt, ich habe schon einmal einen großen Verlust …«
»Ja, weil du damals nicht dabei warst. Aber jetzt bist du ja da. Also fahr endlich los!«
Devcon schließt die Augen. Senkt den Kopf. Dann steckt er den Schlüssel ins Zündschloss und startet den Wagen. »Wohin?«
»Moment.« Tatjana Kartan aktiviert das Navigationssystem. »Den Ortsteil weiß ich nicht. Da standen nur eine Straße und eine Postleitzahl. Und so lange bin ich noch nicht hier in der Gegend, dass ich die alle auswendig weiß.«
Devcon gibt ein gereiztes Schnaufen von sich. »Und wie ist die, diese Postleitzahl?«
»Sechs fünf acht vier drei.«
Er sieht sie an. »Das ist Sulzbach.«
»Sulz… Du meinst …«
» Unseren Wohnort, ja. Straße?«
Sie schaut auf ihren Zettel. »Neugartenstraße.«
Devcon spuckt ein Lachen aus. »Nicht zu fassen, das ist gerade mal zwei Ecken weiter.« Er lenkt den Wagen vom Hof und dann in Richtung Miquelallee. »Das kann nicht wahr sein, oder? Soll das etwa tatsächlich bedeuten, dass dieser Abschaum die ganze Zeit über seelenruhig in meiner Nachbarschaft residiert?«
»Also, hör zu, so ist die Lage.« Kartans Augen ruhen auf dem Blatt mit ihren handschriftlichen Notizen. »Das Mädchen in dem Leichensack – also, die Tote vom Hauptfriedhof mein ich, du weißt schon.« Blick aus den Augenwinkeln zu Devcon. Er jedoch zeigt keine erkennbare Reaktion. »Also, was dieses Mädchen betrifft, da hatten wir echt Glück. Als ich zurückkam von Giebler – das war übrigens kurz nach unserem Telefonat … weil, wirklich helfen konnte ich ja doch nicht.« Sie zuckt die Schultern. »Ich bin dann also zurück ins Büro. Und da kam Kellermann auch gerade rein. Mit der freudigen Nachricht, dass die Kleine schon identifiziert werden
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