Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
bitte die Störung, aber ich müsste dich für einen Augenblick sprechen.“
Nathan winkte seinen Chef herein, der die Tür hinter sich schloss. „Miss Maxwell dürfte ich Sie später zurückrufen?“, sagte er in sein Handy.
Ana schien sofort zu begreifen, dass jemand aufgetaucht war, der nichts von ihr wissen durfte. „Klar, bis später“, sagte sie nur und legte auf.
„Was ist los?“, fragte Nathan und sah seinen Boss an.
„Ich wollte nur mal nachfragen, ob du Gelegenheit hattest, mit deinem Bruder zu sprechen.“
„Worüber denn?“
Adam warf ihm einen überraschten Blick zu. „Die finanziellen Unregelmäßigkeiten.“
Oh Gott, wie hatte er nur so dämlich sein können? „Entschuldige. Nein, es hat sich einfach nicht ergeben.“ Weil er in letzter Zeit viel zu sehr mit sich selbst und seinem Privatleben beschäftigt gewesen war, um weiter darüber nachzudenken. „Wie ich neulich schon erklärt habe, reden wir nicht sonderlich viel miteinander.“
„Ich verstehe. Dann müssen wir seine Sekretärin wohl wirklich durch eine Mitarbeiterin der Detektei ersetzen.“
„Ja, wahrscheinlich kommen wir so am schnellsten an die Informationen. Obwohl ich immer noch davon überzeugt bin, dass er unschuldig ist.“
„Ich hoffe es sehr“, erwiderte Adam und wandte sich zum Gehen um. Dann fügte er hinzu: „Ist eigentlich alles in Ordnung bei dir?“
„Natürlich. Warum fragst du?“
„Weil du in letzter Zeit etwas … geistesabwesend gewirkt hast. Und ich hatte den Eindruck, dass du nicht mehr ganz so viele Überstunden machst.“
„Bist du unzufrieden mit meiner Leistung?“
„Nein, keineswegs. Und damit du dir keine Gedanken machst: Nichts davon wird deine Bewerbung um meine Nachfolge beeinflussen. Ich betrachte dich als Freund, und ich habe mir einfach Sorgen gemacht.“
Auch wenn Adam es nicht deutlich sagte, konnte Nathan spüren, dass der Vorstand eine Erklärung von ihm erwartete. Unter den gegebenen Umständen wäre es Nathan wohl genauso gegangen. „Die Wahrheit ist, dass ich jemanden kennengelernt habe“, sagte er. „Es ist noch nichts Festes, aber es hat Potenzial.“
„Das freut mich! Ich würde sie gerne kennenlernen. Bringst du sie mit auf Emilios Hochzeit?“
„Leider hat sie keine Zeit.“ Auf keinen Fall konnte er Ana mitnehmen, auch wenn er es von Herzen gern getan hätte.
„Erst heirate ich, dann Emilio – wer weiß, vielleicht bist du ja der Nächste?“, sagte Adam grinsend.
„Lass uns mal nichts überstürzen.“
„Es ist gar nicht so übel, eine Familie zu gründen, Nathan“, merkte Adam an, während er sich erneut zum Gehen wandte.
Am liebsten hätte Nathan seinem Chef mitgeteilt, dass er das schon längst getan hatte. Wie gerne hätte er mit seinem Sohn geprahlt und Fotos im Büro herumgezeigt.
Noch ein paar Monate, dann war es so weit. Dann waren Ana und er in Sicherheit.
11. KAPITEL
Das war doch einfach nur lächerlich!
Es war der vierundzwanzigste Dezember, und Anas Vater hatte sich wegen des Weihnachtsessens morgen noch immer nicht gemeldet. Im Laufe der Woche hatte sie sicher ein Dutzend Mal versucht, ihn zu erreichen, doch er rief sie nicht zurück.
Gestern hatte sie ihm über seine Sekretärin sogar erneut ausrichten lassen, wie leid es ihr tat, dass sie den Brunch verschlafen hatte. Doch auch das hatte nichts gebracht.
Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach vier. Nathan musste jede Minute eintreffen. Ob sie vorher wohl noch einmal versuchen sollte, ihren Vater zu erreichen? Aber was sollte das bringen? Sie hatte ihn ja schon förmlich angebettelt. Wahrscheinlich dachte er, dass es die ultimative Strafe war, sie Weihnachten im Stich zu lassen.
Andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich freiwillig die Gelegenheit entgehen ließ, seinen Enkelsohn mit Geschenken zu überschütten. So wie sie ihn kannte, würde er in letzter Sekunde anrufen und sie springen lassen. Unglaublich, dass sich ein Mann, der an der Spitze eines Milliarden-Dollar-Unternehmens stand, so kindisch verhalten konnte.
Diese Spielchen hatte sie endgültig satt, und es war an der Zeit, dass er das begriff. Nathan hatte morgen Abend noch nichts vor, und sie wollte den Abend sowieso viel lieber mit ihm verbringen als mit ihrem Vater.
Wenn ihr Vater sich nicht gemeldet hatte, bis Nathan eintraf, würde er eben Max’ erstes Weihnachtsfest verpassen.
Als sie das Telefon auf dem Küchentresen ablegte, verspürte sie immerhin nur einen Anflug von schlechtem
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