Eiskalte Geschäfte, heißes Verlangen
Gewissen. Nur Sekunden später klingelte es an der Wohnungstür.
Es war Punkt vier Uhr. Sie eilte in die Diele und zog die Haustür auf.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte Nathan und grinste wie ein kleiner Junge, als er eintrat.
Ehe er sich auch nur den Mantel ausziehen konnte, hatte sie ihm schon die Arme um den Hals geschlungen und ihn innig geküsst. Erst, als sie wieder losließ, bemerkte sie das Geschenk in seiner Hand. Es war nur eine kleine, flache Schachtel.
„Ist noch Platz dafür unter dem Weihnachtsbaum?“, fragte Nathan und reichte ihr das Geschenk.
„Gerade eben so“, erwiderte sie und nickte in Richtung Wohnzimmer, wo all die Päckchen lagen, die heute im Laufe des Tages geliefert worden waren. „Hast du ein ganzes Spielwarengeschäft leergekauft?“
„So ungefähr.“ Er legte seinen Mantel ab und folgte ihr ins Wohnzimmer, wo sie das Geschenk zu den übrigen unter den Baum legte. „Wo ist Max?“
„Macht sein Mittagsschläfchen. Er dürfte gleich aufwachen. Möchtest du ein Glas Wein?“
„Sehr gerne.“
„Und du hast jetzt tatsächlich ein paar Tage frei?“, fragte sie auf dem Weg in den Küchenbereich.
„Ein paar Stunden werde ich wohl noch ins Büro müssen. Aber ansonsten ja. Und ich will so viel Zeit wie möglich mit Max und dir verbringen.“
Sie schenkte zwei Gläser Wein ein und reichte eines davon Nathan. „Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Wie fändest du es, morgen Abend mit mir und Max zu essen?“
Nathan runzelte die Stirn. „Und was ist mit deinem Vater?“
„Nichts. Er hat sich bis jetzt nicht gemeldet. Und ich habe seine Erpressungsversuche langsam satt. Daher habe ich beschlossen, meiner eigenen Wege zu gehen.“
„Und was, wenn er in letzter Minute doch noch anruft?“
„Dann sage ich ihm, dass ich etwas Besseres zu tun habe.“
„Bist du dir sicher?“
„Absolut.“ Sie stieg auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. „Eigentlich möchte ich den Tag morgen sowieso am liebsten mit dir verbringen.“
Nathan grinste und schlang seinen Arm um ihre Taille. „Na, dann nehme ich die Einladung gerne an.“
„Wir müssen nachher noch in den Supermarkt fahren und einen Truthahn und Beilagen kaufen. Ich habe noch nie einen zubereitet, aber so schwer kann es nicht sein.“
„Falls wir überhaupt noch einen Truthahn bekommen. Ehrlich gesagt bezweifle ich es.“
„Na gut, dann gibt es eben Pizza und Tomatensuppe. Mehr habe ich nämlich nicht im Haus.“
Nathan lächelte und strich ihr das Haar aus der Stirn. Dann gab er ihr einen liebevollen Kuss. „Solange ich nur bei dir und Max sein darf, ist mir egal, was wir essen.“
Ana bezweifelte, dass sie jemals ein so süßes Kompliment bekommen hatte. Wenn das so weiterging, würde Max’ erstes Weihnachtsfest tatsächlich etwas ganz Besonderes werden.
Als hätte der Kleine gespürt, dass sie an ihn dachte, begann das Babyfon zu knacken. „Max ist wach. Willst du ihn aus dem Bettchen holen, während ich im Internet nach Rezepten suche?“, fragte sie Nathan.
Er gab ihr einen dieser zarten Küsse, die ihre Haut kribbeln ließen, dann verschwand er im Kinderzimmer.
Nach dem Essen begaben sie sich auf die Jagd nach einem Truthahn. Im dritten Supermarkt wurden sie endlich fündig. Als sie mit überquellendem Kofferraum wieder nach Hause zurückfuhren, war es längst Bettgehzeit für Max. Noch im Auto schlief er ein. Zu Hause brachte Ana ihn ins Bett, während Nathan die Einkäufe ins Haus trug und seine Übernachtungstasche aus seinem Wagen holte.
Er bot ihr zwar an, ihr beim Einräumen der Lebensmittel zu helfen, doch Ana vertrieb ihn aus der Küche und schickte ihn vor den Fernseher. Als er eine halbe Stunde später zurückkam, um sich ein Bier zu holen, war er barfuß, trug eine Jeans – und sonst nichts.
Ana musterte ihn mit verschränkten Armen von oben bis unten. „Versuchst du etwa, mich aus der Küche zu locken?“
Er grinste. „Funktioniert es denn?“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Wenn ich nicht gerade eine Million Dinge erledigen müsste …“
Er küsste sie rasch. „In Wahrheit war mir nur zu warm mit dem Kaminfeuer. Aber wenn du hier nicht bald fertig bist, schleife ich dich wirklich früher oder später ins Bett.“
Nachdem er wieder vor den Fernseher zurückgekehrt war, legte Ana in der Küche letzte Hand an. Währenddessen dachte sie darüber nach, wie perfekt dieser Abend gewesen war. Fast schon zu perfekt. Genauso wie beim letzten Mal, kurz bevor
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