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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Lange stand er so da und betrachtete das Schauspiel, und hätte er es nicht besser gewusst, hätte er schwören können, dass sich die Zielscheiben bewegten. Wie eine Gruppe Außerirdischer auf drei Beinen, die sich im Schutze der Dunkelheit rührten und dann wieder erstarrten, wenn das Licht des Mondes auf sie fiel.
    Plötzlich empfand er eine Beklommenheit, eine Verletzlichkeit, die er so nicht kannte. Er fasste unwillkürlich nach seiner Pistolentasche, die er schon seit Jahren nicht mehr trug.
    Er lächelte, als ihm auffiel, was er tat.
    Vermutlich hätte das gegen die dreibeinigen Marsmenschen ohnehin nicht geholfen, dachte er und ging um die Baracke herum und klopfte an.
    Jemand rief »Herein«, und er öffnete die Tür. Marcus Koster rollte auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
    »Hallo! Das ist ja eine Überraschung. Haben Sie beim letzten Mal was vergessen?«, fragte er.
    Ulf Holtz klopfte sich in dem Vorraum mit der Glastheke voller Pokale den Schnee von den Schuhen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne.
    »Entschuldigung. Das hätte ich natürlich draußen tun sollen.«
    »Kein Problem. Das trocknet wieder. Kommen Sie rein, wollen Sie einen Kaffee?«
    »Lieber einen Tee, falls Sie einen haben.«
    »Natürlich. Kommen Sie mit.«
    Koster rollte vor ihm her in den etwas größeren Raum mit Aussicht auf die Wiese. Er kochte Tee und machte ein paar belegte Brote mit Zervelatwurst, während sich Ulf Holtz umsah. An den Wänden hingen ältere und neuere Bilder von Bogenschützen, sowohl Fotos als auch Zeichnungen. Er blieb vor einer der Zeichnungen stehen, eine muskulöse Frau in einer Art körperbetonenden Mittelalterrüstung. Holtz fühlte sich an die deutsche Kunst der dreißiger Jahre erinnert. Sie sah fast perfekt aus. Langes, glänzendes, geflochtenes Haar, große, mandelförmige Augen mit langen Wimpern, milchweiße Haut und ein riesiger Busen in einem korsettähnlichen Oberteil aus Metall. In der Hand hielt sie einen Bogen, und auf dem Rücken trug sie einen wohlgefüllten Köcher.
    »Nett, oder?«, sagte Koster hinter seinem Rücken.
    »Wer ist das?«
    »Tisiphone, eine griechische Göttin modern interpretiert. Gutaussehend, stark, geschmeidig und immer auf der Seite der Guten. Erlebt viele Abenteuer, während sie der Gerechtigkeit dient. Kommen Sie, jetzt trinken wir Tee.«
    Ulf Holtz schüttelte lachend den Kopf.
    Nachdem sie beide ein belegtes Brot gegessen und Tee getrunken hatten, wurde Marcus Koster etwas verlegen.
    »Warum sind Sie eigentlich hier? Es ist ja, wie soll ich sagen, nicht nur angenehm, Besuch von der Polizei zu erhalten. Ich glaube, dass ich Ihnen schon alle Infos über Armbrüste und Bogen gegeben habe, oder haben sich weitere Fragen ergeben?«
    Ulf Holtz wusste selbst nicht so genau, warum er eigentlich gekommen war. Er überlegte einen Augenblick, ehe er antwortete.
    »Ich hatte nichts zu tun, und dann ist mir dieser Verein eingefallen. Aus irgendeinem Grund bin ich hergefahren. Ich erwartete eigentlich nicht, dass jemand hier sein würde.«
    Er verstand auch nicht recht, warum er dem hilfsbereiten Mann im Rollstuhl gegenüber so offenherzig war, schließlich hatte er ihn bisher erst einmal getroffen. Aber in der Gesellschaft Marcus Kosters war er einfach entspannt.
    »Und dann fiel mir Kyudo ein. Haben Sie davon schon einmal gehört?«
    »Japanisches Bogenschießen. Natürlich.«
    »Ich dachte, dass Sie mir das vielleicht beibringen könnten …«
    Koster lachte.
    »Da müssen Sie sich an einen anderen Verein wenden, diese Sportart betreiben wir hier nicht.«
    »Ach so«, erwiderte Holtz. »Ich weiß nicht, das war eigentlich nur so ein Einfall. Ich hatte sonst nichts zu tun.«
    »Sie sind hier immer willkommen«, sagte Koster und klang aufrichtig froh darüber, dass Ulf Holtz beschlossen hatte, ausgerechnet ihn zu besuchen. »Nett, dass Sie gekommen sind. Es ist ziemlich düster hier, geradezu einsam, aber ich fühle mich trotzdem wohl. Irgendwie ist dieser Verein so etwas wie mein zweites Zuhause, oder eher schon mein erstes, wenn ich genauer darüber nachdenke.«
    »Sind Sie immer allein hier?«
    »Ja. Im Winter bin ich fast der Einzige, der hier nach dem Rechten sieht. Aber im Sommer ist immer viel los, nicht zuletzt, wenn die Leute vom Behindertensport hier zusammenkommen.«
    »Sie sind also im Behindertensport aktiv?«
    »Ich weiß nicht, ob Ihnen aufgefallen ist, dass ich im Rollstuhl sitze.« Marcus Koster lachte.
    Holtz murmelte etwas und kam sich dumm vor.
    »Das war

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