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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Ahnung haben. Worauf willst du hinaus?«
    »Weißt du, wie das Ganze begann? Wie sich ein ganz normaler und begabter junger Mann, der sein Leben vor sich hatte, dafür entschied, sich von allem abzuwenden, was seine Familie vertrat?«
    »Nicht so genau, aber …«
    »Sein Vater ist Arzt, Humanist. Kannst du dir vorstellen, dass einer der einflussreichsten Neonazis hier im Land der Sohn eines Arztes war?«
    »Nein, vielleicht nicht«, erwiderte Holtz verblüfft, »aber was hat das mit allem zu tun? Er ist doch wohl nicht deswegen Neonazi geworden?«
    »Nein. Ich glaube, es war etwas ganz anderes. Kindesmisshandlung.«
    Der Chlorgeruch lag wie eine Erinnerung an den Schwimmunterricht der Kindheit in der Luft. Das weiße, kalte Licht, das widerhallende Geräusch von Geplansche, das Rasseln der Plastikkugeln der Bahnmarkierungen, die gerade ausgerollt wurden, riefen bei ihm beinahe Übelkeit hervor. Ulf Holtz hatte für Hallenbäder nicht viel übrig, und er hätte die eigene Schwimmhalle der Polizei im Ostflügel des Präsidiums auch nie freiwillig besucht.
    Der Bau des Beckens hatte zu Diskussionen über Verschwendung von Steuergeldern geführt, aber das Versprechen, dass die Allgemeinheit gelegentlich zusammen mit den Polizeibeamten schwimmen dürfe, hatte die Situation gelöst. Sonderlich viele Zivilisten hatten von dem Angebot jedoch nie Gebrauch gemacht.
    Ellen Brandts Kopf näherte sich im Wasser. Holtz versuchte, sie auf sich aufmerksam zu machen, aber sie schwamm einfach an ihm vorbei. Ihr Kopf verschwand, ehe sie die Kachelwand erreichte, und tauchte wenige Sekunden später in entgegengesetzter Richtung wieder auf.
    »Ellen!« Seine Stimme hallte wider, und er sah sich um. Abgesehen von einem Putzmann, der sich nicht weiter für Holtz’ Versuche interessierte, Ellen Brandts Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, war niemand in der Schwimmhalle.
    »Ellen«, rief er erneut und folgte einer blaugekachelten Linie mit rauer Oberfläche. Sie richtete sich im seichten Ende des Beckens auf, schob eine dunkelblaue Schwimmbrille hoch und drehte sich in seine Richtung.
    »Mir fehlen nur noch wenige Längen, kannst du dich nicht so lange irgendwo hinsetzen?«, rief sie. Er nahm auf einem Plastikstuhl Platz und stellte fest, dass sie im Badeanzug eine gute Figur machte. Er hatte sich Ellen Brandt noch nie im Badeanzug vorgestellt und vermutlich auch sonst niemanden. Aber jetzt konnte er ihren durchtrainierten Körper nicht aus den Augen lassen. Was tue ich hier eigentlich, dachte er? Er schüttelte sich, um in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    »Gib mir bitte das Handtuch.« Brandt stieg aus dem Wasser und deutete auf ein dickes, marineblaues Badetuch, das über einer Stuhllehne hing.
    Er reichte es ihr und konzentrierte sich darauf, nicht auf ihren Busen zu schauen. Es ist mir noch nie aufgefallen, dass sie so große Brüste hat, dachte er und überlegte, ob er eigentlich noch ganz bei Trost war.
    »Was ist so eilig?«, fragte sie, während sie sich ihre kurzen Haare abtrocknete.
    »Wie sehr habt ihr euch in Styrbjörn Midvinters Vergangenheit vertieft? Ich meine natürlich Johan Seger?«
    »Wieso?«
    »Weißt du, dass er wegen Kindesmisshandlung verurteilt worden ist?«
    »Nein, aber das erstaunt mich nicht. Bei dem kann ich mir alles vorstellen.«
    »Er war selbst noch ein Kind, als es geschah. Er wurde zu einer Jugendstrafe verurteilt.«
    »Wie alt war er da?«
    »Ich weiß nicht genau, aber er war siebzehn, als er entlassen wurde. Sie haben ihn zu einem Jahr oder so verurteilt.«
    »Dann ist es nicht weiter verwunderlich, dass das nicht in unseren Akten stand. Schließlich liegt es zwanzig Jahre zurück.« Sie trocknete sich die Arme ab.
    »Achtzehn Jahre, um genau zu sein.«
    »Das ändert nichts, lange genug, um aus den Akten zu verschwinden.«
    »Aber irgendwelche Unterlagen muss es doch noch geben? Vom Jugendamt oder so?«
    »Vielleicht, aber du weißt, dass wir auf so alte Sachen nicht automatisch Zugriff haben. Wessen Kind hat er denn misshandelt?«
    »Sein eigenes.«
    »Sein eigenes?«, erwiderte sie und hielt mitten in der Bewegung mit dem Abtrocknen inne.
    »Genau.« Holtz war zufrieden, endlich ihre volle Aufmerksamkeit zu genießen.
    Pia Levin biss in einen Apfel. Sie betrachtete ihn nach jedem Happen, als wollte sie sich versichern, dass sie wirklich einen Apfel aß.
    »Was ist das eigentlich für eine Sorte?«, fragte sie und nahm einen weiteren großen Bissen. Ellen Brandt sah Levin ratlos an und warf dann

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