Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Kühlschrank.
»Tja … Inneneinrichtung ist nicht so mein Ding. Ich wohne in einer winzigen Wohnung, in der nichts durchdacht ist. Und eine richtige Küche habe ich auch nicht.«
Er nickte verständnisvoll.
»Ich glaube, dass ich mich das nächste Mal für eine Bauernküche entscheide. Vielleicht eine mit einem Aga-Herd und weißverputzten Wänden.«
Levin war sich nicht sicher, ob von ihr ein weiterer Kommentar zur Einrichtungsfrage erwartet wurde.
Thord Seger verrührte sieben Eier und briet dann auf dem Gasherd einige Pfifferlinge und fein gehackte Schalotten an. Er gab das Ei unter die Pilze, drehte die Flamme klein und rührte dann sorgfältig so lange, bis es cremig wurde. Dann rundete er das Ganze ab, indem er mit kräftigen Handbewegungen einen südeuropäischen Hartkäse darüber raspelte.
Er deckte einen kleinen Tisch am Fenster und brachte dann das Eiergericht und eine Kanne Wasser herüber. Es gab nur zwei Stühle.
»Ich esse immer hier, wenn ich allein bin, und das bin ich meistens«, sagte er und bat Levin, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
Eine Weile lang aßen sie schweigend. Dann griff Seger den Faden dort wieder auf, wo er den Bericht über seinen Sohn unterbrochen hatte. Levin hatte alle Hände voll damit zu tun, ihr Tonband ein- und auszuschalten, um nichts Wichtiges zu verpassen, aber Belangloses zu überspringen.
Johan Seger war immer der Schwarm vieler Mädchen gewesen. Bereits als er dreizehn gewesen war, hatten sich die Mädchen bei den Segers die Klinke in die Hand gegeben. Aber er hatte sich mehr fürs Segeln und Angeln interessiert.
Mit siebzehn hatte sich dann alles verändert.
»Sie war erst vierzehn und ganz anders als jene, die sonst immer hier aus und ein gingen. Die anderen waren gesund und stark gewesen, richtige Schärenmädchen«, sagte er und begann abzuräumen. »Wollen Sie etwas Süßes zum Nachtisch? Vielleicht ein Biscotto?«
»Warum nicht«, erwiderte Pia Levin, die sich allmählich zu Hause fühlte und alles sogar recht nett fand. Sie war schon lange nicht mehr eingeladen worden und wusste Thord Segers Gesellschaft zu schätzen. Irgendetwas an seinem Ton veranlasste sie, ihm gebannt zuzuhören. Er sprach bedächtig, und sie hatte das Gefühl, seine Stimme dränge ihr irgendwie in jede Zelle.
Er räumte den Tisch ab, machte Espresso, legte sechs Biscotti auf ein Tellerchen und trug alles ins große Zimmer.
»Wir setzen uns hierhin. Das ist bequemer.« Sie nahmen vor dem Kamin Platz. Pia Levin sah wieder auf die Uhr.
»Meine Güte, schon fast zehn«, sagte sie.
»Die Zeit vergeht schnell, wenn es nett ist, nicht wahr?«
»Das stimmt, aber jetzt muss ich Sie doch bitten, die Geschichte fertig zu erzählen.«
Und dann vernahm sie die Geschichte von dem Mädchen, das an einem Frühlingstag vor fast zwei Jahrzehnten in das Leben der Familie Seger getreten war und alles verändert hatte.
P ia Levin machte einen Schritt über den Zeitungsstapel in der Diele, ging geradewegs in die kleine Küche und nahm sich dort ein sauberes Glas. Der Wein war lauwarm, aber das war ihr egal. Ganz hinten im Kühlschrank fand sie ein Glas mit kleinen Salzgurken. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann sie es gekauft hatte, aber die Gurken stellten das einzig halbwegs Essbare dar. Mit dem Gurkenglas in der einen und dem Weinglas in der anderen Hand setzte sie sich auf das Sofa des winzigen und spärlich möblierten Wohnzimmers, das von einem großen Plasmafernseher dominiert wurde. Sie zappte durch die Programme, ohne dass ihr irgendetwas zugesagt hätte, und entschied sich für einen Musiksender. Dann fischte sie mit den Fingern eine Minigurke aus dem Glas, kaute sie gierig, leckte dann sorgfältig ihre salzig nassen Finger ab und trank einen großen Schluck lauwarmen Weißwein. Sie verzog das Gesicht, als sich der Geschmack der Salzgurke und des Weins mischten.
Sie stellte den Fernseher lauter, legte die Füße auf den Couchtisch und überlegte, warum der Mann auf dem Bildschirm einen schwarzen Hut auf dem Kopf hatte und eine Gitarre in der Hand hielt, aber kein Hemd trug, während er im Wind auf einem Berggipfel stand und sang.
Als sie das spartanische Mahl beendet hatte, kehrten die Gedanken zurück, die sie auf dem Nachhauseweg hatte verdrängen wollen. Sie schaltete den Fernseher aus.
Warum zum Teufel ausgerechnet ich? Hätte nicht jemand anderes diese Vernehmung mit Thord Seger durchführen können?, überlegte sie und rieb sich die Augen. Sie brannten und
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