Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
waren eingeschaltet und verbreiteten ein gelbliches Licht am Kopfende des Bettes. Er richtete den Blick auf die Wand darüber. Dort hatte eine gerahmte Fotografie gehangen.
Anschließend ging er in das andere Zimmer und nahm, was er benötigte, aus der Kommode und packte es in einen Rucksack. Der Schmerz im Bein kam schleichend, und er beeilte sich fertig zu werden. Beim Verlassen des Zimmers drehte er sich auf der Schwelle noch einmal um und betrachtete einige Augenblicke das gemachte Bett, das Bücherregal und den Schreibtisch mit dem zugeklappten Laptop, ehe er die Treppe hinunterhinkte. Er zog sich warm an, schloss die Tür hinter sich ab und ging zu dem wartenden Taxi.
Als er sich auf den Rücksitz sinken ließ, fühlte er sich befreit und erwartungsvoll.
D er Schmerz hatte sich verändert. Anfänglich war er dumpf und gleichmäßig gewesen, und er hatte ihm noch mit Tabletten beikommen können. Jetzt war er stechend und nicht vorhersehbar. Es war nichts mehr gegen ihn auszurichten. Ulf Holtz hielt den Blick auf den dunklen Kognak im Schwenker gerichtet, während der Schmerz zunahm und wieder abebbte. Er atmete hörbar aus und streckte die Hand nach dem Glas aus, hielt es vor sich hin, ließ es langsam kreisen und stellte es dann wieder auf die gestärkte weiße Tischdecke.
Er wollte den Genuss in die Länge ziehen.
Das Restaurant war ziemlich leer, nur wenige Paare, eine laute amerikanische Gruppe und drei Japaner an einem Ecktisch, die sich beim Essen leise unterhielten.
Holtz überlegte sich, worüber sie wohl sprachen. Was taten sie wohl, so weit von zu Hause entfernt? Waren sie Touristen oder Geschäftsleute?
Einer der Japaner zündete sich eine Zigarette an und tat ein paar langsame, tiefe Züge. Es dauerte einige Minuten, bis der Oberkellner auftauchte. Er trug ein weißes Hemd, schwarze Hose und Schürze. Holtz beobachtete die Japaner und ahnte, was geschehen würde. Der Oberkellner näherte sich ihnen langsam. Er war unsicher, wie er agieren sollte, wie er ihnen begreiflich machen sollte, dass Rauchen nicht gestattet war.
Der Rauch der Zigarette stieg dunkelblau zur Decke. Der Japaner blickte suchend auf den Tisch und legte dann die brennende Zigarette auf einen Teller mit einem angebissenen Stück Brot. Dann griff er wieder zum Besteck und aß weiter.
Der Oberkellner ging mit gehetztem Blick zu ihnen. Als er fast vor dem Tisch mit dem ahnungslosen, rauchenden Japaner stand, drückte dieser plötzlich die Zigarette mit einer resoluten Bewegung aus. Auf dem weißen Teller blieb ein schwarzer Fleck zurück. Der Oberkellner zog die Brauen hoch und öffnete entsetzt den Mund. Er hielt inne, überlegte, machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
Holtz musste schmunzeln. Er wandte sich wieder seinem Kognakschwenker zu. Er ließ ihn kreisen und blickte durch die großen Fenster aufs Wasser. Stolze weiße Dampfer lagen dicht am Kai, als kauerten sie sich bei der Winterkälte aneinander. Sie zerrten an ihren Tauen. Das Wasser war grau und träge wie Öl. Holtz nippte vorsichtig am Kognak. Er brannte etwas auf den Lippen, aber das fand er nur angenehm. Der Oberkellner näherte sich ihm. Er wippte auf den Sohlen und wirkte etwas betreten.
»Alles zur Zufriedenheit?«
»Bislang schon«, antwortete Holtz.
»Darf ich Ihnen die Speisekarte bringen?«
»Nicht nötig. Ich warte noch auf jemanden.«
Der Mann mit der schwarzen Schürze schnitt eine Grimasse, die wahrscheinlich ein Lächeln darstellen sollte, und zog sich zurück. Auf Holtz wirkte der Gesichtsausdruck wie ein höhnisches Grinsen, und er überlegte, ob er sich gekränkt fühlen oder belustigt sein sollte. Er entschied sich für letzteres. Ihm war klar, dass er vermutlich nicht so recht in diesen Salon passte. Hätte er es gewagt, hätte der Oberkellner sicher um sofortige Bezahlung gebeten. Schließlich war der Kognak teuer, und heutzutage liefen überall viele Betrüger herum.
Holtz trank noch einen Schluck und genoss die Wärme, die sich in Hals und Brust ausbreitete. Eigentlich hätte er hier nicht sitzen und schon gar keinen Alkohol trinken sollen.
Er hatte Pia Levin darum gebeten, das Örnnästet abzuschließen. Er müsse leider weg. Sie hatte enttäuscht gewirkt, aber er hatte ihr einfach nur zugewunken und sich dünngemacht. Er fand nicht, dass es eine Rolle spielte, wenn sie mit der eingehenden Untersuchung des geheimen Raumes bis zum nächsten Tag warteten. Außerdem war das Treffen mit Nahid wichtiger als alle forensischen
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