Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
sehen«, meinte Mrowka. In diesem Augenblick hielt vor ihnen ein Lieferwagen mit einem stilisierten Schlüssel auf der Seite. Ein junger Mann in Arbeitskleidung stieg aus. Er hatte ein selbstsicheres Lächeln, wache Augen, die fast unter seinem langen Pony verschwanden, und wollte wissen, ob er hier ein Schloss öffnen solle.
»Ja. Aber es ist nicht ganz sicher, ob Sie das auch schaffen.«
Eine grundlose Verärgerung über die Selbstsicherheit des jungen Mannes hatte Holtz beschlichen.
Auch der Schlosser musste Plastikschoner überziehen. Die drei Männer gesellten sich zu Pia Levin, die sie im hinteren Zimmer neben der verschlossenen Tür erwartete.
Der Mann vom Schlüsseldienst nickte Levin zu und richtete sein Interesse auf die Tür. Er pfiff leise und begann dann zu lachen. Die anderen sahen ihn verständnislos an.
»Was ist?«, fragte Holtz.
»Dieses Schloss kriegt man nicht auf. Das ist vollkommen unmöglich. So ein Schloss habe ich noch nie in Wirklichkeit gesehen. Wusste gar nicht, dass man die hier kaufen kann«, sagte er mit Bewunderung in der Stimme.
»Was meinen Sie? Alle Schlösser kriegt man doch irgendwie auf?«, sagte Levin.
»Schon möglich, aber nicht mit meinem Werkzeug. Ich glaube, sie müssen die Tür aufbrechen, die ist der schwächste Punkt. Aber dabei kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich arbeite mit mechanischen Schlössern.«
»Was ist denn an diesem Schloss so besonders?«, fragte Levin.
»Das ist ein digitales Schloss. Bei jeder Aktivierung braucht man einen neuen Code.«
»Und wie kann man wissen, welcher Code gerade gilt?«, wollte Holtz wissen.
»Nach dem gleichen System wie bei den meisten Internetbanken, vermute ich«, warf Mrowka ein, der mit einem amüsierten Lächeln die Diskussion verfolgt hatte.
»Wie meinst du das?«
»Um sich bei der Internetbank einzuloggen, ist meist ein Dongle nötig, das einen Code zum Einloggen liefert. Natürlich nur, wenn man auch den richtigen Code für das Ding besitzt.«
»Wenn wir also dieses Ding nicht haben, können wir auch keinen Code generieren und somit die Tür nicht öffnen?«
»Genau. Und hätten wir das Ding, würde uns das auch nichts nützen. Da wir den Code für das Ding nicht haben.«
Der Mann vom Schlüsseldienst konnte nichts ausrichten, und Holtz begleitete ihn zu seinem Wagen.
»Was tun wir jetzt?«, fragte er, als er wieder bei den anderen war.
»Wartet hier.« Mrowka verschwand, während Holtz und Levin diskutierten, wie sich die Tür am besten mit Gewalt öffnen ließ.
Nach einigen Minuten kehrte Jerzy Mrowka mit einem Laptop in der Hand und einer kleinen Tasche über der Schulter zurück. Er stellte den Computer auf den Fußboden und nahm ein paar dünne Kabel in verschiedenen Farben aus seiner Tasche. Dann betrachtete er das Schloss eingehend, wählte ein rotes Kabel und schloss es an den Computer an.
Die anderen verfolgten interessiert sein Tun.
»Man muss eines bedenken, wenn es um digitale Geheimnisse geht«, sagte er und erhob sich, nachdem er im Schneidersitz sitzend etwas in den Computer eingegeben hatte. »Es gibt immer eine Hintertür oder eine Abkürzung. Statt zu versuchen herauszufinden, welcher Code der richtige ist, kann man es auch umgekehrt machen.«
»Wie, umgekehrt?«, fragte Levin.
»Man kann dem Schloss sagen, mit welchem Code man öffnen will.«
»Klingt einfach. Und wie geht das?«, wollte Holtz wissen.
»Ich glaube, ich kriege das hin.«
Ulf Holtz und Pia Levin sahen ihn zweifelnd an, während er mit der Hand über das Codeschloss strich, das bündig in das Metall eingelassen war. Nichts ragte heraus. Er streichelte es gewissermaßen voller Verehrung und nahm dann einen zwei Zentimeter langen und ein Zentimeter dicken Metallzylinder aus seiner Tasche. In der Mitte des Zylinders war ein kleines Loch. Mit Hilfe doppelseitigen Klebebands befestigte er den Zylinder in der Mitte des Codeschlosses und schloss ihn mit dem roten Kabel an den Computer an.
»Nun werden wir sehen«, sagte er und drückte resolut die Eingabetaste.
Holtz beugte sich vor und starrte auf den Laptop, der aufgeklappt auf dem Fußboden stand. Er hatte erwartet, dass Myriaden Zahlen über den Monitor huschen würden, aber das Einzige, was sich bewegte, war das Polizei-Logo, das langsam vor einem dunkelblauen Hintergrund kreiste.
»Passiert da was?«, fragte Holtz.
»Durchaus. Immer mit der Ruhe.«
Nach einigen Minuten erlosch das kreisende Polizei-Logo, stattdessen tauchte ein weißer Schirm mit blauem
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