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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Untersuchungen der Welt.
    Er begriff einfach nicht, warum sie dieses Restaurant ausgesucht hatte. Sie hatte darauf bestanden, und jetzt saß er hier, und ihm war gar nicht so unbehaglich zumute, wie er erwartet hatte. Er blickte wieder auf die Uhr. Sie hatte sich noch nicht verspätet. Er war zu früh gekommen. Ich hätte erst noch nach Hause fahren, duschen und mich umziehen sollen, dachte er und trank noch einen großen Schluck Kognak. Er meinte, den Alkohol zu spüren, aber vermutlich war das nur Einbildung, Nervosität.
    Er merkte sofort, als sie das Restaurant betrat. Selbstbewusst blieb sie neben der Tür stehen und sah sich nach ihm um. Er blickte sie an. Sie trug ein dunkelgrünes, gerade geschnittenes Kleid mit kurzen Ärmeln. Ihr schwarzes Haar fiel ihr glänzend auf die Schultern. Sie trug den Kopf stolz erhoben, und ihre Haltung war aufrecht. Sie ignorierte den Oberkellner, der versuchte, sie abzufangen, während sie zielbewusst auf Holtz zuging. Sie wirkte froh. Er wusste nicht, warum, aber er hatte erwartet, dass sie traurig oder von widerstreitenden Gefühlen erfüllt erscheinen würde.
    Hatte er alles nur falsch verstanden? War alles nur ein unglückliches Missverständnis gewesen? Hatte sie einfach nur viel zu tun gehabt? Würde jetzt alles wieder gut werden? Hatte sie deswegen dieses Restaurant ausgesucht? Um zu feiern?
    »Hallo«, sagte sie mit ihrer weichen Stimme. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie strich es mit einer beiläufigen Bewegung hinters Ohr. Dann beugte sie sich vor und küsste neben seiner Wange in die Luft. Ulf Holtz sah ein, dass er nichts missverstanden hatte.
    »Hast du schon bestellt?«, fragte sie und wollte ihren Stuhl unter dem Tisch hervorziehen. Der Oberkellner kam ihr jedoch zuvor. Sie nickte ihm zu und setzte sich.
    »Nein, nur den Kognak hier.« Holtz überlegte, ob er sich vielleicht hätte erheben sollen, statt einfach dazusitzen, als sie hereingekommen war.
    »Eine Flasche Mineralwasser«, sagte sie zum Oberkellner. Dieser nickte und verschwand.
    Holtz war enttäuscht. Er hätte gerne eine Flasche Wein bestellt. Er hatte sich vorgestellt, dass sie lange beisammensitzen würden, aber ihre Bestellung machte seine Hoffnungen zunichte. Er lächelte sie an, merkte aber selbst, dass es ein starres Lächeln war.
    »Ich hatte Besuch … von deinem Vater«, sagte er und hörte selbst, wie dumm das klang.
    »Das habe ich gehört … Nur dass du das weißt, ich hatte keine Ahnung, dass er zu dir gehen würde. Ich hätte ihn in der Luft zerreißen können, als er es mir erzählt hat.« Sie strich sich wieder eine verirrte Strähne hinters Ohr.
    »In der Tat ein interessantes Erlebnis. Ich kam mir vor wie ein Schuljunge.«
    »Ja, so ist das bei ihm meistens«, erwiderte sie.
    Er schaute ihr in die Augen und hielt ihren Blick etwas zu lange fest. Sie wandte sich ab und sah sich im Restaurant um. Ovale Tische, weiße Tischdecken, schwere Stühle, auf denen man bequem sitzen konnte. Sandfarbene Wände mit Aquarellen in kühlen Farben. Weder persönlich noch unpersönlich.
    Sie hatte die Hände vor sich auf den Tisch gelegt. Die rechte Hand auf die linke. Sie hatte starke, lange Finger und trug keine Ringe. Er merkte, dass sich seine Hand ohne sein Zutun über das Tischtuch auf ihre zubewegte. Sie legte ihre Hände in den Schoß. Seine Hand blieb einsam auf dem Tischtuch zurück. Ein ausgestreckter Arm, eine einsame Hand.
    »Hier hat es angefangen«, sagte sie.
    »Bitte?«
    »Da drüben«, sagte sie und nickte in Richtung der Bar vor dem Restaurant.
    »Was?«
    Sie trank einen Schluck Wasser und schluckte langsam, als würde sie die Kohlensäure im Hals kitzeln.
    »Ich war gerade achtzehn geworden. Eine Freundin brachte mich mit hierher. Wir zogen uns fein an, nahmen die U-Bahn, alle einundzwanzig Stationen, gingen in die Bar und bestellten etwas. Ich erinnere mich nicht mehr, was. Vermutlich das Billigste. Wir saßen dann dort, zwei Mädchen aus dem Vorort, und unterhielten uns auf Englisch.
    »Auf Englisch?«
    »Ja. Plötzlich waren wir Teil der großen Welt«, sagte sie mit einem nach innen gewandten, verträumten Lächeln auf den Lippen. »Nach einer Weile kannten wir die Spielregeln. Wie wir aussehen, was wir bestellen und worüber wir uns unterhalten mussten.«
    Holtz wurde es eiskalt. Das ist nicht möglich, dachte er und spürte, wie ihm der Atem stockte. Er wollte nicht mehr hören, wollte nur noch aufstehen, sich für die gemeinsame Zeit bedanken und ihr ein glückliches

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